Postbank unter den Rädern Dax fährt Achterbahn
12.09.2008, 18:00 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat die Börsenwoche mit einem turbulenten Handelstag beendet. Tagesgespräch war der Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank, wobei das Kleingedruckte bei Börsianern für Sorgenfalten sorgte und die Aktien der beiden Finanzhäuser auf Talfahrt schickte.
Der Dax beendete die Handelswoche mit einem Tagesplus von 0,9 Prozent. Der MDax legte 1,9 Prozent zu auf 8112 Punkte. Der TecDax stieg um 2,2 Prozent auf 764 Punkte.
Beherrschendes Thema auf dem Parkett war die weitere Konsolidierung in der Bankenbranche. Wie erwartet steigt die Deutsche Bank bei der Postbank ein. Für einen Anteil von 29,75 Prozent zahlt der Branchenprimus 2,79 Mrd. Euro, was 57,25 Euro je Aktie entspricht. Dafür plant die Deutsche Bank eine Kapitalerhöhung von zwei Mrd. Euro. Für eine Anteilsaufstockung erhält die Deutsche Bank eine Kaufoption für weitere 18 Prozent zum Preis von 55 Euro je Aktie. Im Gegenzug erhält jedoch auch die bisherige Postbank-Mutter Deutsche Post eine Verkaufsoption für einen Anteil von 20,25 Prozent zu 42,80 Euro je Aktie. Der Preis dieser Verkaufsoption stößt am Markt auf Kritik. "Der Put-Options-Preis ist zu niedrig", sagte ein Händler. Offensichtlich befürchte der Markt, der Kurs könne sich an der Marke von 42,80 Euro orientieren. Die Postbank-Aktie stürzte nach Bekanntgabe des Deals um bis zu 9,3 Prozent ab. Bis Handelsschluss konnten sich die Papiere auf ein Minus von 6,3 Prozent retten, führten damit aber mit Abstand die Verliererliste an. Die Deutsche Bank musste 2,5 Prozent abgeben, da die geplante Kapitalerhöhung den Gewinnanteil der bisherigen Aktionäre verwässert. Gewinner des Tages war die Deutsche Post, die 2,8 Prozent zulegte.
Gänzlich gelassen reagierte der Kurs von Volkswagen auf einen Eklat im Aufsichtsrat. Durch eine Enthaltung von Aufsichtsratschef Ferdinand Piech bei einer Entscheidung über den Einfluss von Porsche stellte sich der VW-Patriarch indirekt auf die Seite der Arbeitnehmer und damit gegen die eigene Familie. Geschäfte zwischen Porsche und der VW-Tochter Audi dürfen nun nur noch mit Zustimmung des Wolfsburger Aufsichtsrates geschlossen werden. Bei aller Sprengkraft dieser Entscheidung von Piech schloss die VW-Aktie lediglich 0,3 Prozent im Plus.
Gefragt waren die Aktien der beiden Energiekonzerne Eon und RWE mit Aufschlägen von 2,7 bzw. 2,4 Prozent. "Es gibt keine Nachrichten, aber Versorger werden eigentlich gern als sicherer Hafen genommen, und die Titel haben zuletzt gut Federn gelassen", sagte ein Händler.
ThyssenKrupp legen 1,9 Prozent zu, was Händler auf eine weltweite Erholung der zuletzt von Anlegern gemiedenen Stahlwerte zurückführen.
Größere Abschläge verzeichneten die Papiere von Tui mit einem Minus von 1,8 Prozent. Belastet wurden die Titel nach Aussagen von Börsianern von der Krise des drittgrößten britischen Reiseanbieters XL Leisure Group. "Es sind dunkle Wolken über der Branche aufgezogen. Das zeigt, wie knapp in der Branche kalkuliert wird", sagte ein Händler. XL Leisure hatte aufgrund von Finanzierungsproblemen infolge der hohen Treibstoffkosten und der Wirtschaftsflaute Gläubigerschutz beantragt. Möglicherweise wirft zudem der Abstieg von Tui aus dem Dax seine Schatten voraus, denn Papiere des Aufsteigers K+S legten nach einer jüngst schwierigen Börsenphase für den erfolgsverwöhnten Agrarboom-Profiteur um rund zehn Prozent zu.
Quelle: ntv.de