Über 6300 Punkten Dax bezwingt wichtige Hürde
12.10.2010, 17:40 UhrDer deutsche Aktienmarkt schlägt sich am Dienstag nach einem verkorksten Start in den Handelstag überraschend gut. Für Zugewinne reicht der Schwung nicht, doch kann der Dax die hart umkämpfte Marke von 6300 Punkten knapp verteidigen.
Noch am Morgen sah es am deutschen Aktienmarkt nicht danach aus, als könne der deutsche Leitindex Dax den Handelstag über der Marke von 6300 Punkten beenden. Schwache Vorgaben aus Asien und negative Aussagen aus der Spitze der US-Notenbank Fed taten dazu ihr Übriges. Doch wenige Stunden vor der Veröffentlichung des viel beachteten Protokolls der letzten US-Notenbanksitzung und frischer Quartalszahlen des Technologieriesen Intel arbeitete sich der Markt Schritt für Schritt empor.
Der Dax ging mit einem Minus von 0,1 Prozent auf 6304,57 Punkte aus dem Handel. Der MDax legte hingegen 0,1 Prozent zu auf 8997,94 Punkte. Für den TecDax ging es um 0,1 Prozent nach oben auf 781,08 Punkte.
"Wenn es gute Nachrichten gegeben haben sollte, dann sind sie an mir vorbei gegangen", kommentierte Marktanalyst David Buik von BGC Partners. Laut Händlern lösten Warnungen der Vize-Chefin der US-Notenbank vor den Gefahren zu niedriger Zinsen Spekulationen aus, die Fed könne der US-Konjunktur doch weniger stark unter die Arme greifen als von vielen erwartet. Es sei denkbar, dass eine lockere Geldpolitik letztlich zur übermäßigen Kreditnachfrage verführe und damit die Gefahr von Finanzblasen verstärke, warnte die Stellvertreterin von Fed-Chef Ben Bernanke, Janet Yellen.
Die Fed veröffentlicht das Protokoll ihrer Sitzung vom 21. September gegen 20.00 Uhr deutscher Zeit. Nach Handelsschluss an der Wall Street wird zudem der weltgrößte Chipproduzent Intel seinen Quartalsbericht veröffentlichen. Analysten erwarten im Mittel ihrer Prognosen einen Gewinn von 50 US-Cents je Aktie, die Flüsterschätzungen lauten auf 54 Cents je Aktie. Zwar hat der Halbleiterhersteller erst Ende August seine Prognosen für Umsatz und Gewinn gesenkt und dies mit der schleppenden Nachfrage nach Rechnern begründet. Fraglich ist allerdings, in welchem Umfang diese zurückgenommene Zielvorgabe bereits in die Markterwartungen eingeflossen ist.
Schwache Versorger
Besonderen Druck auf den Dax übten die Kursrückgänge bei RWE und Eon aus, die 2,1 beziehungsweise 1,7 Prozent einbüßten. Händler machten Äußerungen des nordrhein-westfälischen SPD-Wirtschaftsministers Harry Voigtsberger für die Verluste verantwortlich. Sollte der Bund den Versuch unternehmen, die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ohne den Bundesrat durchzudrücken, werde sein Bundesland vor das Verfassungsgericht ziehen, kündigte der Minister an.
Stärkere Verluste verbuchten auch die Papiere von Adidas mit minus 1,3 Prozent. Ein Händler verwies auf einen neuen Auftrag für den Sportartikelhersteller Nike, der laut einem Fernsehbericht von 2012 an offizieller Ausstatter der National Football League in den USA werde. Dies bedeute für den Konkurrenten Adidas, dass er mit seiner Marke Reebok diesen Großauftrag verliert.
Gegen den Markttrend behaupteten sich erneut die Autowerte im Plus, allen voran Daimler, die von einer Kaufempfehlung von UBS profitierten und an der Spitze des Dax 3,3 Prozent zulegten. Für Papiere von Volkswagen ging es um 0,7 Prozent aufwärts.
Demag Cranes blüht Bieterkampf
Im MDax sorgten die Spekulationen um einen möglichen Bieterkampf um Demag Cranes wieder für ein Kursplus von 3,9 Prozent bei dem Kranhersteller. Einige Anleger folgten zudem den Empfehlungen von Brokern und kauften die Aktien von Rhön-Klinikum, die knapp fünf Prozent zulegten.
Unter den Verlierern waren die Hochtief-Aktien mit einem Abschlag von 0,9 Prozent. Der Baukonzern prüft zur Abwehr der Übernahme durch den Großaktionär ACS eine Kapitalerhöhung, wie aus Unternehmenskreisen verlautete.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/dpa-AFX