Allianz schockte Dax brach ein
31.07.2002, 20:15 UhrGute Zahlen von den Dax-Unternehmen und schlechte Zahlen von der US-Konjunktur galt es am Mittwoch für die Anleger gegeneinander abzuwägen. Kurz vor Ultimo schockte die Allianz dann noch mit einer Gewinnwarnung. Die Entscheidung der Anleger fiel eindeutig aus: die Pessimisten überwogen und schickten den Dax nach starkem Start um 4,6 Prozent auf 3.700 Punkte in die Verlustzone.
Das US-Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal nach vorläufigen Zahlen des US-Handelsministeriums um 1,1 Prozent und damit wesentlich weniger stark gewachsen als erwartet. Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg um 2,2 Prozent gerechnet. Die US-Verbraucherausgaben sind im zweiten Quartal um 1,9 Prozent gestiegen und damit weniger stark als in den ersten drei Monaten des Jahres, als noch 3,1 Prozent mehr ausgegeben wurden.
Weitere negative Nachrichten gab es kurz nach Handelsstart. Der Konjunkturindex der Chicagoer Einkaufsmanager ist im Juli auf 51,5 von 58,2 Punkten im Vormonat und damit deutlicher als erwartet gefallen. Analysten hatten nur mit einem Rückgag auf 56,7 Punkte gerechnet.
Die Grundstimmung an den Märkten sei weiter schlecht, so ein Händler. Nun würden die Sorgen der Anleger durch die schwachen US-Konjunkturdaten neue Nahrung erhalten. Der Dax sei zudem weiterhin sehr volatil. Solange der Index so schwankungsanfällig bleibe, würden sich viele Anleger noch zurückhalten, hieß es weiter. Erst wenn der Volatilitätsindex unter 40 sinke, würden die Anleger in den Markt zurückkehren. Am Mittwoch lag der Vdax bei 44,69 Punkten.
Kurz vor Handelsschluss kam die Hiobsbotschaft von der Allianz: Gewinnwarnung. Die bisherige Ergebnisprognose in Höhe von drei Milliarden Euro für dieses Jahr könne aus heutiger Sicht nicht mehr gehalten werden. Im abgelaufenen zweiten Quartal sei ein Nettoverlust von 350 Millionen Euro angefallen. Grund für das schwache Ergebnis sei die schwierige Entwicklung bei der Kapitalanlage und im Bankgeschäft (Dresdner Bank). Die Aktie brach nach Veröffentlichung der Daten deutlich um 11,5 Prozent auf 145,30 Euro ein.
Im Mittelpunkt auf dem Frankfurter Parkett die Metro-Aktie. Der größte deutschen Einzelhandelskonzern hat im zweiten Quartal mit 181,8 Millionen Euro operativ weniger verdient als im vergleichbaren Vorjahresquartal, als noch ein operatives Plus 192,8 Millionen Euro in den Büchern gestanden hatten. Das Ergebnis lag am unteren Rand der Analystenerwartungen. Für das Gesamtjahr senkte die Metro ihr Umsatzwachstumsziel auf 5,5 bis 6 Prozent von zuvor 6 Prozent. Die Papiere schlossen mit 1,2 Prozent bei 26,20 Euro im Plus.
Der Nettogewinn der Deutschen Post ist im ersten Halbjahr auf 155 Millionen Euro von rund einer Milliarde Euro im Vorjahreszeitraum gesunken, teilte das Unternehmen mit. Der Umsatz sei dagegen hauptsächlich wegen der Übernahme der Mehrheit an dem Logistik-Unternehmen DHL International um rund 15 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro gestiegen, hieß es weiter. Die Aktie fiel 5,6 Prozent auf 10,10 Euro.
Die Deutsche Lufthansa hat ihre Prognose für das operative Ergebnis 2002 indirekt deutlich angehoben. Finanzvorstand Kley sagte in einen Zeitungsinterview, die Fluggesellschaft rechne nun mit einem operativen Plus von 500 Millionen Euro statt der bislang erwarteten 400 Millionen Euro. Zudem kündigte die Lufthansa den Kauf von zehn Airbus Langstreckenflugzeugen des Typs A330-300 an. Die Aktie legte 2,1 Prozent auf 12,20 Euro zu.
Epcos gab am Morgen Details zu dem geplanten Restrukturierungsprogramm bekannt. Demnach sollen 2003 rund 300 Stellen in Europa gestrichen werden. Die Maßnahmen würden das Ergebnis im vierten Quartal einmalig mit 30 Millionen Euro belasten, hieß es weiter. In allen Sparten würden zu den bereits ergriffenen Maßnahmen weitere Kostensenkungen in Angriff genommen, hieß es weiter. Epcos hatte vor einer Woche seine Prognose für das Gesamtjahr gesenkt und rechnet nun mit einem Verlust vor Steuern und Zinsen statt des bislang angepeilten Gewinns. Die Aktie verlor 9,6 Prozent auf 17,71 Euro.
Der Münchener Siemens-Konzern hat seinen Stimmrechtsanteil an dem Chip-Hersteller Infineon nach eigenen Angaben auf unter 25 Prozent gesenkt und besitzt damit keine Sperrminorität mehr. Der gesamte Anteil von Siemens an Infineon einschließlich der nicht stimmberechtigten Aktien belaufe sich nun auf 41,25 Prozent, sagte eine Siemens-Sprecherin. Zugleich wiederholte sie frühere Ankündigungen des Konzerns, denen zufolge sich das Dax-Schwergewicht mittelfristig ganz aus Infineon zurückziehen will. Die Infineon-Aktie verlor 4,6 Prozent auf 14,60 Euro, für Siemens ging es 3,4 Prozent auf 50,50 Euro nach unten.
Der Softwarekonzern SAP hat nach eigenen Angaben einen Großauftrag von dem US-Autobauer Ford und dem Baumaschinenkonzern Caterpillar für Logistiksoftware erhalten. Nach Auskunft aus Branchenkreisen soll der Auftrag zu den fünf größten der vergangenen drei Jahre gehören. Die SAP-Aktie gab 5,7 Prozent auf 75,00 Euro nach.
Die US-Investmentbank Lehman Brothers hat die Aktie von Volkswagen auf „buy“ von zuvor „marketperform“ heraufgestuft. Das Kursziel beließen die Analysten bei 62 Euro. Für die Papiere ging es 0,4 Prozent auf 47,15 Euro nach unten.
Schlechte Nachrichten gab es für die Deutsche Telekom. Die Investmentbank UBS Warburg hat die Bewertung für die T-Aktie auf „reduzieren“ von zuvor „halten“ gesenkt. Das Kursziel reduzierten die Analysten auf 10 von zuvor 17 Euro. Die Aktie verlor 5,1 Prozent auf 11,62 Euro.
Größter Verlierer im Dax war einmal mehr die Aktie des Dialysespezialisten Fresenius Medical Care (FMC). Hier wirkte noch immer die Gewinnwarnung vom Vortag nach. Diese bewirkte zudem, dass eine Reihe von Analysten ihre Einstufung der Aktie senkte. FMC brach um 11,9 Prozent auf 34,54 Euro ein. Auch für die Konzernmutter Fresenius ging es weitere 9,3 Prozent auf 38,37 Euro nach unten.
Der Autozulieferer Continental hat im ersten Halbjahr trotz der schwachen Branchenkonjunktur bei Umsatz und Ergebnis zugelegt. Vor allem beim operativen Gewinn wurden die Analystenerwartungen deutlich übertroffen. Im Gesamtjahr hält Continental an seinen Zielen fest, das Ergebnis gegenüber dem schwachen Vorjahr deutlich anzuheben und die Rekordzahlen von 2000 wieder zu erreichen. Die Aktie legte 4,5 Prozent auf 17,60 Euro zu.
Quelle: ntv.de