Unruhe im Bankensektor Dax bleibt unter Wasser
29.01.2009, 17:58 UhrNach der kräftigen Aufwärtsbewegung vom Vortag ist dem deutschen Aktienmarkt am Donnerstag die Puste ausgegangen. "Die Leute wollen auf Nummer sicher gehen und nehmen ihre Gewinne von gestern mit", fasste ein Händler am Nachmittag zusammen. Nach dem schwachen Handelsstart an der Wall Street gaben die Kurse in Deutschland weiter nach. Der Leitindex Dax beendete den Handelstag mit einem Minus von 2,0 Prozent und notierte zuletzt 90 Zähler tiefer bei 4428 Punkten. Am Vortag hatte der Leitindex noch 4,5 Prozent zugelegt. Der MDax mittelgroßer Werte ging mit einem Abschlag von 2,11 Prozent bei 5065 Zählern aus dem Handel. Der TecDax verlor 2,65 Prozent auf 481 Punkte.
Der Dax habe es nicht geschafft, die 4500 Punkte-Marke zu halten, sagte Marktstratege Hans-Jürgen Delp von der Commerzbank. "Die Hoffnung auf Fortschritte bei der Bekämpfung der Finanzkrise und positiv aufgenommene Unternehmensbilanzen hatten in den Tagen zuvor die Stimmung etwas verbessert. Doch noch ist die Nachrichtenlage insgesamt negativ und daher nehmen Anleger Gewinne rasch auch wieder mit."
"Ich denke, der Markt ist von der Fed-Entscheidung von gestern Abend ein wenig enttäuscht", sagte ein Händler. Die US-Notenbank (Fed) hatte zwar im Grundsatz die Absicht bestätigt, Staatsanleihen zu kaufen. Doch hatte sie den Termin dafür weiter offengelassen. Die Annahme des Konjunkturpaketes von US-Präsident Barack Obama durch das Repräsentantenhaus wurde generell positiv aufgenommen. Allerdings störte der Widerstand der oppositionellen Republikaner viele Anleger. Das Paket geht nun in den Senat und dürfte bis zur endgültigen Verabschiedung von beiden Kammern noch geändert werden.
Die Skepsis vieler Börsianer wurde durch neue Wirtschaftsmeldungen aus Europa und den USA bestätigt: In Deutschland verschlechterte sich im Januar die Lage am Arbeitsmarkt dramatisch. In Frankreich beteiligten sich Hunderttausende an einem landesweiten Streik gegen die nach Ansicht der Gewerkschaften zu zaghafte Bekämpfung der Wirtschaftskrise durch die Regierung. In den USA fielen die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten und die Statistik zum Auftragseingang langlebiger Güter schlechter als erwartet aus. Auch vom Immobilienmarkt kamen alles andere als positive Daten.
Am Tag nach den außerordentlich starken Kursgewinnen im Bankensektor bot der deutsche Aktienmarkt ein deutlich schwächeres Bild. Vor allem die Arbeiten an einer Auffanglösung für die Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) sorgten für Unruhe. Die im MDax notierten HRE-Aktien fielen nach Aussagen von Axel Wieandt, Chef des angeschlagenen Immobilienfinanzierers, 12,5 Prozent. "Die Hypo Real Estate hat nur mit Unterstützung des Bundes eine positive Zukunft", sagte Wieandt der "Süddeutschen Zeitung".
Bankentitel litten nach dem Kursfeuerwerk am Mittwoch besonders deutlich unter Gewinnmitnahmen. Prozentual zweistellige Zuwächsen hatten die Aktien der Deutschen Bank, der Commerzbank und der Postbank verzeichnet, als tags zuvor über die Gründung einer "Bad Bank" in den USA spekuliert worden war. Begünstigt worden waren die Kursentwicklungen noch durch einen Bericht in einem Börsenbrief über einen guten Start der Deutschen Bank in das neue Jahr. Die Titel der Deutschen Bank gaben nun am Dax-Ende 6,37 Prozent ab. Die Commerzbank-Titel sackten um 3,16 Prozent ab und die der Postbank um 4,61 Prozent.
Auch Autowerte zählten zu den Verlierern, wobei die Anteilsscheine von Daimler um 3,96 Prozent abrutschten und die von VW 4,85 Prozent verloren. BMW-Aktien schlossen 3,58 Prozent tiefer bei 18,30 Euro, nachdem sie zeitweise bis auf 17,88 Euro gefallen waren. Gerüchte über eine drohende Gewinnwarnung bei den Münchnern hätten das Papier unter Druck gebracht, hieß es am Markt. Außerdem meldete US-Autobauer Ford für 2008 einen Rekordverlust von 15 Mrd. US-Dollar.
Zu den wenigen Aktien mit Kursgewinnen zählten dagegen die der Software-Schmiede SAP. Sie legten nach einem mehr als fünfprozentigen Plus am Mittwoch um weitere 0,67 Prozent zu. Finanzchef Werner Brandt hatte über eine reibungslose und sehr rasche Integration des 2008 übernommenen Software-Herstellers Business Objects berichtet. Zudem hatten nach der am Vortag bekanntgegebenen Bilanz mehrere Analystenhäuser ihre Kursziele für die SAP-Aktie angehoben.
Neben dem Software-Titel standen im Dax lediglich BASF, MAN, ThyssenKrupp und Fresenius Medical Car auf der Gewinnerseite. BASF-Aktien markierten mit einem Aufschlag von 3,37 Prozent an der Spitze des Leitindex.
Im TecDax brachen die Aktien von Wirecard nach Zahlenvorlage zeitweise bis auf 3,97 Euro ein. Mit minus 9,32 Prozent auf 4,38 Euro gingen sie aus dem Handel.
Quelle: ntv.de