Vorschusslorbeeren für Commerzbank Dax bügelt Verluste aus
08.08.2012, 18:00 Uhr
(Foto: REUTERS)
Als wäre nichts gewesen, geht der deutsche Aktienmarkt zur Wochenmitte unverändert aus dem Handel. Zuvor sorgen jedoch Gewinnmitnahmen für eine Unterbrechung der Sommerrally und scheinen die Hoffnung auf einen raschen Anstieg des Dax auf 7000 Punkte zunichte zu machen. Nicht ganz unschuldig am späten Glück ist die Commerzbank.
Mit einem versöhnlichen Handelsausklang hat der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch einen ansonsten von Verlusten dominierten Tag beendet. Nach der Rally der vergangenen Börsentage, die den Dax beinahe bis auf 7000 Punkte getrieben hatte, hatten Anleger zunächst Gewinne mitgenommen. Ihr übriges taten dabei auch Konjunkturdaten. Dann setzte jedoch eine Erholung von den Minuszeichen ein.
Der Dax beendete den Handel mit einem minimalen Minus von knapp 2 Punkten bei 6966,15 Punkten. Zwischenzeitlich fiel das Börsenbarometer bis auf 6907 Punkte. Der MDax verlor 1,0 Prozent auf 11.053,79 Zähler. Der TecDax gab 1,2 Prozent ab auf 786,97 Punkte.
Ob sich die späte Erholung jedoch am Donnerstag fortsetzen wird und damit die Sommerrally weitergeht, daran haben manche Börsianer ihre Zweifel. "Die Verschnaufpause hat vermutlich erst begonnen", sagt Achim Matzke, Marktanalyst der Commerzbank. "Die Rally-Gewinne waren etwas übertrieben", ergänzt er mit Blick darauf, dass der Dax allein in den vergangenen zehn Handelstagen um 600 Punkte auf fast 7000 Punkte gestiegen ist. Matzke rechnet nun mit einem Rückgang Richtung 6750 Punkte in den kommenden Handelstagen. Einen stärkeren Rückgang verhindere voraussichtlich der Wechsel der Anleger aus konjunkturabhängigen in konjunkturunabhängige Titel.
Gegen einen stärkeren Einbruch sprechen auch neue Konjunkturdaten. Der befürchtete starke Rückgang bei der deutschen Industrieproduktion ist ausgeblieben. Sie ist im Juni um 0,9 Prozent gesunken und damit nur etwas stärker als im Konsens von den Volkswirten erwartet. Nach sehr schwachen Auftragseingängen am Dienstag hatten einige Beobachter aber einen sehr viel stärkeren Rückgang befürchtet. Nun verstärkt sich die Meinung, dass die Konjunktur nur in eine Delle eingelaufen sei und nicht in einen anhaltenden Abschwung.
Leicht belastend wirkte auch die schwindende Nachfrage nach deutschen Exportgütern. Sie sank im Juni im Vergleich zum Vormonat um 1,5 Prozent. Experten hatten jedoch bereits mit einem Rückgang in dieser Größenordnung gerechnet, nachdem die Exporte im Vormonat um 4,2 Prozent gestiegen waren.
Wetten auf Commerzbank
Als Tagesgewinner gehen die Papiere der Commerzbank aus dem Handel. Sie drehten im späten Handel deutlich ins Plus und beendeten den Tag mit einem Aufschlag von 1,7 Prozent. Damit positionierten sich Anleger im Vorfeld von Quartalszahlen der Bank, die am Donnerstagmorgen veröffentlicht werden sollen.
Gefragt waren auch Aktien von Linde, die 1,5 Prozent fester aus dem Handel gingen. Für gute Laune sorgte bei Anlegern, dass der Gasehersteller mit seinem Übernahmeangebot für das Homecare-Unternehmen Lincare erfolgreich war und sich 95 Prozent der Anteile gesichert hat. Eine weitergehende Zustimmung der Lincare-Aktionäre zu der Übernahme ist nicht erforderlich. Börsianer machten zudem auch charttechnische Gründe für das Plus verantwortlich.
Als stärkster Verlierer gingen dagegen Papiere der Lufthansa mit einem Kursminus von 3,0 Prozent aus dem Handel, die unter einem drohenden Streik des Kabinenpersonals litten. "Die Urabstimmung des Kabinenpersonals für einen Streik ist eine schwere Belastung für das Sentiment", sagte ein Analyst. Die Gewerkschaft UFO habe zwar noch nicht für einen direkten Streik votiert, ihre Verhandlungsmacht damit aber kräftig gestärkt.
Flut von Quartalsbilanzen
Im Fokus standen daneben vor allem die Bilanzen einiger Unternehmen aus der zweiten Reihe. Mit einem Minus von 4,3 Prozent hing der Kurs von Klöckner & Co in den Seilen. Anleger reagierten verstimmt auf einen skeptischen Ausblick des Stahlhändlers. Noch am Vortag hatten die Aktien mehr als 8 Prozent Kursplus verbucht.
Auch Fraport sorgte mit seinem Zahlenwerk für lange Gesichter, der Kurs verlor 3,2 Prozent. Hohe Investitionen und das Nachtflugverbot machten dem Unternehmen zu schaffen. Beim Umsatz und operativen Gewinn lagen die Zahlen laut DZ-Bank-Analyst Robert Czerwensky im Rahmen der Erwartungen. Unterm Strich blieb jedoch weniger Gewinn übrig als erhofft.
Brenntag-Papiere verloren 2,7 Prozent. Die Zahlen sind laut Marktteilnehmern zwar im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, der Ausblick gilt aber als schwach.
Papiere von Axel Springer können sich dagegen nach frühen Verlusten fangen und unverändert schließen. Gestützt wurde der Kurs von Aussagen des Unternehmens auf einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen. Demnach hätte die Jahresprognose erhöht werden können, wenn das konjunkturelle Umfeld nicht so unsicher wäre. "Hat sowieso keiner verstanden, warum die nach den guten Zahlen 4 Prozent ins Minus gerutscht waren", sagte ein Händler. Der Umsatz lag im Rahmen der Erwartungen, das Ergebnis überraschte leicht positiv.
Dicke Verluste verbuchte dagegen Elringklinger nach einem negativen Analystenkommentar, der Kurs rutschte um 3,8 Prozent ab. Experten von Goldman Sachs sehen den Autozulieferer auf dem derzeitigen Kursniveau anspruchsvoll bewertet. Sie senkten ihr Kursziel von 20,60 auf 19,50 Euro und behielten ihre Verkaufsempfehlung bei.
Im TecDax kam der Telefonhersteller Gigaset mit seinem Sparprogramm bei den Anlegern gut an. Die Aktien schnellten um 8,8 Prozent in die Höhe.
Deutliche Verluste verbuchte dagegen das Telekom-Unternehmen QSC mit einem Minus von 3,9 Prozent. Anfang kommender Woche berichtet QSC über das abgelaufene Quartal. Schwach entwickeln sich auch Chipwerte, Dialog Semiconductor sanken um 2,9 Prozent, Aixtron fielen um 3,0 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ