Lufthansa-Aktie trudelte Dax gibt deutlich ab
02.04.2002, 20:10 UhrDie deutschen Standardwerte schlossen am Dienstag tief in der Verlustzone. Sorgen um weiter steigende Öl-Preise nach der Zuspitzung des Nahost-Konfliktes sorgten für deutliche Kursverluste. Der Dax fiel 1,6 Prozent auf 5.311 Punkte.
Der Ölpreis war am Montagabend erstmals seit gut einem halben Jahr auf über 28 Dollar je Barrel gestiegen und schwankte am Dienstag um diesen Wert. Ein weiter steigender Ölpreis reduziere das Realeinkommen der Haushalte, erhöhe die Unternehmenskosten und heize die Inflation an, so die Aktienstrategin Gertrud Traud von der Bankgesellschaft Berlin. Matthias Maus, Fondsmanager bei Frankfurt Trust, erklärte, besonders die Inflationsgefahr belaste den Markt. Bisher sei das Szenario eine konjunkturelle Erholung ohne Inflation gewesen. Jetzt sei dieses Risiko da, so Maus weiter. Auch die anhaltende Gewalt im Nahen Osten laste kurzfristig auf dem Markt, so ein Händler. Israel hatte in der Nacht zum Dienstag seinen Feldzug in den Palästinenser-Gebieten ausgeweitet.
Die weitere Entwicklung der deutschen Standardwerte sei schwer vorherzusagen, hieß es weiter. Aus charttechnischer Sicht gebe es für den Dax bei 5.350 Punkten eine Unterstützung, wenn diese falle und der Dax unter diesem Stand schließe, sei der Weg frei bis auf 5.200 Punkte.
Der deutliche Anstieg des Ölpreises in den letzten Tagen belastete nach Ansicht von Händlern vor allem die Aktie der Deutschen Lufthansa. Zudem kamen nach der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten wieder Sorgen vor neuen Anschlägen auf den internationalen Luftverkehr auf. Beides könnte zu einem Rückgang des Buchungsaufkommens führen, so die Mutmaßung am Markt. Die Papiere fielen 3,3 Prozent auf 16,89 Euro.
Zu den großen Verlierern gehörte auch die Aktie von SAP, die nach Händlerangaben von einer Gewinnwarnung des US-Konkurrenten PeopleSoft belastet wurde. Die Prognosekorrektur von PeopleSoft für das erste Quartal habe Befürchtungen geweckt, der US-Softwaremarkt werde sich doch nicht so positiv entwickeln wie zuletzt angenommen, so ein Händler. Die SAP-Aktie fiel 5,2 Prozent auf 164,50 Euro. Zudem nahm die Deutsche Bank die SAP-Aktie von ihrer "European Focus List".
Die CoBra Beteiligungsgesellschaff mbH hat die Bündelung ihrer Interessen bei der Commerzbank beendet. Dies teilte die Gesellschaft am Dienstag in Köln mit. Mit Wirkung vom 1. April vertrete CoBra nun nur noch die Aktien der niederländischen Rebon-Anteilseigner. Die Commerzbank-Aktie fiel 1,9 Prozent auf 20,27 Euro.
Die Investmentbank Lehman Brothers hat das Kursziel der Linde-Aktie auf 65 von zuvor 45 Euro angehoben, die Einstufung des Industriegase- und Gabelstablerproduzenten beließen die Analysten bei "kaufen". Die Aktie legte 0,4 Prozent auf 57,10 Euro zu.
Der Autokonzern DaimlerChrysler plant nach Informationen der Branchenzeitung „Automobilwoche“ eine vollständige Übernahme von Mitsubishi. Zur Zeit halten die Stuttgarter rund 37 Prozent an dem japanischen Autobauer. Bedingung für eine Übernahme sei, dass Mitsubishi die Krise überwinde und wieder profitabel wirtschafte, berichtet die Zeitung in ihrer neuesten Ausgabe unter Berufung auf das Umfeld von Daimler-Konzernchef Jürgen Schrempp. Die Aktie fiel 2,5 Prozent auf 51,00 Euro.
Die Allianz-Gruppe will sich nicht von ihrem Geschäftsbereich Unternehmen und Märkte trennen. Weder das Firmenkundengeschäft noch das Investmentbanking stünden zum Verkauf, sagte Vorstand Paul Achleitner in einem Gespräch mit der Tageszeitung „Die Welt“. Die Aktie gab 0,9 Prozent auf 270,55 Euro nach. Die Analysten von Morgan Stanley haben unterdessen das Kursziel für die Aktie auf 310 von zuvor 300 Euro angehoben.
Ebenfalls im Fokus stand ein MDax-Wert. Die Deutsche Börse erwartet 2002 trotz eines weiterhin schwierigen Marktumfeldes ein Umsatzwachstum von 10 bis 15 Prozent. Zudem erwägt der Betreiber der Frankfurter Börse nach der gescheiterten Fusion vor zwei Jahren nun angeblich erneut eine Übernahme der Londoner Börse. Dies berichtete eine britische Zeitung am Sonntag. Der Chef der Deutschen Börse Seifert nannte den Bericht allerdings einen April-Scherz. Die Aktie legte 3,8 Prozent auf 48,95 Euro zu.
Deutlich zulegen konnte auch die Aktie von ProSiebenSat.1, die sich 2,1 Prozent auf 10,22 Euro verbesserte. Zwischenzeitlich stieg der Kurs sogar bis auf 11,70 Euro. Spekulationen um eine Herauslösung der Sendergruppe aus der Kirch-Gruppe beflügelten den Wert, so ein Händler. Medienberichten zufolge soll eine Entscheidung über die Rettung des angeschlagenen Medienkonzerns nicht vor Ende der Woche fallen.
Der angeschlagene Schreibwarenhersteller Herlitz muss nun doch Insolvenz anmelden. Am Dienstag waren Gespräche zwischen den Landeregierungen Berlin und Brandenburg sowie dem Hauptgläubiger Deutsche Bank über die Gewährung von Bürgschaften endgültig gescheitert. Die bestehenden Kreditlinien würden daher nicht verlängert. Die Aktie wurde um 18:39 vom Handel ausgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt lag sie mit 1,5 Prozent bei 1,39 Euro im Plus.
Quelle: ntv.de