"Reinigendes Gewitter" Dax dürfte sich sortieren
08.11.2013, 08:05 Uhr
Das schlug ein: Die EZB wirbelte mit ihrem Zinsentscheid den Markt ordentlich durcheinander.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach den Turbulenzen des Vortages wird am deutschen Aktienmarkt mit deutlich weniger Bewegung gerechnet. Händler beobachten nun, ob die 9000er Marke hält. Zudem stehen US-Arbeitsmarktzahlen an.
Nach dem Paukenschlag am Vortag rechnen Händler mit einem ruhigen Wochenausklang auf dem Parkett. Der Dax wird bei 9.038 Punkten gesehen, nach einem Schluss von 9.081 Punkten am Vortag. Die Experten von Lang & Schwarz sehen ein Minus von 0,5 Prozent.
Die Europäische Zentralbank hatte mit der Zinssenkung die Börsen auf dem falschen Fuß erwischt. Die Wall Street schloss deutlich im roten Bereich. Auch aus Asien sind die Vorgaben negativ. Ein überraschend starkes US-BIP und die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten wurden dahingehend interpretiert, dass die US-Notenbank bereits früher als erwartet das Anleihekaufprogramm über monatlich 85 Milliarden Dollar zurückfahren könnte. Dieser Ausblick ist Gift für die Börse, Anleger nahmen daraufhin Gewinne mit.
"Bären aus dem Markt gekegelt"
"Gestern haben wir ein reinigendes Gewitter erlebt", sagt ein Händler. Die Märkte hätten mit ihren kräftigen Bewegungen dafür gesorgt, dass Positionen glatt gestellt wurden. Am deutschen Aktienmarkt habe es massive Eindeckungen im Dax-Future gegeben, damit seien viel Bären aus dem Markt gekegelt worden.
Auf der Devisenseite hätten sich die Euro-Bullen durch den massiven Kursabschlag aus dem Markt verabschiedet. "Die Karten wurden neu verteilt", sagt er weiter. Wichtig sei im Dax, dass die Marke bei 9.000 Punkten nicht falle.
Die Woche ist allerdings noch nicht zu Ende, am Nachmittag stehen die US-Arbeismarktdaten auf der Agenda. Die Volkswirte haben in den vergangenen Tagen ihre Schätzungen nach unten angepasst, erwartet wird nun ein Zuwachs um 120.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Die Arbeitslosenquote, auf welche die US-Notenbank besonders schaut, dürfte dagegen auf 7,4 nach 7,2 Prozent steigen.
"Wir gehen davon aus, dass von den Payrolls nur ein Impuls ausgeht, wenn die Daten deutlich von der Markterwartung abweichen" heißt es aus dem Hause der Credit Agricole. Ein Blick zurück zeige, dass die Daten vom US-Arbeitsmarkt im Oktober gemischt ausgefallen waren. Die Unsicherheit über den Zwangsurlaub der Staatsbediensteten habe möglicherweise auch dazu geführt, dass Einstellungen im Oktober zurückgestellt wurden.
Allianz mit Überraschungspotenzial
Derweil geht aber auch die Bilanzsaison weiter. Sehr gut kommen dabei die Zahlen der Allianz im Handel an. "Der Markt war im Vorfeld etwas skeptisch, damit könnte es einen positiven Überraschungseffekt geben", sagt ein Händler. Alle Zahlen seien "solide und am oberen Ende".
Mit Wohlwollen wird vor allem der am oberen Ende der bisherigen Spanne präzisierte Ausblick aufgenommen. "Er deutet an, dass es trotz einiger Naturkatastrophen operativ sehr gut läuft", sagt ein Analyst in einer ersten Einschätzung. Dies unterstreiche auch der deutliche Rückgang der Schaden-Kosten-Quote, die sowohl unter Vorjahr als auch den Konsenserwartungen der Analysten lag. Per Saldo sollte die Aktie von den Zahlen deutlich profitieren.
Als "grob in line und damit eher unspektakulär" werden die Zahlen von Rheinmetall im Handel aufgenommen. "Einige Daten liegen zwar ganz leicht unter Prognose, da der Ausblick für Umsatz und Gewinn aber bestätigt wurde, ist das nicht wichtig", sagt ein Händler. Insofern sei keine große Kursreaktion in der Aktie zu erwarten.
Das im TecDAX gelistete Biotech-Unternehmen Evotec gab unterdessen bekannt, mit Janssen Pharmaceuticals, einer Tochter von Johnson & Johnson, zur Identifizierung neuer Möglichkeiten zur Behandlung von Alzheimer zusammenzuarbeiten. Evotec wird im Gegenzug Forschungszahlungen, Meilensteinzahlungen sowie bei zukünftigen Produktverkäufen auch eine Umsatzbeteiligung erhalten. Die Aktie steigt vorbörslich um fünf Prozent an.
Positiv für die Aktien der RTL Group sehen Händler deren Aufnahme in den MSCI World Index. "Das ist schon ein internationaler Vorzeigeindex, der RTL vom regionalen Image wegbringt." RTL gehört beim aktuellen Index-Reshuffle zu den schwergewichtigsten Änderungen. "Daher dürften Indexkäufer auf jeden Fall in der Aktie aktiv werden", sagt der Händler weiter.
Mit einem Abschlag wird die Aktie der Telecom Italia erwartet. "Der Finanzierungsbedarf war bekannt, nun ist auch die Wandelanleihe raus", sagt ein Händler. Die Gesellschaft will sich finanziellen Spielraum über eine Wandelanleihe mit einem Volumen von 1,3 Milliarden Euro verschaffen. Dies belaste über die Arbitrage die Aktie.
Die ebenfalls veröffentlichten Geschäftszahlen werden im Handel als "in line" eingestuft. Leicht positiv dürfte sich auswirken, dass es einen Interessenten für das Argentinien-Geschäft gebe. Der Verkauf dürfte das Unternehmen einen Schritt näher bringen, die hohe Verschuldung von 28,2 Milliarden Euro zurückzufahren.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ