Intel belastete Technologietitel Dax fuhr Achterbahn
16.10.2002, 20:10 UhrDer schwache Intel-Ausblick sorgte am Mittwoch für eine Schlingerpartie beim Dax. Am Nachmittag gaben die schwachen US-Börsen dann endgültig die Richtung vor - es ging ins Minus. Unter die Räder kamen vor allem die High-Tech-Werte. Der Dax fiel 1,3 Prozent auf 3.009 Punkte.
Intel hat im dritten Quartal ohne Einmalposten 11 Cent je Aktie verdient und damit 2 Cent weniger als Analysten erwartet hatten. Von der langerwarteten Erholung der Branche wollte der weltgrößte Chip-Hersteller noch nicht sprechen und erwartet trotz Weihnachtsgeschäft im vierten Quartal nur einen Umsatz zwischen 6,5 und 6,9 Milliarden Dollar und damit kaum eine Verbesserung gegenüber den vergangenen drei Monaten.
Schlechte Nachrichten hatten aber auch Motorola und Novellus für die Anleger. Der US-Halbleiter- und Handy-Hersteller Motorola hat im abgelaufenen Vierteljahr nach sechs Verlust-Quartalen in Folge wieder einen Gewinn erzielt, sein Umsatz blieb aber wegen der enttäuschenden Mobilfunk-Nachfrage unter den Erwartungen. Der Chip-Ausrüster Novellus verbuchte im dritten Quartal ebenfalls einen drastischen Umsatzrückgang.
Was am Dienstagabend aus den USA gekommen war, sei alles andere als gut, so ein Händler. Vor allem die High-Techs würden durch den schwachen Intel-Ausblick belastet. Es sehe aber so aus, als ob einige Fonds jetzt trotzdem in den Markt einsteigen müssten, weil sie schon einen großen Teil des Aufschwungs verpasst hätten. So seien die starken Kursschwankungen des Blue-Chip-Index zu erklären. Seit Mitte der vergangenen Woche hat der Dax rund 20 Prozent zugelegt. An der fundamentalen Situation habe sich aber nichts gebessert.
Die Infineon-Aktie fiel 7,5 Prozent auf 6,91 Euro. Der Münchener Chip-Bauer will einem Zeitungsbericht zufolge seine Investitionen im kürzlich angelaufenen Geschäftsjahr 2002/3 auf eine Milliarde Euro zusammenstreichen. Bisher hatte die Siemens-Tochter Investitionen in Höhe von bis zu 1,5 Milliarden Euro geplant. Grund für die Kürzung sei, dass sich der Marktaufschwung in der Chipbranche entgegen aller Prognosen weiter verzögere. Die Investmentbank Morgan Stanley hat die Aktie unterdessen auf „underweight“ von zuvor „equalweight“ heruntergestuft und das Kursziel auf 8,00 von 10,50 Euro gesenkt.
Für Siemens ging es 3,7 Prozent auf 39,48 Euro nach unten, Epcos fiel 2,1 Prozent auf 7,66 Euro und SAP verbuchte ein Minus von 7,8 Prozent auf 55,10 Euro. Der Softwarekonzern will am Donnerstag seine Quartalszahlen vorlegen.
Unterschiedlich reagierten die Autobauer auf die Pläne der neuen Bundesregierung, die private Nutzung von Dienstwagen künftig höher zu besteuern. Heftige Kritik war von seiten des Branchenverbandes der Automobilindustrie (VDA) zu hören. Durch die Pläne werde die seit Jahren rückläufige Automobilkonjunktur im Inland zusätzlich geschwächt. Dies betreffe vor allem die bisher eher als konjunkturrobust geltende obere Mittelklasse. Dazu gehören die in Deutschland nach Statistiken des VDA als Dienstwagen besonders beliebten Modelle VW Passat, Audi A4 und A6 sowie Mercedes C- und E-Klasse. Die Volkswagen-Aktie verlor 1,0 Prozent auf 39,23 Euro, DaimlerChrysler schloss 2,2 Prozent schwächer bei 35,09 Euro, BMW legte dagegen um 0,8 Prozent auf 35,04 Euro zu.
Schlechte Nachrichten gab es für die Deutsche Telekom. Die Investmentbank UBS Warburg hat die Aktie nach Angaben von Händlern auf „reduce“ von zuvor „hold“ heruntergestuft und das Kursziel auf 9 von zuvor 10 Euro gesenkt. Für die T-Aktie ging es 1,4 Prozent auf 10,26 Euro nach unten, da der Bonner Konzern im Streit um verspätete Lieferungen von Telekommunikationsdienstleistungen an Wettbewerber vor Gericht einen Teilerfolg erzielt hat. Das Verwaltungsgericht Köln hat entschieden, dass die Regulierungsbehörde eine Verfügung, die Vertragsstrafen bei Nichteinhalten von festgelegten Lieferterminen vorsieht, nicht vollziehen darf.
Auch die Deutsche Post verbuchte einen Erfolg vor Gericht. Im Streit mit dem Bundesverband des Groß- und Einzelhandels um die Höhe des Briefportos wies das Landgericht Berlin eine Klage des Verbandes auf Rückzahlung von zuviel gezahltem Porto ab. Die Aktie Gelb legte 4,4 Prozent auf 9,80 Euro zu.
Quelle: ntv.de