Verwirrung um Metro Dax erholt
30.10.2002, 20:20 UhrDer Dax kehrte der Verlustzone am Mittwoch den Rücken und machte sich wieder auf den Weg nach oben. Angeführt wurde die Erholung von den High-Tech-Werten. Bei MLP ging es dagegen nach unten, hier brodelte es wieder in der Gerüchteküche. Verwirrung gab es um die Metro-Zahlen, die bereits einen Tag vor der offiziellen Bekanntgabe durchsickerten. Der Dax stieg 3,0 Prozent auf 3.114 Punkte.
Die Kursverluste der vergangenen Tage im High-Tech- und Bankensektor seien übertrieben gewesen, so ein Händler. Die weiteren Aussichten für den Dax seien jedoch trübe, da viele institutionelle Anleger auf Grund der schwachen deutschen Konjunktur einen weiten Bogen um deutsche Aktien machten.
Das deutsche Börsenbarometer hat sich trotz der Rally der vergangenen Wochen seit Jahresbeginn schlechter entwickelt als alle anderen großen internationalen Indizes. „Schauen Sie sich die deutsche Wirtschaft und die deutsche Politik an und Sie wissen, warum“, brachte der Händler Andreas Scheller von Merck Finck die Stimmung am Markt auf den Punkt. „Wir sehen kein Licht am Ende des Tunnels“, ergänzte ein Händler.
Zu den großen Gewinnern auf dem Parkett gehörten die Technologie-Werte. Siemens legte 6,6 Prozent auf 45,29 Euro zu, für Infineon ging es 4,7 Prozent auf 9,76 Euro nach oben, Epcos verbuchte ein Plus von 12,0 Prozent auf 10,48 Euro und SAP schloss mit 6,5 Prozent bei 77,84 Euro im Plus.
Gefragt waren aber auch die anderen Buh-Aktien der vergangenen Wochen, die Banken-Werte. Die Deutsche Bank legte um 6,5 Prozent auf 43,41 Euro zu. Das Bankhaus Sal. Oppenheim hat die Aktien der Commerzbank auf "underperform" von zuvor "neutral" heruntergestuft. Grund seien die "schwächeren Gewinnaussichten" und eine zu erwartende Kürzung der Dividende um 50 Prozent im kommenden Jahr, so die Analysten. Die Aktie verbesserte sich dennoch um 2,1 Prozent auf 6,94 Euro. Die HypoVereinsbank konnte von dem Aufwärtstrend im Sektor allerdings nicht profitieren und fiel 1,0 Prozent auf 12,89 Euro.
Im Blickpunkt der Anleger stand die Volkswagen-Aktie. Der Autobauer hat in den ersten neuen Monaten vor Steuern mit 2,97 Milliarden Euro rund 20 Prozent weniger verdient als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Umsätze fielen um 1,5 Prozent auf 65,3 Milliarden Euro. Die Erwartungen der Analysten verfehlten die Wolfsburger damit. Für das Gesamtjahr bekräftigte Volkswagen allerdings seine Prognosen. Die Aktie drehte nach starkem Start am Nachmittag zwischenzeitlich ins Minus, lag dann aber wieder mit 0,4 Prozent bei 36,35 Euro im Plus.
Unter Druck stand die Aktie von MLP, die 5,1 Prozent auf 11,80 Euro fiel. Einem Bericht der „Prior-Börse“ zufolge könnte der Finanzdienstleister seine Jahresprognose nochmals drastisch reduzieren. Unter Berufung auf Branchenkenner berichtet das Blatt von einem schlechten Geschäft bei MLP im dritten Quartal. MLP selber hatte Mitte Oktober seine reduzierte Gewinnprognose für 2002 bekräftigt. Zu den neuen Spekulationen wollte sich das Unternehmen nicht äußern.
Die Deutsche Post muss unrechtmäßig erhaltene Staatshilfen von 572 Millionen Euro bis zum 1. Januar 2003 an den Bund zurückzahlen. Dies bestätigte eine Post-Sprecherin am Mittwoch. Die Post hat nach dem Brüsseler Entscheid 850 Millionen Euro zurückgestellt. Die EU-Kommission hatte im Sommer entschieden, dass der Bonner Konzern in den Jahren 1994 bis 1998 unzulässigerweise die Paketsparte durch die Briefsparte subventioniert habe. Die Aktie Gelb schloss mit 2,1 Prozent bei 9,68 Euro im Minus.
Am Nachmittag gab es Neuigkeiten von der Metro. Nach Angaben aus Aufsichtsratkreisen hat der weltweit fünftgrößte Einzelhandelskonzern im dritten Quartal seinen Umsatz um 7,1 Prozent auf 12,35 Milliarden Euro gesteigert, operativ aber mit 160 Millionen Euro 1,2 Prozent weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Der Handelskonzern selber nannte die Zahlen falsch und wollte vor der offiziellen Veröffentlichung am Donnerstag keine weitere Stellungnahme abgeben. Die Aktie lag mit 2,2 Prozent bei 23,77 Euro im Plus.
Die im MDax notierte Software AG hat im dritten Quartal einen Umsatzrückgang auf 115 Millionen Euro von 142 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum verbucht. Der Nettogewinn halbierte sich mit 5,6 Millionen Euro. Die Erwartungen von Analysten verfehlten die Darmstädter damit. Die Aktie legte 4,1 Prozent auf 12,89 Euro zu.
Das Bieterrennen um das Kerngeschäft der insolventen KirchMedia nähert sich seiner Entscheidung. Ein Konsortium um den Hamburger Bauer-Verlag und die HypoVereinsbank hat den vorläufigen Zuschlag erhalten. Das Gebot von knapp zwei Milliarden Euro sei das höchste gewesen, hieß es dazu aus Verhandlungskreisen. Die exklusiven Verhandlungen mit dieser Gruppe sollen bis zum 15. Dezember abgeschlossen sein. Von der neuen Entwicklung profitierte auch die Aktie von ProSiebenSat.1, die um 8,6 Prozent auf 6,79 Euro zulegte.
Quelle: ntv.de