Marktberichte

Ifo hui, US-Verbraucher pfui! Dax gibt Gewinne ab

Bessere Stimmung in der deutschen Wirtschaft - bessere Stimmung an der deutschen Börse. Diese Formel funktionierte am Dienstag nur bis zum Nachmittag. Denn dann ließ das überraschend stark gesunkene US-Verbrauchervertrauen die Kursgewinne der Standardwerte innerhalb weniger Minuten auf 0,7 Prozent bei 4.898 Punkten zusammenschmelzen. Zuvor hatte der starke Anstieg des deutschen Ifo-Index noch für ein Dax-Plus von rund 1,5 Prozent gesorgt.

Das US-Verbrauchervertrauen ist nach Angaben des Wirtschaftsforschungsinstituts Conference Board im Februar auf 94,1 Punkte von 97,8 Punkten im Januar gesunken. Analysten hatten nur mit einem Rückgang auf 96,8 Punkte gerechnet. Die Zahlen seien ganz schlecht, so ein Händler. Das habe der guten Stimmung einen deutlichen Dämpfer versetzt. Da nütze es auch nichts mehr, dass der Ifo-Index so stark angestiegen sei, die USA seien nun einmal die wichtigste Wirtschaftsnation der Welt.

Der Geschäftsklimaindex für Westdeutschland ist im Februar auf 88,7 Punkte nach 86,2 Punkten im Januar gestiegen, dies gaben die Münchener Wirtschaftsforscher des ifo-Instituts am Morgen bekannt. Analysten hatten nur mit einem Anstieg auf 87,3 gerechnet. Der ifo-Index zeige, dass man nahe am Wendepunkt sei, so Ifo-Volkswirt Gernot Nerb. Das Konjunkturbild festige sich, man könne von einer Erholung sprechen.

Zahlen legte am Morgen der Mischkonzern ThyssenKrupp vor. Die Düsseldorfer mussten im ersten Quartal einen Gewinneinbruch um 93 Prozent auf 28 Millionen Euro hinnehmen, übertrafen damit aber dennoch die Erwartungen von Analysten, die mit einem Verlust von 43,92 Millionen Euro prognostiziert hatten. Für den Rest des Geschäftsjahres gab sich der Konzern allerdings wenig optimistisch. Es werde schwierig, das Umsatzniveau des Vorjahres zu halten, so das Unternehmen. Die Aktie drehte nach schwachem Start mit 2,4 Prozent auf 17,26 Euro ins Plus.

Nachrichten gab es auch von der Deutschen Telekom. Wie der Bonner Konzern bereits am Montag mitteilte, hat das Bundeskartellamt die Übernahme von 6 TV-Kabelgesellschaften der Telekom durch den US-Medienkonzern Liberty Media untersagt. Das Bundeskartellamt bestätigte das Verbot am Dienstag. Der Telekom entgehen so Einnahmen von 5,5 Milliarden Euro, die für den Schuldenabbau eingeplant waren. Man stehe nun für Verhandlungen mit neuen Interessenten bereit, so die Telekom. Die britische Investorengruppe Compere führt nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen bereits Gespräche mit der Telekom über einen Erwerb des Kabelnetzes. Am Nachmittag gab es dann noch schlechte Neuigkeiten für die Telekom. Die Ratingagentur Standard & Poor’s prüft eine Herabstufung für die Kreditwürdigkeit der Telekom. Die T-Aktie legte dennoch 1,2 Prozent auf 15,74 Euro zu.

Auch die anderen Technologie-Titel standen auf der Gewinnerliste. Siemens verbesserte sich 2,2 Prozent auf 65,60 Euro, Infineon stieg 1,6 Prozent auf 25,40 Euro, Epcos schloss mit 2,1 Prozent bei 42,00 Euro im Plus. Lediglich SAP hinkte etwas hinterher: plus 0,3 Prozent auf 156,61 Euro. Die High-Techs würden als Erste von einem anstehenden Konjunkturaufschwung profitieren, so ein Händler.

Kurszuwächse verbuchte auch Preussag , die Aktie schloss bei 33,00 Euro mit 2,1 Prozent über dem Vortagesschluss. Auslöser sind Pläne des Konkurrenten Thomas Cook, auf Grund der zuletzt wieder steigenden Buchungszahlen für den Sommer mehr Kapazitäten für Flüge und Hotels bereitzustellen als bislang geplant. Damit verdichteten sich die Zeichen, dass das Reisejahr 2002 nicht ganz so schlecht werde, wie befürchtet, das beflügele natürlich auch die Preussag-Aktie.

Die Deutsche Lufthansa will nun doch keine eigene Billigfluggesellschaft in den Konzern eingliedern. Ein solches Geschäftsfeld setzte völlig andere Strukturen als die der Lufthansa voraus, so Netzmanagement-Vorstand Ralf Teckentrup in einem Zeitungsinterview. In den vergangenen Wochen war über die Gründung einer Billigairline unter dem Dach der Lufthansa spekuliert worden, um der zunehmenden Konkurrenz der Low-Budget-Airlines entgegenzutreten. Für die Papiere ging es 0,6 Prozent auf 17,35 Euro nach oben.

Volkswagen schlossen mit 1,9 Prozent bei 53,29 Euro im Plus. Bundeskanzler Gerhard Schröder kündigte bei der Betriebsversammlung im VW-Werk in Kassel Widerstand gegen die geplante Abschaffung des sogenannten Volkswagen-Gesetzes durch die EU an. Das Volkswagen-Gesetzt räumt dem Land Niedersachsen, das 20 Prozent an Volkswagen hält, bestimmte Sonderrechte ein, die unter anderem verhindern, dass der Großaktionär überstimmt werden kann.

Bei den Mdax-Werten stand die Aktie von ProSiebenSat.1 im Mittelpunkt. Die Senderfamilie hat ihre Zahlen für das abgelaufenen Geschäftsjahr vorgelegt und einen Ausblick auf das kommende Jahr gegeben. Für 2002 erwartet das zur Kirch-Gruppe gehörende Unternehmen einen Zuwachs beim Vorsteuerergebnis im hohen einstelligen Prozentbereich. Vorraussetzung hierfür sei allerdings eine Erholung des Werbemarktes, hieß es weiter. Die Aktie legte 6,2 Prozent auf 8,39 Euro zu.

Der Autovermieter Sixt will trotz Gewinnrückgangs die Dividende nicht kürzen. Dies äußerte der Unternehmensgründer Erich Sixt gegenüber dem Anlegermagazin Börse Online. Demnach werden auf die Stammaktien 80 Cent und auf die Vorzüge 82 Cent ausgeschüttet. Für das abgelaufene Geschäftsjahr erwartet Sixt vor allem wegen des mauen Gebrauchtwagengeschäfts einen Gewinnrückgang um 20 Prozent. 2002 will der Konzern jedoch wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Wachstum war am Dienstag auch das Stichwort für den Kurs: plus 4,3 Prozent auf 14,60 Euro.

Quelle: ntv.de

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