Merkel verleiht Flügel Dax gewinnt Höhe
17.06.2011, 17:39 Uhr
Angela Merkel und Sarkozy nach ihrem Treffen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Allen Differenzen zwischen Deutschland und Frankreich zum Trotz versprechen die Regierungschefs Merkel und Sarkozy in der Griechenland-Frage eine "schnelle Lösung". Die Anleger feiern. Die Kurse steigen.
Fortschritte in den Verhandlungen um ein neues Hilfspaket für Griechenland haben den europäischen Aktienmärkten neuen Schwung gegeben. Finanzwerte stiegen europaweit zu den größten Gewinnern auf, nachdem Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel betonten, dass eine Beteiligung privater Gläubiger nur auf freiwilliger Basis erfolgen solle.
Insgesamt reagierte der Aktienmarkt deutlich positiv. Der Dax landete auf 7.164 Punkten, was einem Plus von 0,8 Prozent entsprach.
Deutschland und Frankreich seien auf einer Linie, bestätigten beide Seiten. Nach Merkels Worten gibt es Fortschritte bei den Verhandlungen. Die EU-Partner bewegten sich aufeinander zu. Es gehe jetzt darum, eine "schnelle Lösung" zu finden. Dafür wollten sich Deutschland und Frankreich auf dem EU-Gipfel Ende nächster Woche starkmachen.
"Mit den jüngsten Nachrichten gehen die Märkte davon aus, dass es eine Art politischer Einigung gibt und dass etwas ausgearbeitet wurde", sagte ein Händler bei einer europäischen Investmentbank. Allerdings dürften die Kursausschläge beim Dax nicht überbewertet werden. "Die große Entscheidung wird am Dienstag die Vertrauensfrage des griechischen Regierungschefs im Parlament sein."
Frische NAchrichten aus Athen gab es schon am Morgen: Ministerpräsident Giorgos Papandreou ernannte Verteidigungsminister Evangelos Venizelos zum neuen Finanzminister. In Berlin beraten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy unterdessen über eine Lösung in der griechischen Schuldenkrise.
Nach der Ankündigung, dass eine Beteiligung privater Gläubiger nur auf freiwilliger Basis erfolgen soll, standen die Bankenwerte im Fokus der Anleger. Aktien der Deutschen Bank holten ihre Anfangsverluste auf und stiegen 1,4 Prozent. Die Anfangsverluste schrieben die Börsianer Berichten über Basel-III- Kapitalanforderungen zu. Commerzbank notierten 0,9 Prozent höher.
Die Genehmigung einer Sammelklage in den USA zog Bayer zunächst ins Minus. Die Verluste wurden aber wieder wett gemacht und die Papiere landeten mit 0,4 Prozent im Plus. Der Oberste Gerichtshof der USA gab einer Sammelklage gegen den deutschen Pharmakonzern wegen des umstrittenen Blutfettsenkers Lipobay grünes Licht. "Das führt zu Belastungen bei der Aktie, weil die Geschichte mit Lipobay für die Anleger schon relativ weit zurück gelegen hat und eine Sammelklage generell mehr Durchschlagkraft als ein einzelner Rechtsstreit haben kann", sagte ein Händler in Frankfurt.
Infineon und Dialog schwach
Halbleiterwerte zählten nach weiteren negativen Nachrichten aus der Branche zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt. Die Aktien von Infineon Technologies schossen 1,8 Prozent niedriger. Im TecDax notierten Dialog Semiconductor knapp 1,0 Prozent leichter und die Aktien von Süss Microtec fielen um 0,3 Prozent.
Händler begründeten das Kursminus bei den Handychipproduzenten mit einer erneuten Gewinnwarnung des Blackberry-Herstellers Research In Motion (RIM), der wegen der starken Konkurrenz von Apples iPhone und den Android-Smartphones ein weiteres schwieriges Geschäftsquartal hinter sich hat. Zudem verwiesen sie auf die Apple-Aktie und den Nasdaq-Composite-Index, die - erstmals seit September 2010 - wieder unter ihren gleitenden Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage gerutscht sind. Damit sei auch das technische Bild deutlich eingetrübt, was alle Halbleiterwerte zusätzlich deutlich unter Druck setze.
Ein Börsianer rechnet bei Dialog alleine durch die deutlich reduzierte Absatzerwartung bei RIM mit einer Belastung für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von bis zu 1,5 Mio. Dollar oder etwa sieben Prozent des erwarteten Ergebnis. Er verwies auch auf die bereits negative Reaktion der Halbleiterwerte in Asien am Morgen, die nun eine schlechte Vorgabe lieferten. So sackten zum Beispiel die Aktien von Samsung Electronics am Morgen in Seoul um 3,42 Prozent ab
Im MDax rauschten die Aktien von Celesio nach unten. Die am Vorabend bekanntgegebene Gewinnwarnung trieb die Aktien von Celesio auf ein neues Zwei-Jahres-Tief von 12,74 Euro, ein Abschlag von 15,4 Prozent. Am Vortag waren die Aktien bereits vor der Mitteilung des Konzerns tief ins Minus gerutscht. Die Papiere dürften weiter unter Druck stehen, sagte ein Händler. Die Aussagen zum Marktumfeld klängen nicht danach, dass es sich um kurzfristige Probleme handele.
Sonnige Aussichten bei Solar
Optimistische Aussagen zum Geschäftsverlauf beflügelten Payom Solar. Die Aktien des Solarfirma schossen kräftig in die Höhe, nahmen von den Gewinnen aber nur ein bescheidenes Plus von 0,6 Prozent mit ins den Feierabend.
Die Kurse der im gelisteten Konkurrenten bewegten sich im gleichen Zeitraum kaum. Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 21 Megawatt gebaut. In den Büchern stünden Aufträge für Energieparks mit einer Leistung von 26 Megawatt.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/dpa