4000 Punkte knapp verfehlt Dax bleibt gedämpft
13.03.2009, 17:45 UhrDer Dax hat mit einem fulminanten Start den Wochenausklang begonnen und im ersten Anlauf die 4000-Punkte-Marke überwunden. Nach einem kurzen Durchhänger hielt sich der Index bis zum Start der US-Börsen und die psychologisch wichtige Marke. Doch gegen Ende entzogen Gewinnmitnahmen dem Index die nötigen Kräfte und er schloss knapp unter der Marke des Vortages.
Der Deutsche Leitindex Dax verlor leicht mit 0,06 Prozent auf 3953 Punkte. Der TecDax konnte um 0,19 Prozent auf 427 Punkte zulegen. Der MDax gewann 1,21 Prozent auf 4462 Punkte.
Der Markt schwanke zwischen zwei Extremen, sagte ein anderer Händler. Wer auf fallende Kurse gesetzt hatte, werde nun möglicherweise auf dem falschen Fuß erwischt und müsse einsteigen, was die Kurse stützten dürfte. Auf der anderen Seite dürften einige Anleger das Plus im Dax zum Anlass für Gewinnmitnahmen genommen haben.
Der Chef des US-Branchenprimus Bank of America, Kenneth Lewis, hatte am Vorabend nach seinen Kollegen von der Citigroup und JPMorgan für die ersten beiden Monate einen Gewinn in Aussicht gestellt. Darüber hinaus erwartet Lewis sogar für das Gesamtjahr schwarze Zahlen. Dies schob auch die Börse in Tokio an, wo der Nikkei-Index über fünf Prozent zulegte. Zuvor hatten schon die US-Börsenindizes wichtige Marken übersprungen und bis zu vier Prozent höher geschlossen.
Aktienhändler verwiesen angesichts der Verluste im späten Handel einhellig auf Gewinnmitnahmen. "So recht traut dem Frieden noch keiner und deswegen ist Vorsicht das oberste Gebot", sagte ein Aktienhändler. Die Erholungsbewegung an den Aktienmärkten bestärkt Analyst Georg Elsäßer von der WestLB darin, dass eine Bodenbildung an den Märkten im Gange ist. Gleichwohl sieht er darin noch nicht den Auftakt zu einer nachhaltigen Rally.
Im Dax zählten die Aktien der Deutschen Bank und Commerzbank mit zeitweiligen Gewinnen von bis zu sieben Prozent zu den größten Gewinnern. Im Verlauf bröckelten die Kurse leicht ab. Seit Wochenbeginn haben die Deutsche-Bank-Titel schon 40 Prozent an Boden gutgemacht. Während damit der Abstand zum Vorjahresschluss auf 5,3 Prozent geschrumpft ist, liegen die Aktien damit noch 67 Prozent unter ihrem Vorjahreshoch. Deutsche Bank verloren im heutigen Handel 2,25 Prozent auf 25,76 Euro. Die Aktien der Commerzbank gewannen mit 0,94 Prozent auf 2,675 Euro besonders deutlich. Allianz legten drei Prozent, Münchener Rück über zwei Prozent zu.
Gewinntmitnahmen belasteten die Aktie von BMW. In den vergangenen Tagen hatte das Papier deutlich zulegen können. Zahlreiche Anleger wollen offenbar vor dem Wochenende Kasse machen. Die Aktie verlor 3,52 Prozent auf 22,57 Euro.
Erholt präsentierten sich im Dax die Aktien von K+S, die nach dem Kurseinbruch vom Vortag um 3,46 Prozent zulegten. Händler führten dies auf ein technische Gegenbewegung sowie auf Berichte zurück, wonach der Salz- und Düngemittelspezialist die Entscheidung über ein Gebot für den US-Rivalen Compass verschoben hat. Der Kursrutsch von 7,4 Prozent am Vortag sei übertrieben gewesen, sagte ein Händler. Die DZ Bank bekräftigte ihre Kaufempfehlung. Der Ausblick von K+S sei konservativ, die finanzielle Verfassung des Unternehmens solide, schrieb Analyst Heinz Müller.
Die Titel von Hypo Real Estate (HRE) schossen im MDax vor diesem Hintergrund gar um 12,99 Prozent auf 0,870 Euro in die Höhe. Die Bundesregierung und der US-Investor Christopher Flowers loten an diesem Sonntag erneut einen Kompromiss über die Zukunft des angeschlagenen Immobilienfinanzierers aus. Verhandelt werde über Möglichkeiten für eine Abgabe der HRE-Anteile von Flowers an den Bund, bestätigten Koalitionskreise.
Die Aktien der Stahlunternehmen wie ThyssenKrupp und Salzgitter gaben hingegen jeweils rund zwei Prozent nach. Händler verwiesen auf schlechte Nachrichten vom US-Wettbewerber United States Steel (US Steel). Dessen Titel brachen um mehr als sieben Prozent ein, nachdem die Ratingagentur Moody's angekündigt hatte, die Bewertung der Zahlungsfähigkeit des Stahlkonzerns möglicherweise herabzustufen. Grund sei die schwierige Situation der Branche.
Bei der Deutschen Telekom ist der Tarifstreit vorerst beigelegt. Die T-Aktien stiegen um 0,42 Prozent auf 9,455 Euro.
Im Index der mittelgroßen Werte zählten MLP-Titel mit plus 19,39 Prozent auf 7,45 Euro zu den Favoriten. Der Schweizer Versicherer Swiss Life Holding spricht mit der deutschen Versicherungsgruppe Talanx über die Beteiligung an dem deutschen Finanzvertrieb.
Im TecDax schließlich schossen die Aktien von United Internet an der Indexspitze um 11,32 Prozent auf 5,11 Euro hoch. Händler nannten als Grund einen Bericht der "Frankfurter Allgemeine Zeitung", wonach der spanische Telefonkonzern Telefnica nicht nur Interesse an der Hamburger Hansenet/Alice, sondern auch an dem Internetdienstleister hat. United Internet und Telefnica wollten den Bericht nicht kommentieren.
Quelle: ntv.de