Marktberichte

Rückenwind dank "Merkozy" Dax freundlich erwartet

Die Frisur sitzt: Wenn der Kaffee fertig ist, kann der Tag beginnen.

Die Frisur sitzt: Wenn der Kaffee fertig ist, kann der Tag beginnen.

(Foto: REUTERS)

Zum Wochenstart am deutschen Aktienmarkt rechnen die Beobachter in Banken und Brokerhäusern mit leichten Kursgewinnen. Auslöser für die freundliche Stimmung an den europäischen Börsen: Die Hilfszusagen aus dem deutsch-französischen Euro-Treffen. Auf Details muss der Markt noch warten.

Der Dax dürfte nach Einschätzung von Banken und Brokern mit einem Plus in die neue Woche starten.

(Foto: REUTERS)

Am Freitag hatte das deutsche Börsenbarometer 0,5 Prozent fester bei 5675 Zählern geschlossen. Hoffnungsvoll stimmte die Anleger, dass Deutschland und Frankreich bis Ende des Monats ein Gesamtpaket zur Lösung der Euro-Schuldenkrise vorlegen wollen.

Die Wall Street hatte am Freitag noch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Spaniens und Italiens durch die Ratingagentur Fitch belastet. Nach drei Tagen mit Gewinnen schlossen alle wichtigen US-Indizes im Minus. Die großen Indizes hatten ihre Verluste . Die Tokioter Börse blieb am Montag wegen eines Feiertags geschlossen. Der Shanghai-Composite verlor 0,2 Prozent.

Dax
Dax 23.569,96

Das deutsch-französische Euro-Treffen zwischen Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel dürfte die Herunterstufungen Spaniens und Italiens durch Fitch vom Freitagabend in den Hintergrund drängen, hieß es am Markt. Es konkretisierten sich die Hinweise auf eine Rekapitalisierung des Bankensektors, vermutlich in Kombination mit einem stärkeren Schuldenschnitt bei griechischen Anleihen, meinten Beobachter.

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Auch die schnelle Verstaatlichung des belgischen Teils der in Schieflage geratenen Dexia spricht laut Händlern dafür, dass die Politik den Ernst der Lage mittlerweile begriffen habe, meinte ein Händler.

TecDax
TecDax 3.465,60

Allerdings gab es auch zurückhaltende Stimmen unter Marktteilnehmern. Prinzipiell hätten Merkel und Sarkozy nur das bestätigt, was die Märkte seit der vergangenen Woche zunehmend einpreisten, sagte ein Händler. Es sei unklar, ob sich die Märkte bis Anfang November geduldeten, um konkrete Pläne zu sehen. Gerade auf die Details komme es an. So sei unklar, woher die Mittel für die Rekapitalisierung der Banken stammen sollten.

Hier dürften die Meinungen auseinander gehen, ob die Mittel von den einzelnen Staaten aufzubringen seien oder aus dem Rettungsschirm EFSF. Weiter unklar sei, ob es zu einer Hebelung des Rettungsschirms komme oder nicht. Zuletzt verwies ein Beobachter auf die nur verhaltene Reaktion in Asien. Besonders in China setzten sich die Verluste nach den Feiertagen der "Golden Week" fort, und das trotz der guten Vorgaben der vergangenen Woche.

Auf der Ebene der Einzelwerte kreisten die Gespräche am frühen Morgen unter anderem um die Entwicklungen bei Metro. Mit dem anstehenden Abschied von Vorstandschef Eckhard Cordes rechneten Beobachter mit Aufschlägen auf den Börsenkurs des Handelskonzerns. "Einige Investoren hoffen nun vielleicht, dass sein Nachfolger neuen Schwung in den Konzern bringt und den angestrebten Umbau stärker vorantreibt," sagte ein Händler.

Cordes sei zwar ein guter Mann, aber in der falschen Branche unterwegs gewesen, kommentierte ein Marktteilnehmer. Es bestehe nun die Chance, dass endlich Ruhe in den Konzern komme, sagte ein anderer Händler. Damit könne man sich hoffentlich auch wieder auf die Bereiche Kaufhof und Real konzentrieren. Sollte es der Aktie gelingen, die Marke von 33,35 Euro herauszunehmen, könnte sich die Erholung in dem Papier fortsetzen, meinten charttechnisch orientierte Beobachter. Die Papiere gehörten im frühen Geschäft von Lang & Schwarz mit einem Aufschlag von 1,5 Prozent zu den größten Gewinnern im Dax. Der Leitindex selbst wurde 1,1 Prozent fester erwartet.

Abschläge auf die Aktienkurse von Lufthansa und Fraport hielten Händler angesichts des drohenden Streiks der Fluglotsen für möglich. Bereits ab Mittwoch könnte es zu erheblichen Einschränkungen des Flugverkehrs kommen, hieß es. Das dürfte die Anleger kaum erfreuen, gerade da der Nachrichtenfluss zuletzt ohnehin negativ für die Branche gewesen sei. Der Händler glaubt daher nicht, dass der zuletzt starke Abverkauf der Lufthansa ein Argument gegen weitere Verluste darstellt. Die Fluggesellschaft hatte unlängst eine Gewinnwarnung ausgesprochen.

Die am Morgen bekanntgegebenen Umsatzzahlen von Douglas sind nach Einschätzung eines Analysten im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Das treffe auch auf die bestätigte Ergebnisprognose für das laufende Jahr zu, kommentierte Christian Gröhmann von der NordLB. Mit Blick auf einzelne Märkte bleibe Deutschland der Wachstumstreiber. Der Analyst erwartet keine besondere Reaktion der Aktie auf die Zahlen. Die NordLB stufte das Papier mit "Kaufen" ein und nannte ein Kursziel von 36 Euro.

Von der Eurex hieß es, die kräftige Erholung der Versorger hätte bereits vor dem Wochenende für hohe Nachfrage nach Eon-Optionen gesorgt. Händler sprachen von überwiegend bullishen Positionierungen wie synthetischen Longs und Absicherungsgeschäften. Die Optionsprämien auf Dax-Optionen preisen für Montag eine Schwankungsbreite im Dax von 124,03 Punkten oder 2,19 Prozent um den Schlusskurs vom Vortag ein.

Das entspricht einer Dax-Bewegung auf bis zu 5800 Punkte nach oben und 5552 Punkte nach unten. Aus charttechnischer Sicht liegen im Dax bei 5680/5705 und 5870 Punkte die nächsten Widerstände. Auf der Unterseite ist der Leitindex bei 5500 unterstützt.

Ein Blick in die Runde

Die Ankündigung, dass sich Deutschland und Frankreich nun zügig der Banken- und Staatsschuldenkrise im Euroraum annehmen wollen, dürften auch Europas Aktienmärkte freundlich in die neue Woche starten lassen. Merkel und Sarkozy wollen bis zum G20-Gipfel in Cannes Anfang November ein dauerhaftes und umfassendes Paket vorlegen, das eine Rekapitalisierung der Banken einschließt.

"Genau darauf hat der Markt gewartet", sagte ein Händler. Auch die schnelle Verstaatlichung des belgischen Teils der in Schieflage geratenen Dexia spreche dafür, dass die Politik den Ernst der Lage mittlerweile begriffen habe. Die US-Aktien-Futures zogen nach der Einigung des deutsch-französischen Duos am Vorabend kräftig an und notieren am Montagmorgen jeweils gut 1 Prozent im Plus. Den französischen Leitindex CAC40 wurde mit einem Plus von 24 Punkten indiziert, Dax und den FTSE wurde bei Cantor Index mit Aufschlägen von 44 respektive 33 Punkten gesehen.

Ermutigende Konjunkturdaten

Die Exporte Deutschlands sind im August nach zwei Rückgängen in Folge wieder gestiegen. Im Monatsvergleich legten die Ausfuhren kalender- und saisonbereinigt um 3,5 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Volkswirte hatten hingegen mit einem Zuwachs um 1,1 Prozent gerechnet. Im Juli hatten die Exporte um 1,2 Prozent (nach zuvor 1,9 Prozent) nachgegeben. Die Einfuhren blieben im August den Angaben zufolge unverändert, während die Erwartungen der Ökonomen bei plus 0,6 Prozent gelegen hatten.

Im Jahresvergleich seien die Ausfuhren im August um 14,6 Prozent gestiegen, teilte das Bundesamt mit. Die Einfuhren kletterten mit 12,6 Prozent ähnlich stark. Der Handelsbilanzüberschuss erhöhte sich von Juli auf August um 1,3 Mrd. auf 11,8 Mrd. Euro.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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