Gewinne schmelzen Dax bleibt positiv
18.03.2002, 20:15 UhrDie deutschen Standardwerte haben am Montag die Pluszone verteidigt - allerdings sind die Zugewinne im Sog fallender Kurse an den US-Börsen im späten Handel wieder deutlich kleiner geworden. Händlern zufolge setzten nach den jüngsten Zuwächsen nun wieder Gewinnmitnahmen ein, zudem fehlten die Anschlusskäufe. Der Dax verlor den Anschluss trotzdem nicht und legte immerhin 0,5 Prozent auf 5.426 Punkte zu.
Mittelfristig zeigen sich die Händler zudem sehr positiv gestimmt. Auf Sicht von drei bis vier Monaten könne der Dax wieder die 6.000 Punkte erreichen, hieß es. Kurzfristig liege das Kurspotential des Blue-Chip-Index bei 5.600 Punkten.
Nach den guten Konjunkturdaten aus den USA waren vor allem die konjunktursensiblen High-Techs gefragt, diese müssten normalerweise als erste von einem Wirtschaftsaufschwung profitieren, so ein Händler. Angeführt wird die Gewinnerliste von der Epcos -Aktie, die 5,7 Prozent auf 52,51 Euro zulegte, für Siemens ging es 1,2 Prozent auf 76,70 Euro nach oben. SAP schloss mit 2,6 Prozent bei 174,50 Euro über dem Freitagsschluss, die Deutsche Telekom konnte sich nur marginal um 0,2 Prozent auf 17,04 Euro verbessern. Infineon rutschte nach freundlichen Start hingegen noch mit 0,2 Prozent ins Minus und schloss bei 25,90 Euro.
Der Dialyse-Konzern Fresenius Medical Care will im laufenden Jahr ein organisches Wachstum von 6 bis 9 Prozent und eine Gewinnsteigerung zwischen 10 und 15 Prozent erreichen. 2002 werde ein Jahr des organischen Wachstums, so der Vorstandsvorsitzende Ben Lipps in einem Zeitungsinterview. Die Aktie legte 3,3 Prozent auf 68,60 Euro zu.
Im Blickpunkt der Anleger auf dem Frankfurter Parkett am Montag stand auch die Preussag-Aktie. Der weltgrößte Touristikkonzern wird das Wintergeschäft nach Angaben des Unternehmenschefs Michael Frenzel voraussichtlich mit einem Umsatzminus abschließen. Für das laufende Jahr und besonders die wichtige Sommersaison wollte Frenzel noch keine Prognose wagen. Die Aktie stieg 0,3 Prozent auf 35,19 Euro. Die Aussagen von Frenzel seien nicht negativ zu bewerten, so ein Händler. Die Reisebranche werde im zweiten Halbjahr anziehen, dass sei realtiv sicher und der Sommer sei die wichtigere Saison für den Sektor.
Auch die Aktie der Lufthansa war gefragt. Die Fluggesellschaft erwartet in den nächsten Monaten eine kontinuierlich steigende Nachfrage nach Flügen und eine Ausweitung des eigenen Marktanteils, das verlautete auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Die Aktie profitierte mit einem Anstieg von 1,5 Prozent auf 18,70 Euro.
Die Sparpläne bei der Commerzbank nehmen konkrete Formen an. Management und Betriebsrat haben sich einem Zeitungsbericht zufolge auf einen Sozialplan für den im Herbsst angekündigten Abbau von 3.400 Stellen geeinigt. Betriebsbedingte Kündigungen seien dabei nicht ausgeschlossen, sollen aber vermieden werden, so der Bericht. Die Papiere legten 0,1 Prozent auf 20,78 Euro zu.
Zu den Verlierern gehörte die Aktie von Bayer, die 1,8 Prozent auf 40,07 Euro nachgab. Die US-Investmentbank Merrill Lynch hat die Papiere des Pharmakonzerns auf „Reduce/Sell“ von zuvor „Neutral“ heruntergestuft. Das aktuelle Kursniveau enthalte bereits eine starke Erholung im Pharma-Bereich oder einen Ausstieg aus dieser Sparte, beides sei aber nicht sehr wahrscheinlich, so die Analysten zur Begründung.
Für den angeschlagenen Baukonzern Philipp Holzmann ist weiterhin keine Lösung in Sicht. Die beteiligten Gläubigerbanken haben sich am Wochenende nicht auf einen Rettungsplan für das Unternehmen einigen können. Ein Holzmann-Sprecher sagte am Sonntag auf Anfrage allerdings, es gebe weiter Gespräche. Zu den Chancen auf eine Einigung und zum Schicksal Holzmanns im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen wollte er sich nicht äußern. Die Bundesregierung stellte indes klar, sie betrachte die Rettung Holzmanns vor einem möglichen Aus nun als Angelegenheit der Banken und sehe sich nicht weiter in der Pflicht. Die Aktie brach 26 Prozent auf 4,80 Euro ein. Am Freitag war spekuliert worden, dass der Baukonzern Insolvenz beantragen müsse, sollte am Wochenende keine Lösung gefunden werden.
Im Mittelpunkt in dieser Woche dürften in den nächsten Tagen die Aktien der Münchener Rück, von Degussa und E.ON stehen, alle drei Unternehmen wollen Geschäftszahlen vorlegen. BMW und die HypoVereinsbank haben zudem zu Bilanzpressekonferenzen eingeladen. Am Dienstagabend trifft sich der Offenmarktausschuss der US-Notenbank unter Leitung von Alan Greenspan. Mit weiteren Zinssenkungen rechnen Experten nach den guten Konjunkturdaten der letzten Wochen allerdings nicht. Vielmehr sei in näherer Zukunft eine Anhebung der Zinsen zu erwarten, hieß es.
Quelle: ntv.de