MLP erholt sich Dax erlebt Fiasko
05.08.2002, 20:20 UhrDer Dax erlebte zum Wochenstart ein neues Fiasko. Die Standardwerte waren am Montag ohnehin schon schwach in den Tag gestartet - enttäuschende US-Konjunkturdaten gaben dem Markt am Nachmittag dann aber förmlich den Rest. Belastet von kräftigen Kursverlusten bei den Versicherungs- und Technologiewerten brach der Dax um 5,7 Prozent auf 3.333 Punkte ein. Gegen den Negativtrend konnte sich die MLP-Aktie von den Vortagesverlusten erholen.
Der Dax durchbrach im Laufe des Tages auch wieder wichtige psychologische Marken, so Händler. Der Fall unter die Marken von 3.500 und 3.400 Punkten habe so genannte Stopp-Loss-Verkäufe zur Begrenzung von Verlusten ausgelöst, hieß es weiter. Angesichts des aktuellen Ausverkaufs sei eine Prognose zur zukünftigen Dax-Entwicklung schwierig, fügten andere Marktteilnehmer hinzu.
Auch der Blick nach Amerika konnte die Stimmungslage nicht aufhellen. Die Konjunkturlokomotive kommt in den USA weiter nicht in Fahrt. Der US-Service-Index des ISM-Instituts für das nichtverarbeitende Gewerbe ist im Juli auf 53,1 Punkte nach 57,2 Punkten im Juni gesunken. Analysten hatten lediglich mit einem Abfall auf 54,6 Punkte gerechnet.
Das Risiko sei natürlich, dass die Serie schlechter Nachrichten anhalte und den Index weiter belastete, so Klaus Schlote von Dresdner Kleinwort Wasserstein. Im Markt gebe es zwar die Hoffnung, dass der Dax seinen Boden gefunden habe. Berücksichtige man jedoch die Ergebnisse der Unternehmen, sei dies nicht zwingend anzunehmen, fügte der Stratege hinzu. „Es sieht nicht so aus, als ob die Unternehmensgewinne sich dieses Jahr noch bessern.“
Weit oben auf der Verliererliste fanden sich erneut Finanzwerte wieder. Diese Aktien werden weiter von der negativen Wirtschaftslage und der anhaltenden Börsenflaute belastet, so Händler. Die Allianz-Aktie gehörte nach der Gewinnwarnung in der vergangenen Woche auch am Montag wieder zu den großen Verlierern und gab 8,2 Prozent auf 122,50 Euro nach. Die Müchener Rück schloss mit 9 Prozent bei 171,50 Euro im Minus.
Der Deutschen Telekom steht nach der Kritik wegen der drastischen Aufstockung von Vorstandsgehältern neuer Ärger ins Haus. Zwei Rechtsanwälte haben einem Pressebericht zufolge Anzeige gegen Telekom-Manager wegen des Verdachts der Untreue gestellt. Die Anwälte werfen der Telekom-Spitze vor, ihre Aktionäre durch den Aktienoptionsplan für das Telekom-Management vom vergangenen Jahr „um mindestens 375 Millionen Euro“ geschädigt zu haben, so der Bericht. Die Aktie verlor 5,1 Prozent auf 10,25 Euro.
Der neue Vorstandschef Pischetsrieder tritt bei Volkswagen auf die Kostenbremse. Bei dem Wolfsburger Autobauer sollen durch ein Sparprogramm noch in diesem Jahr mehrere Millionen Euro eingespart werden. Dies berichtet ein Automobil-Magazin. Die Volkswagen-Aktie gab knapp 5 Prozent auf 42,95 Euro nach.
Der US-amerikanische Autobauer Chrysler wird in diesem Jahr nicht nur den Break-even erreichen, sondern erstmals auch Gewinne an den Mutterkonzern überweisen. Dies sagte der Chef der US-Tochter von DaimlerChrysler, Dieter Zetsche, in einem Magazin-Interview: „Nach heutigem Stand werden wir sogar noch einen Gewinn erzielen, wenn wir die Sondermaßnahmen heraus rechnen“. Die Aktie verlor knapp 7 Prozent auf 39,10 Euro.
Die Aktie von MLP konnte nach dem Kurssturz von knapp 50 Prozent am Freitag zum Wochenauftakt wieder Boden gut machen und legte 12 Prozent auf 9 Euro zu. Händler sprachen von einer technischen Erholung. Der Finanzdienstleister hatte am Freitagabend eine Gewinnwarnung ausgegeben. Nun gebe es Spekulationen, ob die Deutsche Börse den Wert aus dem Dax nehme, so ein Händler.
Die Aktie von Fresenius Medical Care (FMC) fiel im Tagesverlauf auf ein Rekordtief. Die Investmentbank Sal.Oppenheim hatte den Dialysespezialisten auf "Underperformer" von zuvor "Neutral" heruntergestuft. Angesichts des jüngsten Gerichtsentscheids zu dem Unternehmen Sealed Air im Zusammenhang mit Haftungsansprüchen bei Asbest-Klagen in den USA hätten sich die Unsicherheiten bei FMC dramatisch erhöht, so die Begründung der Analysten. FMC war 1996 aus der Verschmelzung des Dialysegeschäfts der Fresenius AG mit dem US-Konkurrenten National Medical Care hervorgegangen, einer damaligen Tochter von W.R.Grace. Grace hatte 2001 unter der Last von Asbestklagen Gläubigerschutz beantragt. Die FMC-Aktie gab 9 Prozent auf 27,19 Euro nach.
Die Energiekonzerne E.ON und Ruhrgas dürfen sich entgegen der Ministererlaubnis vorerst nicht wie geplant zusammenschließen. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht bestätigte bereits am Freitag sein vorläufiges Fusionsverbot. Das Bundeswirtschaftsministerium prüft derzeit nach eigenen Angaben die Möglichkeit das Genehmigungsverfahren neu aufzurollen. Die Entscheidung solle noch im August getroffen werden, hieß es weiter. Die E.ON-Aktie verlor 1,5 Prozent auf 47,50 Euro.
Der Hamburger Großinvestor Karl Ehlerding droht einem Zeitungsbericht zufolge die Kontrolle über seine Beteiligung an WCM zu verlieren. Dem Bericht zufolge steht der finanziell schwer angeschlagene Ehlerding kurz davor, ein Abkommen mit seinen Gläubigerbanken zu schließen. Die Banken wollten sich den Zugriff auf die 36 Prozent an der WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG sichern, die Ehlerding und seine Ehefrau Ingrid halten. Die im MDax notierte Aktie des Immobilien- und Beteiligungsunternehmens verlor 8 Prozent auf 3,05 Euro.
Quelle: ntv.de