Marktberichte

Amerika hilft Dax bekommt wieder Luft

Nach massiven Verlusten in Japan hat auch der deutsche Aktienmarkt zu kämpfen - die 8000er-Marke im Dax ist nur schwer zu halten. Trotz der anhaltenden Furcht vor einer Straffung der US-Geldpolitik macht der Markt nach dem Kursrutsch am Morgen aber wieder Boden gut. Hilfe kommt aus den USA.

Ist die Luft wirklich raus?

Ist die Luft wirklich raus?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Es hätte alles so schön sein können", sagte Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank etwas resigniert nach dem kräftigen Kursrutsch am Morgen. Nachdem sich die Notenbanken zum Retter der Finanzmärkte entwickelt hätten, sorge nun ausgerechnet "die US-Notenbank mit der angedrohten Stutzung ihrer Liquiditätsoffensive dafür, dass sich Aktienmärkte entblähen".

Nachdem es an den Aktienmärkten in Asien kräftig zur Sache gegangen war, rauschten auch die deutschen Standardwerte in den Keller, und zwar deutlich unter die psychologisch wichtige Marke von 8000 Punkten - zuletzt hatte das Börsenbarometer Anfang Mai unter dieser magischen Schwelle notiert. Mit viel Rückenwind aus den USA konnte der Dax am Nachmittag aber wieder Boden gut machen. Er verringerte seine Verluste und notierte zum Xetra-Schluss nur noch 0,6 Prozent leichter bei 8095 Punkten.

Den Kursen Beine machten die frischen Wirtschaftsdaten aus den USA. "Das moderate Wachstum (in den USA) setzt sich fort und auch der Arbeitsmarkt weist eine weiterhin freundliche Entwicklung auf, während der Inflationsdruck gedämpft bleibt", sagte Ralf Umlauf von der Helaba. "Die Zahlen sollten aber nicht die Erwartungen an einen Ausstieg der US-Notenbank Fed (aus der lockeren Geldpolitik) schon im Sommer forcieren." Sicher kann sich da aber keiner sein und das wird die Risikoscheu der Investoren in der nächsten Zeit bei jeder Gelegenheit wieder neu wecken.

"Fluchtbewegung in sichere Häfen"

"Wenn der Dax unter 8000 rauscht, zeigt das ganz klar: Die US-Notenbank ist wohl nicht mehr bereit - zumindest auf verbaler Ebene -, die Märkte so stark mit Liquidität zu schwemmen und das stört ganz massiv die Aktienlaune", sagte der Börsenexperte Halver bei n-tv. Die Angst, dass die US-Politik des billigen Geldes - also rekordniedrige Zinsen und Anleihekaufprogramme - ein Ende haben könnten, sorgt bereits seit einigen Wochen für große Unruhen an den internationalen Märkten. Der Nikkei-Index stürzte zuletzt aus denselben Gründen um 6,4 Prozent ab.

Die wachsende Unruhe spiegelte auch der Rentenmarkt: Der gleichzeitige Anstieg der Bund-Futures sei kein gutes Zeichen für den Gesamtmarkt, hieß es im Handel. "Das zeigt eine Wiederbelebung der Fluchtbewegung in sichere Häfen plus eine Auflösung der Länder-Spreads gegen die EU-Peripherie-Anleihen", sagte ein Händler. Nachdem zuletzt die Renditen deutscher Anleihen meist im Einklang mit jenen von Euro-Peripheriestaaten zugelegt hatten, geht die Entwicklung nun wieder auseinander. Während die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank, legten die Renditen Spaniens und Italiens zu.

Nikkei - Gefangen im Teufelskreis

Der Nikkei befindet sich nach einer Korrektur von inzwischen mehr als 20 Prozent von den Maihochs in einem Bärenmarkt. Ein wesentlicher Belastungsfaktor ist dabei die steigende japanische Währung. Der Dollar ist auf unter 95 Yen gefallen und damit den tiefsten Stand seit Anfang April, nachdem er im Mai noch bei über 103 Yen gelegen hatte. Im Handel ist von einem Teufelskreis die Rede. "Der Nikkei stürzt ab, weil der Dollar zum Yen fällt und der Dollar gibt zum Yen immer weiter nach, weil der Nikkei abrutscht", sagte Devisenexperte Atsushi Hirano von der Royal Bank of Scotland. Ein Ende dieser Spirale sei gegenwärtig kaum in Sicht.

Lachender Dritter ist der Euro, der trotz der Diskussion über eine Reduzierung der Anleihekäufe in den USA gegen den Dollar zulegen kann. "Wir befinden uns klar in einem Makromarkt", so ein Händler. "Die Frage wird immer lauter, ob die expansive Geldpolitik der Notenbanken ein effektives Mittel dafür ist, die Wirtschaft anzuschieben", so ein Händler. Genährt werden diese Zweifel von der Weltbank, die ihre Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft auf 2,2 von 2,4 Prozent gesenkt hat.

Was ist, wenn … das Notenbankgeld an der Börse verpufft?

Sollte sich herausstellen, dass die Notenbankgelder nur für kräftige Preiserhöhungen an den Börsen gesorgt haben, dürfte sich die Talfahrt an den Börsen fortsetzen. Sollte sich aber abzeichnen, dass die globale Wirtschaft zeitverzögert anspringt, könnte die Party an den Börsen doch noch weitergehen. Das ist das Spannungsfeld, in dem sich die Aktienmärkte bewegen. Für weitere Hinweise hinsichtlich einer möglichen Drosslung von Anleihekäufen müssen sich die Anleger mindestens bis zur Offenmarktsitzung der Fed in der kommenden Woche gedulden.

Tagesthema war mit Rhön-Klinikum ein Wert aus der zweiten Reihe: Die Aktien des Klinikbetreibers sprangen in der Hoffnung auf ein neues Übernahmeangebot zeitweise um mehr als 12 Prozent nach oben. Rhön konnte am Vorabend auf der Hauptversammlung überraschend einen Befreiungsschlag landen: Während bislang bereits 10 Prozent des Kapitals wichtige Beschlüsse blockieren konnten, gilt nun die gesetzlich übliche Sperrminoritätshürde von mehr als 25 Prozent.

Fresenius hätte damit die Möglichkeit, mit seinen Übernahmeplänen für den Klinikbetreiber doch noch zum Zuge zu kommen. Am Nachmittag kündigten Aktionäre aber Anfechtungsklagen gegen die Beschlüsse der Hauptversammlung an. Rhön-Aktiengewinne bröckelten auf plus 5,3 Prozent bei 17,73 Euro

Im Dax kletterten die Versorger ins Plus: Eon-Aktien verteuerten sich an der Indexspitze um 1,4 Prozent, die Anteile an RWE legten 0,3 Prozent zu. Ein Händler verwies bei Eon auf Hoffnungen über einen bevorstehenden Verkauf der Anteile am britischen Urananreicherungsunternehmen Urenco. Ohnehin hielten sich in Zeiten erhöhter Unsicherheit dividendenstarke Werte und Aktien, die als defensive Investments gelten, besonders gut.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/dpa

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