Raus aus Anleihen, rein in Aktien Dax galoppiert ins Ziel
18.07.2012, 17:42 Uhr
Für viele heißt es jetzt umschichten: Wer zu spät kommt, den bestraft die Börse.
(Foto: dapd)
Die Chancen für eine Fortsetzung der Sommer-Rally steigen. Immer mehr festverzinsliche Papiere werfen keine Renditen mehr ab, Investoren müssen umschichten. Positive Impulse kommen auch von der US-Berichtssaison. Die Banken schneiden besser ab als erwartet.
Die deutschen Standardwerte haben nach einem ansonsten sehr ruhigen Handelsverlauf mit einer Nachmittags-Rally überrascht. Händler erklärten die Aufwärtsbewegung mit Umschichtungen aus den Anleihemärkten, nachdem negative Renditen um sich greifen. Rückenwind kam zudem von den Vorgaben aus den USA, wo die großen Indizes vorher ins Plus gedreht waren.
Der Dax notierte zuletzt bei 6684 Punkten und damit 1,6 Prozent höher. Der MDax schaffte ein Plus von 0,9 Prozent auf 10.742 Zähler. Der TecDax gewann 1,2 Prozent auf 764 Punkte.
Die Renditen für zweijährige Papiere sind inzwischen nicht nur in Deutschland, sondern auch den Niederlanden, Dänemark, der Schweiz und Österreich negativ. Auch die Verzinsung zweijähriger französischer Papiere liegt nahe an der Nulllinie.
"Fundamental gebe es angesichts der Euro-Schuldenkrise und der Sorgen um die Weltkonjunktur keine ermutigenden neuen Impulse", fügte ein Händler an. Was die Anleger allerdings inspiriere, seien die Unternehmensergebnisse aus den USA, wo Goldman Sachs und Coca Cola zuletzt solide Zahlen veröffentlicht haben, erklärte Händlerin Anita Paluch von Gekko Global Markets.
US-Hausdaten und IWF-Aussagen helfen
Positiv wurde am Markt auch die überraschend hohe Zahl an Baubeginnen in den USA im Juni aufgenommen. Die Baugenehmigungen legten so stark zu wie seit zuletzt vor fast vier Jahren. Zudem geben Marktteilnehmer die Hoffnungen auf baldige Hilfen für die Wirtschaft durch die Zentralbanken nicht auf. Die Aussagen des IWF zum negativen Ausblick für die Eurozone hätten diese Ansicht weiter gestützt, sagte Händler Markus Huber von ETX Capital. "Viele Investoren sehen daher die Chance, dass die Zentralbanken bald wieder aktiv werden, höher an als je zuvor."
Auch aus Europa gebe es ein paar ermutigende Nachrichten, fügte die Händlerin Paluch an. Dazu zählte sie auch die gut aufgenommenen Kapitalmaßnahmen der Credit Suisse. "Das ist eine erfrischende Abwechslung von den düsteren Nachrichten von der Schuldenkrise."
Wenig Grund zur Begeisterung gaben dagegen die Aussagen von Intel: Der weltgrößte Chiphersteller senkte für das Gesamtjahr seine Umatzprognose. Die auch an der Frankfurter Börse notierten Titel gaben anfangs nach, drehten dann aber ins Plus und notierten 2,1 Prozent höher.
Gewinnwarnungen drücken die Kauflaune
Für Gesprächsstoff in den deutschen Handelsabteilungen sorgte die Gewinnwarnung von Puma. Die Titel verloren im MDax 4,8 Prozent. Die in Paris notierten Aktien des Mutterkonzerns PPR gewannen 1,5 Prozent. Puma senkte nach einem Gewinnrückgang im ersten Halbjahr sowohl seine Umsatz-, als auch seine Gewinnprognosen für 2012. Dies brachte zunächst auch die Aktien des Konkurrenten Adidas unter Druck. Die im Dax gelisteten Titel rappelten sich aber mit 0,2 Prozent ins Plus.
Erst am Vortag hatte der Motorenbauer Deutz seinen Ausblick nach unten revidiert. Die Titel, die am Vortag noch "moderate" ein Prozent verloren hatten, rutschten am Mittwoch noch einmal um 1,5 Prozent ab. Die Analysten der DZ Bank stuften die Aktien herunter auf "verkaufen" von "halten".
Zweifel an der Deutschen Bank
Europaweit galt das Hauptaugenmerk aber den Maßnahmen der Credit Suisse zur Stärkung ihres Kapitals. Die Aktien der Schweizer Großbank reagierten daraufhin mit einem kräftigen Plus. Viele Händler zeigten sich erleichtert. "Eine Bank, die noch so viel Geld auftreiben kann, ist eine gute Bank", kommentierte einer.
Im Dax löste die Maßnahme Gerüchte um die Deutschen Bank aus. Die Aktien rutschten zunächst tief ins Minus, notierten bei Handelsschluss aber 1,9 Prozent höher. Äußern wollte sich die Bank zu den Marktgerüchten nicht. Analysten beschäftigen sich seit langem mit der Kapitalausstattung von Deutschlands größter Bank, die im Moment zwar ausreichend, aber im internationalen Vergleich nicht üppig ist. Insgesamt lagen die meisten europäischen Finanzwerte leicht im Plus.
Allianz schafften ein Plus von 1,5 Prozent. Der Versicherer hatte seinen unrealisierten Verlust mit Bonds von Krisenländern in der Euro-Zone mit insgesamt 1,16 Mrd. Euro beziffert. "Da sind viele froh, dass die Allianz die Karten auf den Tisch gelegt hat", erklärte ein Händler.
Weiter gut im Kurs standen die meisten Autowerte. VW versuchten den Rückruf von 1500 Porsches in die Werkstätten abzuschütteln. Anleger trauten dem Braten aber nicht. Der Kurs verharrte nahezu unverändert bei plus 0,3 Prozent. Daimler dagegen gewannen 2,5 Prozent, BMW 2,1 Prozent.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ