Gerüchte um Lehman Dax beschwingt
22.08.2008, 17:50 UhrErmutigende Nachrichten aus dem Finanzsektor haben dem Dax zum Wochenausklang Schwung gegeben. Eine staatliche koreanische Bank hat signalisiert, an der angeschlagenen US-Investmentbank Lehman Brothers interessiert zu sein. Das gebe Hoffnung nach den jüngsten Schreckensnachrichten aus dem Finanzsektor, sagt ein Händler. Der Dax zieht um 1,5 Prozent an auf 6.331 Zähler. Lehman-Aktien schnellten an der Wall Street vorbörslich um knapp acht Prozent nach oben.
Im Windschatten von Lehman Bros klettern auch auf dem einheimischen Parkett die Finanztitel nach oben. Postbank stehen mit Plus 4,7 Prozent an der Spitze der Dax-Gewinner, gefolgt von der Commerzbank mit einem Plus von 3,7 Prozent.
Die Deutsche Börse kann sich nicht recht von ihrem morgendlichen Tief erholen und kleben am Vortagesstand. Die Ankündigung der SWX Europe, die Gebühren nach dem Start des Handels schweizerischer Aktien auf der alternativen Handelsplattform Turqoise um 30 Prozent zu senken, hatte die Aktien zunächst belastet. "Zwar sind die Einschläge durch die neuen Wettbewerber schon in den vergangenen Wochen und Monaten immer näher an die Deutsche Börse gekommen und auch eingepreist worden. Aber die Aussicht auf 30 Prozent weniger Einnahmen ist schon ein Wort", sagt ein Händler.
Deutsche Post profitieren von einer Hochstufung durch Goldman Sachs. Die Aktie steht mit einem Plus von 2,8 Prozent auf 15,45 Euro im vorderen Feld der Dax-Aktien. Die Analysten empfehlen die Aktie Gelb nunmehr zum Kauf, senken aber das Kursziel auf 18,30 von 22,00 Euro. Größte Gewinner sind allerdings die Aktien der Postbank mit einem Plus von 3,25 Prozent.
Aktien der Deutschen Bank stehen im Blick. Der deutsche Branchenprimus einigte sich im Streit mit dem New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo und anderen über inzwischen unverkäuflich gewordene Spezial-Anleihen. Wie Cuomo am Donnerstag bei der Vorstellung einer Vereinbarung mit dem deutschen Geldinstitut und anderen Banken in New York sagte, werde das Unternehmen für eine Milliarde US-Dollar Anleihen von Anlegern zurückkaufen. Außerdem werde die Bank eine Strafe von 15 Mio. US-Dollar zahlen. Börsianern zufolge ist die Bank relativ glimpflich davon gekommen. Die Aktie legt leicht zu.
Hochtief werden durch einen Pressebericht bewegt. Dem Baukonzern droht laut Manager Magazin" eine Zerschlagung durch seine Großaktionäre. Der Anstoß zur Übernahme und Zerschlagung könnte vom Baukonzern ACS kommen. Das klassische europäische Baugeschäft von Hochtief soll wohl an den zweiten Großaktionär Oleg Deripaska gehen. Eine Sprecherin in Essen sagte: "Wir haben keinerlei Anzeichen, dass uns ACS zerschlagen will." Ein Händler urteilte: Diese Aussagen dürften die Übernahmespekulationen nicht dämpfen. Der Pressebericht klinge plausibel, insbesondere weil Hochtief als unterbewertet gelte und ACS Überkapazitäten auf dem spanischen Markt reduzieren könnte. Die Aktie legt 8,8 Prozent zu.
Auch MLP-Papiere werden nach einer Kapitalmaßnahme im Auge behalten. Eine Woche nach dem Einstieg von Swiss Life hat der Finanzdienstleister zum Befreiungsschlag gegen den ungeliebten Großaktionär angesetzt. Wie am Vortag kurz vor Xetra-Schluss bekannt geworden war, begrenzt MLP mit Hilfe einer Kapitalerhöhung, die von den Versicherern Allianz , AXA und Uberior Ena gezeichnet wurde, den Einfluss der Schweizer. Die Aktien gewinnen 2,9 Prozent. Wie die "Financial Times Deutschland" berichtet, wurde die Kapitalerhöhung zu 12,63 Euro je Aktie platziert. Ein Händler sagte: 'Der Anteil von Swiss Life wurde unter 25 Prozent verwässert - das dürfte Spekulationen auslösen, dass die Schweizer ihre Beteiligung wieder
EADS legen um vier Prozent auf 14,70 Euro zu und profitieren damit vom sich abzeichnenden Rückzug von Boeing aus dem Vergabeverfahren für den Auftrag über neue Tankflugzeuge für die US-Luftwaffe. Wenn sein Unternehmen nicht sechs Monate mehr Zeit bekomme, bestehe die hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich sein Unternehmen aus dem Rennen verabschieden werde, hatte Jim Albaugh, Chef des Verteidigungstechnikgeschäfts von Boeing, zuvor dem "Wall Street Journal" gesagt.
Arcandor hat Marktgerüchte zurückgewiesen, wonach Konzernchef Thomas Middelhoff das Unternehmen vorzeitig verlassen werde. "An den Gerüchten ist nichts dran. Herr Middelhoff wird seinen Vertrag bis Ende 2009 erfüllen", sagte ein Konzernsprecher. Der Aktienkurs hatte Händlern zufolge in Reaktion auf entsprechende Spekulationen deutlich angezogen und lag in der Spitze drei Prozent im Plus bei 5,57 Euro. Nach dem Dementi fiel die Aktie zeitweise deutlich ins Minus um dann wieder anzuziehen. Allein in den vergangenen fünf Handelstagen haben die Aktien rund 23 Prozent an Wert verloren - so viel wie kein anderes MDax-Unternehmen.
Quelle: ntv.de