Über 4.300 Punkte Dax feiert US-Daten
26.01.2009, 16:36 UhrDie neuen US-Konjunkturdaten haben die deutschen Standardwerte am Montagnachmittag nach oben getrieben. "Das ist der typische Entspannungs-Trade", kommentierte ein Händler die steile Kurve. Viele Anleger seien in der vergangenen Woche vorsichtig geworden, hieß es. Jetzt seien sie zurückgekehrt. Zwischendurch musste der Markt jedoch noch einen Dämpfer wegstecken. Die enttäuschenden Caterpillar-Zahlen wurden von den Anlegern dazu genutzt, ein paar Tagesgewinne mitzunehmen. Wenige Zeit später ging es wieder aufwärts.
Der Dax notierte zuletzt bei 4.326 Punkten, was einem Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag entsprach. Der Index der Frühindikatoren der US-Wirtschaft ist im Dezember überraschend gestiegen, was Linderung in Zeiten der Wirtschaftskrise verspricht.
Hilfreich für den Markt war auch die überraschende Gewinnausweisung der britischen Bank Barclays. "Die Nachricht ist sicherlich besser als erwartet", kommentierte ein Postbank-Aktienstratege. Eine Entwarnung könne aber noch nicht gegeben werden. Dennoch zogen die Finanzwerte europaweit kräftig an und holten einen Teil der Verluste der Vorwoche wieder auf. Händler beschrieben die Umsätze jedoch als gering.
Trotz der strammen Erholung mahnten Händler zur Vorsicht. Die Gewinne ständen auf tönernen Füßen, hieß es. Sorgen bereiten unter anderem der republikanische Widerstand gegen das von US-Präsident Barack Obama geplante Konjunkturprogramm sowie der womöglich neue Kapitalbedarf von Freddie Mac in Höhe von 30 Mrd. bis 35 Mrd. US-Dollar. Auch die Furcht vor einem Scheitern der in Europa geschnürten Rettungspakete für die Banken sowie eine daraus resultierende anhaltende Kreditklemme trug eigentlich nicht zur Beruhigung bei.
Bei den Einzeltiteln standen am Montag Continental im Blick. Auslöser war ein Bericht im "Handelsblatt", wonach Continental und Schaeffler Staatshilfe benötigen. Laut dem Bericht sollen Bayern und Niedersachsen mit insgesamt 1,0 Mrd. Euro beispringen. "Damit würden sich die Befürchtungen des Marktes bestätigen", sagte ein Händler. Schaeffler habe sich mit dem Conti-Kauf wohl übernommen. Es zeichne sich eine regelrechte Krise ab. Das werde auch durch den Abgang von CFO Hippe deutlich. Die Titel von Conti gaben auf die Meldung hin 16,3 Prozent nach.
Bankentitel wie Deutsche Bank, Commerzbank und Postbank drehten am Vormittag im Kielwasser des Kurssprungs bei Barclays ins Plus und hievten den Markt mit nach oben. Die britische Bank hatte in einem offenen Brief zur Beruhigung der Investoren beigetragen und die Aktien schossen mehr als 60 Prozent in die Höhe. Dennoch ebbt der negative Nachrichtenstrom für die Branche nicht völlig ab. So benötigt der unter staatlicher Kontrolle stehende große US- Hypothekenfinanzierer Freddie Mac weitere Staatshilfen. Aktien der Commerzbank kletterten dennoch 5,5 Prozent, Deutsche-Bank-Papiere gewannen 7,1 Prozent.
Strategisch positiv, aber zumindest kurzfristig kein Kurstreiber ist laut Händlern die Nachricht, dass Siemens mit der russischen Atomernergoprom im AKW-Geschäft kooperieren will. "Bei der französischen Areva hat Siemens nur eine Minderheitsbeteiligung. Das Sagen hat dort immer der französische Staat gehabt. Mit einem Verkauf des Anteils würde sich Siemens frei schwimmen und könnte die Aktivitäten mit den Russen bündeln", sagte ein Händler. Siemens notierten 4,4 Prozent höher.
Zu den Gewinnern zählten auch FMC. "Die Aussagen des CEO im 'Euro am Sonntag' dürften noch einmal hervorheben, dass FMC ein defensiver Titel mit grundsolidem Wachstum ist", meinte ein Marktteilnehmer. Dies spiegele auch der Aktienkurs wider, der seit Oktober - gegen die allgemeine Marktschwäche - zwischen 32 und 36 Euro seitwärts gelaufen sei. FMC lagen mit 1,9 Prozent im Plus.
Infineon setzten zum Wochenauftakt ihre Talfahrt fort. Die Titel rutschten noch einmal 7,4 Prozent den dritten Tag in Folge. "Der Markt fragt sich, inwieweit das Unternehmen von der Qimonda-Insolvenz betroffen ist", sagte ein Händler. Am Freitag hatten die Titel in Reaktion auf die Insolvenz der Speicherchip-Tochter fast fünf Prozent im Minus geschlossen. Seit Jahresbeginn haben die Infineon-Aktien knapp 40 Prozent eingebüßt. Damit gehören ist der Chip-Hersteller einer der schwächsten Werte im Dax.
ThyssenKrupp wurden am Montag ex Dividende gehandelt. Der Stahlkonzern hat 1,30 Euro je Aktie ausgeschüttet. Der Kurs reagierte darauf mit einem Abschlag von 5,3 Prozent.
Als gutes Zeichen bewertete ein Händler die Relative Stärke von Jungheinrich gegenüber Caterpillar. Die Titel des US-Wettbewerbers verloren nach einem enttäuschenden Quartalsbericht des Unternehmens 13,0 Prozent, die Papiere des deutschen Konzerns hielten sich dagegen gut und schlossen 0,9 Prozent höher. "Caterpillar wird relativ isoliert gesehen, auch wenn der Dax seine Gewinne wieder abgegeben hat", so ein Händler.
Quelle: ntv.de