Und Tschüss! Dax fliegt nach Süden
07.06.2007, 17:35 UhrDie Verkaufswelle der vergangenen beiden Tage wurde am Donnerstag nur kurz gebremst. Der kräftige Aderlass am deutschen Aktienmarkt hat die Anleger misstrauisch werden lassen. Der deutsche Leitindex stieg zu Handelsbeginn zwar zunächst wieder in Richtung von 7.900 Punkten, rauschte dann aber am frühen Nachmittag nahezu ungebremst nach unten.
Schuld war der große Druck von Future-Seite. Zudem stieg die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen erstmals seit fast einem Jahr wieder über fünf Prozent, das drückte zusätzlich die Stimmung. Angesichts des Feiertags in vielen Bundesländern stieß der Verkaufsdruck auf angelsächsischer Seite praktisch auf keine Gegenwehr.
Der Dax notierte bei Handelsschluss 1,4 Prozent leichter bei 7.618 Zählern. Bis Mittwoch hatte das Börsenbarometer bereits knapp 2,5 Prozent eingebüßt. "Der Markt ist einfach heißgelaufen", sagte ein Börsianer. "Aber die Marke von 7.500 Punkten sollte schon halten."
Am Mittwoch hatte eine kritische Analystenstudie zu den globalen Märkten alle Börsen in Europa und den USA kräftig nach unten geprügelt. Vergangenen Freitag hatte der Index zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder über der Marke von 8.000 notiert.
Die britische Notenbank ließ ihren Schlüsselzins am Donnerstag unverändert bei 5,5 Prozent. Damit sind die Kreditkosten in Großbritannien weiter auf dem höchsten Niveau seit sechs Jahren. Die Finanzmärkte hatten mit großer Spannung auf die Entscheidung gewartet, da einige Experten auch eine Zinserhöhung für möglich gehalten hatten. Für den Sommer erwarten die meisten Analysten wegen des anhaltend hohen Inflationsdrucks eine Anhebung um 25 Basispunkte.
Die einzige Aktie, die sich dem Abwärtssog nachhaltig entziehen konnte, war die Deutsche Post. Die Titel wiesen zuletzt ein Plus von 1,1 Prozent auf, nachdem am Markt das Gerücht kursierte, der Hedgefonds TCI wolle von der staatlichen Förderbank KfW Post-Anteile übernehmen. "Das ist das alte Gerücht, das immer mal wieder gerne genommen wird", sagte ein Händler.
Zumindest zeitweise ins Plus lugten auch DaimlerChrysler ins Plus, die unverändert tendierten. Ein positiver Analystenkommentar stützte die Papiere. Morgan Stanley hatte das Kursziel für die Aktie auf 82 von 75 Euro erhöht und die Anlageempfehlung "Overweight" bekräftigt.
Die anderen Dax-Aktien standen die meiste Zeit auf der Verliererseite, angeführt von den Finanzwerten Commerzbank, Hypo Real Estate und Allianz, die zwischen 2,4 und 1,6 Prozent zurückfielen. "Nachrichten dazu gibt es nicht", sagte ein Börsianer. Finanztitel kommen bei einem Kursrutsch aber oft überdurchschnittlich unter Druck, da vor allem Versicherer in ihren Portfolios Aktien halten, die bei fallenden Kursen an Wert verlieren - und damit auch den Unternehmenswert mindern.
Etwas besser als der Gesamtmarkt hielten sich Infineon, die von Empfehlungen durch Broker profitierten und sich damit etwas gegen den Trend stemmen konnten. Die Aktien notierten lediglich 0,3 Prozent leichter.
MAN hielten trotz eines positiven Analystenkommentars nicht stand. Der Kurs gab 2,2 Prozent nach.
Deutsche Telekom b üßten 0,7 Prozent ein. Der Telekommunikationskonzern hat ein Angebot für Orange Niederlande, die niederländische Handy-Tochter der France Telecom, abgegeben. Die wahrscheinliche Übernahme von Orange Niederlande dürfte die Deutschen nach Informationen aus Verhandlungskreisen weniger kosten, als zuvor in der Presse spekuliert wurde.
Volkswagen hatte am Morgen einem Zeitungsbericht widersprochen, wonach man sich mit dem malaysischen Autokonzern Proton auf die Modalitäten einer Zusammenarbeit geeinigt habe. Die Zeitung "Edge" hatte ohne Angabe von Quellen berichtet, Volkswagen werde wohl 51 Prozent einer neuen Firma halten und die staatliche Proton die übrigen 49 Prozent. Die Titel gaben 2,2 Prozent nach.
Bayer reihte sich ebenfalls in die Liste der Verlierer ein. Der Konzern will die Forschungen für die "Pille für den Mann" nicht fortsetzen. Die Titel verbilligten sich um 2,4 Prozent.
Unter den Nebenwerten hielten selbst Porsche ihre Gewinne nur schwer. Nach einem Intermezzo in rot tauchten die Titel wieder auf und notierten am Ende 0,1 Prozent höher. Unterstützung war zuvor von einer deutlichen Kurszielerhöhung der UBS auf 1.500 nach 1.110 Euro und vom Sieg in der J.D.Powers-Studie gekommen. Porsche ist als Gewinner aus der Zuverlässigkeitsstudie hervorgegangen und hat damit den Vorjahressieger Lexus vom Thron gestoßen. Die J.D.Power Initial Quality Study ist weltweit anerkannt als Barometer für die Kundenzufriedenheit von Autokäufern, und damit indirekt auch von Markentreue und Umsatz."
Quelle: ntv.de