Anzeichen für eine Jahresendrally Dax erobert 7400 Punkte
29.11.2012, 17:43 Uhr
Start frei?
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Stimmung am Aktienmarkt hellt sich auf. Die Kurse drücken nach oben. Die Zeichen stehen auf Jahresendrally. Anleger setzen voll und ganz auf eine Lösung des US-Haushaltsstreits.
Die Stimmung am deutschen Aktienmarkt hat sich dank zuversichtlicher Stimmen hinsichtlich einer Lösung im US-Haushaltsstreit weiter aufgehellt.
Der Dax pendelte die meiste Zeit in einer engen Spanne um die 7400-Punkte-Marke, beendete den Handel am Ende aber über der magischen Marke bei 7400,96 Punkten. Das entsprach einem Plus von 0,78 Prozent.
Positive US-Wirtschaftsdaten sowie ein noch immer recht robuster deutscher Arbeitsmarkt stützen den Markt zusätzlich. Für den MDax ging es um 1,1 Prozent auf 11 568,68 Punkte aufwärts, und der TecDax gewann 1,20 Prozent auf 844,09 Punkte.
Optimismus kann ansteckend sein: Mit ihrer Zuversicht für eine Lösung des Haushaltsstreits in den USA haben Präsident Barack Obama und sein wichtigster republikanischer Gegenspieler John Boehner den Investoren offenbar reihenweise Mut gemacht. "Offenbar nehmen jetzt alle an, dass es rechtzeitig bis zum Jahresende eine Lösung gibt", erklärte Ian Williams, Aktienstratege bei Peel Hunt. Nach dem markanten Richtungswechsel am späten Mittwoch ziehen die Kurse weiter an.
Auch am Devisenmarkt und an den Anleihemärkten machte sich Optimismus breit, dass die Fiskalklippe in den USA umschifft werden kann. Andere Probleme wie die europäische Schuldenkrise wurden ausgebremst. Marktbeobachter wittern, dass der Weg frei sein könnte für die fast schon gewohnheitsmäßig zu beobachtende Jahresendrally.
Die Zeit drängt, eine Lösung muss her
Die Bedingungen hierfür sind gut: "Die Zeitvorgabe zur Lösung des Haushaltsstreits ist sehr knapp", so Joe Bracken, Chefvolkswirt bei BT Investment Manager. "Ich glaube an eine Lösung, da niemand das Interesse hat, das Wirtschaftswachstum zu blockieren." Beide Seiten müssen sich bis zum Jahresende einigen, sonst drohen automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen.
Die neue Zuversicht ließ einige Anleger auch wieder bei den Staatsanleihen Spaniens und Italiens zuschlagen. So fielen die Renditen für zehnjährige italienische Anleihen auf 4,5 Prozent und lagen damit so niedrig wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Die Rendite der entsprechenden spanischen Papiere notierte mit 5,3 Prozent so niedrig wie seit dem Frühjahr nicht mehr.
Auch US-Konjunkturdaten halfen dem Aktienmarkt auf die Sprünge. US-BIP und US-Erstanträge fielen erfreulich aus. Auch das neue 5-Jahres-Hoch bei den ausstehenden Hausverkäufen in den USA treibt die Aktienmärkte auf neue Hochs. "Der Markt muss immer mehr davon ausgehen, dass er die Breite der Erholung am US-Immobilienmarkt unterschätzt hat", sagte ein Händler. Die Hausverkäufe stiegen im Oktober um 5,2 Prozent zum Vormonat und sogar um 13,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr an.
Banken- und Konjunkturwerte im Aufwind
Bei den Einzeltiteln zählten im Dax Commerzbank und Deutsche Bank mit Kursgewinnen von knapp 2,6 beziehungsweise 1,6 Prozent zu den größten Gewinnern. Auch europaweit zogen die Finanztitel an. Selbst die zuletzt arg gebeutelten griechischen Institute machten Boden gut und legten fünf Prozent zu. Die Banken waren zuletzt vor allem angesichts des geplanten Anleihe-Rückkaufs durch den griechischen Staat in die Bredouille geraten. Denn viele Anleger fürchten, dass die Banken damit Verluste realisieren werden.
Daneben profitierten die Aktien von Konjunktur abhängigen Unternehmen von der Zuversicht der Anleger. Vor allem die Autowerte fuhren vorne weg: BMW stiegen um 1,3 Prozent, genauso VW. Auch die Titel von ThyssenKrupp und HeidelbergCement legten knapp 1,4 bzw. 2,1 Prozent zu.
Siemens legten 0,3 Prozent zu. Chef Peter Löscher hatte in einem am Vorabend verbreiteten Bericht an die US-Börsenaufsicht die Anleger mehr oder weniger auf das nächste Geschäftsjahr vertröstet. "Wir rechnen damit, dass sich das Ergebnis aus fortgeführtem Geschäft sehr viel besser entwickelt als im laufenden Geschäftsjahr, von signifikanten Portfolio-Effekten abgesehen", hatte Löscher erklärt.
Ansonsten standen einige Werte aus dem SDax im Fokus. Besonders gut kam bei den Anlegern die Ölbohrfirma Catoil mit ihrem Zwischenbericht an. Die Aktien kletterten um 3,0 Prozent. Das Unternehmen will nach einem Ergebnisplus in den ersten neun Monaten seine Kapazitäten im kommenden Jahr deutlich ausbauen.
Die Aktien des Saatguthersteller KWS Saat zogen nach Vorlage von Zahlen knapp 3,6 Prozent an.
Auch die Beteiligungsfirma Indus ließ sich in die Bücher blicken. Die Aktien reagierten aber mit einem Plus von 0,9 Prozent.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ/dpa