Seichte Landung Dax geht die Puste aus
06.01.2011, 17:54 UhrGestützt auf gute Konjunkturdaten aus Europa und den USA legen die deutschen Standardwerte nach zwei mauen Tagen wieder zu. Für eine Landung über der 7000 reicht der Schub allerdings nicht. Kursverluste in den USA dämmen die Dax-Gewinne ein. Das Geschäft ist wegen des Feiertags in einigen Bundesländern dünn.

Die Konjunkturdaten aus den USA lassen so weit schon mal Aufhorchen. Mal schauen, was der Freitag bringt.
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Der deutsche Aktienmarkt hat den Handel freundlich beendet. Die Kursgewinne waren zur Mittagszeit allerdings deutlich höher. Ein schwächer tendierender Euro und Kursverluste in den USa zum Handelsauftakt haben das Plus am Nachmittag schmelzen lassen.
Der deutsche Leitindex Dax kletterte um 0,60 Prozent auf 6981,39 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte stieg um 0,44 Prozent auf 10 099,40 Punkte. Für den TecDax ging es um 0,71 Prozent auf 869,23 Punkte hinauf und damit auf den höchsten Stand seit Juni 2008.
Unterstützung kam am Mittag von deutlich über den Erwartungen ausgefallenen Konjunkturdaten: Die deutschen Industrieaufträge sind im November um 5,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen und haben damit die Erwartungen bei weitem übertroffen. Verantwortlich für den großen Sprung waren vor allem ausländische Aufträge, die um 8,2 Prozent gegenüber dem Vormonat in die Höhe geschossen sind. Neben der ausländischen Nachfrage trug aber auch die Inlandsnachfrage zu dem Auftragsanstieg im November bei. "In der Industrie halten die goldenen Zeiten damit noch an", kommentiert Volkswirtin Fabienne Riefer von der Postbank die Daten.
Ansonsten sorgten die guten Vorgaben aus den USA auch für den positiven Trend. Dank des deutlich besser als erwartet ausgefallenen ADP-Berichts gehe man von einem erfreulichen offiziellen US-Arbeitsmarktsbericht am Freitag aus, hieß es im Handel. "Die Zeichen für eine deutliche konjunkturelle Belebung in den USA verdichten sich", meint ein Händler. Die am Donnerstag veröffentlichten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sorgten zwar für einen Dämpfer, da in der Vorwoche mehr US-Bürger Unterstützung beantragten als angenommen. Auf Vierwochen-Sicht sank die Zahl der Arbeitssuchenden aber.

Die französische Anleihe-Auktion sorgt vielleicht nicht für Euphorie, aber zumindest für Erleichterung.
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Eine französische Anleihe-Auktion im Umfang von 7,5 bis 9 Mrd. Euro lief gut, fand aber nur am Rande Beachtung. "Die Platzierung wurde alles in allem gut aufgenommen", sagt ein Händler. Frankreich habe das obere Ende des geplanten Gesamtvolumens nur knapp verfehlt. "Vor allem für die zehnjährigen Papiere war das Interesse recht gut. Bei den längeren Laufzeiten sind die Zinsaufschläge schon recht hoch", ergänzt der Marktteilnehmer.
Positive Stimmen zu Bayer
An die Dax-Spitze setzten sich nach einer Reihe positiver Analystenkommentare die Titel von Bayer. Die Aktien des Chemiekonzerns legten um 2,8 Prozent. In allen drei Geschäftsbereichen - der Pharma-, Kunststoff- und Agrarchemie-Sparte - sei die Situation viel besser als noch vor einem Jahr, schrieben die Analysten von Equinet. Vor allem in der Pharma-Sparte rechnen die Experten in den kommenden Jahren auch dank des neuen Schlaganfall-Präparats Xarelto mit starken Umsatzzuwächsen und sprachen eine Kaufempfehlung für Bayer-Titel aus. Das Kursziel erhöhten sie auf 66 von 58 Euro. Lob gab es laut Händlern auch von den Analysten von JPMorgan Cazenove. Sie zählen Bayer demnach in diesem Jahr zu den Favoriten im europäischen Pharma-Sektor. Konkurrent Merck notierte im Dax 0,1 Prozent schwächer.
Lufthansa standen mit einem Aufschlag von 2,6 Prozent ebenfalls auf den Kaufzetteln der Anleger weit oben, nachdem Barclays Capital sich positiv zu den Wachstumsaussichten der europäischen Fluggesellschaft in diesem Jahr geäußert hatte. Die Aktien der Rivalen Air France-KLM und British Airways legten drei beziehungsweise 4,4 Prozent zu.
Commerzbank hält rote Laterne
Dax-Schlusslicht waren die Papiere der Commerzbank, die sich um 1,7 Prozent verbilligten. "Die Aussicht, dass der Staat länger als bislang gedacht mitmischt, gefällt einigen Anlegern offenbar nicht", sagte ein Börsianer. Einem Zeitungsbericht zufolge will die Bundesregierung ihren Commerzbank-Anteil länger halten als bisher bekannt.
Aussagen von Deutsche Post-Chef Frank Appel lenkten Aufmerksamkeit auf den Aktienkurs des Logistikkonzerns. Appel hatte sich zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2010 gezeigt. "Die gute Konjunkturentwicklung hat sich auch für uns sehr erfreulich ausgewirkt", sagte der Manager der "Leipziger Volkszeitung". "Mit dem starken Wirtschaftswachstum 2010 sind jetzt auch die Volumina zurückgekommen." Davon habe vor allem der Logistikbereich DHL profitiert, der erstmals mehr Gewinn abgeworfen habe als die Briefsparte. Genaue Zahlen werde das Unternehmen aber erst im März vorlegen. Die Post-Aktien legten 1,0 Prozent zu.
In der zweiten Reihe drehten Praktiker ins Plus. Die Titel arbeiteten sich 1,1 Prozent vor. Der Umsatz lag im vierten Quartal mit 749 Mio. Euro unter den erwarteten 785 Mio. Euro. Überraschend ist allerdings nur das Ausmaß des Rückgangs. Marktteilnehmer hatten mit einem Umsatzrückgang gerechnet, da die Baumarktkette zur Stärkung der Profitabilität die Werbeaktionen in Deutschland reduziert hat.
Medienwerte gefragt
Medienwerte erhielten in ganz Europa Auftrieb dank eines positiven Ausblicks der Analysten von Goldman Sachs. Die Werbeeinnahmen würden 2011 voraussichtlich sieben Prozent höher ausfallen als bislang gedacht, schrieb Analyst Richard Jones in einer Branchenstudie. Haupt-Profiteure seien Vermarkter von Außenwerbeflächen wie Ströer oder dessen französischer Konkurrent JCDecaux. Während das Plus bei den Aktien von Ströer mit 0,2 Prozent vergleichsweise mager ausfiel, gewannen die Papiere von JCDecaux 3,5 Prozent.
Im MDax waren ProSiebenSat1 und Sky gefragt. Sie kletterten um 2,7 beziehungsweise 2,4 Prozent nach oben.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/dpa/rts