Irland bremst Ifo aus Dax fällt unter 7000
17.12.2010, 18:30 UhrZum großen Verfallstag an den Terminbörsen halten sich Anleger mit Engagements am Aktienmarkt zurück. Der Dax rutscht wieder unter die Marke von 7.000 Punkten.
Ein negatives Analystenurteil über Irland hat an den Aktienmärkten zum Wochenschluss die Kurse gedrückt. Der Dax ging 0,6 Prozent tiefer bei 6982 Zählern aus dem Handel und schloss damit zum "Hexensabbat" erstmals seit gut einer Woche wieder unter 7000 Punkten. Auf Wochensicht büßte der Leitindex 0,3 Prozent ein. "Offensichtlich konzentriert sich jeder auf Europa", sagte Fondsmanager Mark Bronzo von Security Global Advisors in New York. "Wir streichen vor allem aber ein paar in diesem Monat gemachte Gewinne ein." Der EuroStoxx50 für die Euro-Zone fiel um 0,8 Prozent auf 2821 Punkte.
Die Ratingagentur Moody's hatte die Kreditwürdigkeit Irlands gleich um fünf Stufen auf "Baa1" gesenkt. Damit sind die Staatsanleihen der Inselrepublik nur noch zwei Stufen vom hochspekulativen Schrott-Niveau entfernt. Die Einigung der EU auf einen permanenten Rettungsmechanismus für finanziell angeschlagene europäische Staaten wurde zurückhaltend aufgenommen. "Bislang wurden nur die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen", monierte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. "Die Details sind noch völlig unklar." Europaweit verkauft wurden insbesondere Finanzwerte. Der Stoxx-Branchenindex fiel um 1,6 Prozent.
Die Nachrichten zu Irland trübten die Freude über die Hochstimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft. Der vom Münchener Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklima-Index für die deutsche Wirtschaft stieg im Dezember den siebten Monat in Folge und erreichte das höchste Niveau seit 1991.
An die Dax-Spitze fuhren die Aktien des Nutzfahrzeug- und Maschinenbauers MAN mit einem Plus von zwei Prozent. Händlern zufolge profitierten die Werte von einem kräftigen Verkaufsplus der Branche in Europa. Wie der Branchenverband ACEA mitteilte, legte der Verkauf schwerer Lkw im November um fast 70 Prozent zu. Die Aktien von MAN-Großaktionär Volkswagen waren mit einem Minus von 3,4 Prozent Dax-Schlusslicht. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, da die Titel ihren Wert im laufenden Jahr in etwa verdoppelten.
Zur Spitzengruppe der ersten deutschen Börsenliga gehörten auch SAP-Aktien mit einem Plus von 1,6 Prozent. Händlern zufolge profitierten die Papiere des größten europäischen Softwarekonzerns von Spekulationen über einen Einstieg des Emirats Katar und von starken Geschäftszahlen des Erzrivalen Oracle. Der katarische Wirtschafts- und Finanzminister Jussef Hussein Kamal hatte in einem Zeitungsinterview einen Einstieg seines Emirates bei SAP nicht ausgeschlossen.
Oracle hatte im abgelaufenen Quartal dank eines kräftigen Umsatzanstiegs mit Softwarelizenzen die Gewinnerwartungen von Analysten übertroffen. Oracle-Aktien verteuerten sich um 5,6 Prozent. In Toronto legten die Papiere des Blackberry-Herstellers Reserach in Motion (RIM) nach einem Gewinnsprung 3,5 Prozent zu. Die Papiere des finnischen Konkurrenten Nokia stiegen um 0,3 Prozent.
Ein Rückschlag in den USA für das Herzmedikament Brilinta schickte in London AstraZeneca auf Talfahrt. Die Aktien des britisch-schwedischen Pharmakonzerns büßten 6,7 Prozent ein, nachdem die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Medikament anders als vom Markt erwartet die Zulassung verweigert hatte. Der europäische Stoxx-Pharma-Index fiel um 1,1 Prozent. Die Credit Suisse hatte ihre Einstufung für den Sektor in ihrem Investment-Ausblick für 2011 auf "underweight" gesenkt. In Frankfurt verloren Fresenius zwei Prozent, Merck 0,8 Prozent.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa-afx