Pharma hilft immer Dax geht wieder
22.11.2007, 17:35 UhrDie Nachfrage nach Pharmawerten hat die deutschen Standardwerte am Donnerstag gestützt. Dagegen trennten sich die Anleger wegen der schwer einzuschätzenden Belastungen aus der US-Kreditkrise erneut von Finanztiteln.
Der Dax notierte bei Handelsende 0,6 Prozent höher bei 7.562 Punkten. Damit ist die Talfahrt vom Mittwoch, als der Dax 1,5 Prozent einbüßte, vorerst gestoppt. Von einem Stimmungsumschwung kann Händlern zufolge aber nicht die Rede sein. An der Gesamtlage habe sich nichts geändert.
Als Belastungsfaktoren nannten Börsianer wie in den vergangenen Tagen die Aussicht auf eine Abschwächung der US-Wirtschaft sowie Rekordwerte bei Euro und Öl. "Es gibt einfach keine positiven Nachrichten, die den Markt nach oben helfen", sagte ein Börsianer. Ein anderer ergänzte: "Vor dem langen Wochenende in den USA riskiert niemand etwas." Wegen Thanksgiving blieben die US-Märkte am Donnerstag geschlossen. Viele Amerikaner nutzen den Feiertag für ein verlängertes Wochenende.
Kursbewegende Unternehmensnachrichten waren am Mittwoch Mangelware, daher rückten Analystenkommentare in den Vordergrund:
UBS erhöhte zwar das Kursziel für VW um 30 auf 165 Euro. Anleger zeigten sich davon aber unbeeindruckt. Die Aktie gab 0,8 Prozent nach.
Angesichts eines erneuten Rekordhochs beim Euro standen die stark vom Export abhängigen Autobauer insgesamt unter Druck. Zudem stuften die Analysten von Citigroup den europäischen Autosektor herunter auf "Underweight". Daimler schafften jedoch mit 0,3 Prozent den Sprung ins Plus.
Zu den Dax-Verlierern zählten erneut die Titel der Commerzbank, die nach ihrem 6,5prozentigen Kursverlust vom Vortag weitere 0,4 Prozent nachgaben.
Zu den Schlusslichtern im Dax gehörten Deutsche Börse mit einem Kursrückgang von 1,9 Prozent. "Die Aktie der Deutschen Börse hat in den vergangenen Tagen gut gelegen", sagte ein Händler. Da würden nun Gewinne mitgenommmen, hieß es.
An der Dax-Spitze brillierten Bayer mit plus 3,8 Prozent auf 57,38 Euro. Merrill Lynch hat die Beobachtung der Aktie mit "Kaufen" wieder aufgenommen. Merck gewannen 3,4 Prozent. In Zeiten großer Konjunktursorgen sind besonders defensive Titel gefragt. Pharmawerte gelten als nicht so konjunkturanfällig.
Die Titel des Dialysespezialisten Fresenius Medical Care kletterten 2,4 Prozent. Händler betonten, Citigroup haben den europäischen Gesundheitssektor auf "Neutral" von "Underweight" hochgenommen.
Ein möglicher Zusammenschluss der von Lufthansa geführten Billigfluggesellschaft Germanwings mit dem Ferienflieger TUIfly gab der Lufthansa Auftrieb. Die Titel legten 3,6 Prozent zu. Analysten bewerten ein mögliches Zusammengehen positiv. "Sollte eine Fusion vereinbart werden, würde Germanwings von Größenvorteilen sowie von einem ergänzten Streckennetz profitieren", meint ein LBBW-Analyst. Zudem gab der Lufthansa-Konkurrent Air France-KLM dank eines robusten weltweiten Wachstums einen unerwarteten Gewinnsprung bekannt.
Hypo Real Estate (HRE) beendeten die Talfahrt und drehten mit 1,4 Prozent ins Plus. Der Immobilienfinanzierer will seinen Überschuss bis 2010 auf 1,5 Mrd. Euro erhöhen. Im vergangenen Jahr kam die Hypo Real Estate ohne den inzwischen übernommenen Staatsfinanzierer Depfa Bank auf ein Nachsteuerergebnis von 542 Mio. Euro. Die Depfa erzielte im gleichen Jahr einen Überschuss von 526 Mio. Euro. "Die Planzahlen liegen im Rahmen der Analystenprognosen", sagte ein Händler.
Deutsche Telekom arbeiteten sich 0,8 Prozent vor. Nachdem das Unternehmen aufgrund einer Klage von Vodafone Group nun das Apple-Handy iPhone auch ohne Vertragsbindung verkauft, räumte ein Händler ein, er habe die Bedeutung der Klage unterschätzt. "Allerdings frage ich mich, wer 999 Euro für ein technisch wenig überzeugendes Handy ausgeben wird", fügte er hinzu.
Auf starkes Interesse stießen nach einem Gewinnsprung im dritten Quartal die Aktien der Beteiligungsgesellschaft Arques Industries. Die im MDax notierten Papiere starteten mit einem Kurssprung von elf Prozent in den Handel, von dem allerdings am Ende nur noch 4,4 Prozent blieben. Ein Börsianer bezeichnete die Zahlen als "sehr gut".
Norddeutsche Affinerie (NA) knickten nach einem guten Start 1,1 Prozent ins Minus. Der kürzlich zurückgetretene Chef von Europas größtem Kupferkonzern Werner Marnette will laut einem Interview in der "Financial Times Deutschland" für den Aufsichtsrat kandidieren. Es sei schwer vorstellbar, wie Marnette in den Aufsichtsrat kommen soll, nachdem sein Ausscheiden aus einem Konflikt mit dem Gremium resultiert haben soll, sagte ein Händler. Vielleicht schließe er sich aber auch mit Mirko Kovats zusammen, der mit A-TEC zwei Plätze fordert.
Das Solarunternehmen Conergy ist Medienberichten zufolge einer von sechs Bietern für ein Projekt in Australien - für ein Entsalzungswerk werden 75 Windturbinen benötigt. Bislang sei nichts über das Volumen des Vertrags bekannt geworden, kommentierte Händler. Da es sich nicht um eine weitere Hiobsbotschaft zur finanziellen Lage handle und zeige, dass Conergy auch im Bereich Windkraft aktiv sei, stützte die Nachricht den Kurs. Es ging 1,6 Prozent aufwärts. Seit Wochenbeginn hatte der Kurs bis zu 45 Prozent verloren.
Quelle: ntv.de