Marktberichte

Hightechs drücken Dax gibt nach

Konsolidierung - das war am Mittwoch das Schlagwort auf dem Parkett. Nach dem jüngsten Kursanstieg nahm sich der Dax eine Auszeit. Belastet wurde der Handel insbesondere von deutlichen Abschlägen bei den Hightechs. Gewinnmitnahmen drückten zudem den Finanzsektor deutlich ins Minus. Dem Dax bescherte dies einen Abschlag von 1,8 Prozent auf 5.365 Punkte.

Die US-Notenbank hatte am Dienstagabend die Leitzinsen unverändert bei 1,75 Prozent belassen. In ihrer Erklärung stellten die US-Währungshüter fest, dass die Inflationsrisiken und die Gefahren einer weiteren Konjunkturabschwächung inzwischen ausgewogen seien. Sie betonten zudem, dass die Wirtschaft unterstützt vom Lagerabbau mit einem „bedeutenden“ Tempo wachse und warnten damit erstmals seit 15 Monaten nicht vor einer weiteren Abkühlung der US-Konjunktur.

Analysten bewerteten die Erklärung der Fed als Anzeichen für den Übergang von einer bislang expansiven zu einer neutralen geldpolitischen Haltung. Bei einer günstigen Konjunkturentwicklung könne die Fed nun bereits im Juni eine restriktive Haltung einnehmen und im August oder September die Zinsen wieder anheben, so ein Analyst. Andere Experten sehen eine mögliche Zinsanhebung sogar schon im Mai oder Juni.

Niemand wisse, wann die Zinserhöhungen beginnen würden, so ein Händler. Das verunsichere den Markt ein wenig, zumal Zinserhöhungen generell als schlecht für die Börse angesehen würden, da sie die wirtschaftliche Entwicklung hemmen könnten. Ansonsten sei der Kommentar der Notenbänker um Alan Greenspan aber wie erwartet ausgefallen. Der Markt befinde sich nach den jüngsten Kursanstiegen in einer Konsolidierungsphase, die Anleger würden nun ihre Gewinne einsammeln.

Insbesondere Finanzwerte litten unter den Zins-Spekulationen, die HypoVereinsbank fiel 2,4 Prozent auf 39,04 Euro, die Deutsche Bank schloss mit 2,1 Prozent bei 72,65 Euro im Minus. Die Deutsche Bank hatte zudem die Papiere der Commerzbank und der HypoVereinsbank abgestuft. Die Aktie der HypoVereinsbank bewertet die Deutsche Bank nur noch mit „market perform“ und nicht mehr mit „buy“. Für die Commerzbank lautet die Empfehlung der Aktien-Experten nun „underperform“ statt wie zuvor „market perform“. Trotzdem konnte sich Aktie der Commerzbank nach schwachem Start noch mit 0,1 Prozent auf 20,98 Euro ins Plus retten.

Unter Gewinnmitnahmen litten ebenfalls Versicherungstitel, die in den vergangenen Wochen deutlich zulegen konnten. Einige Investoren würden die mögliche bevorstehende Zinserhöhung in den USA als Grund nehmen, sich von den Papieren zu trennen, hieß es von Händlern. Die Allianz-Aktie fiel 2,5 Prozent auf 279,70 Euro, für die Münchener Rück ging es 2,1 Prozent auf 295,29 Euro nach unten.

Im Mittelpunkt des Handels stand auch am Mittwoch wieder die Aktie der Deutschen Telekom, die bereits am Vortag nach der Ankündigung einer Dividendenkürzung zu den großen Verlierern gehört hatte. Die US-Investmentbank Goldmann Sachs stufte die Aktie am Morgen auf „market outperformer“ herab und nahm sie damit von ihrer Empfehlungsliste. Die Aktie fiel 0,9 Prozent auf 16,60 Euro.

Auch die anderen High-Techs notierten aufgrund von Gewinnmitnahmen schwächer. Siemens gaben 3,4 Prozent auf 73,80 Euro nach, SAP lagen mit 3,9 Prozent bei 169,49 Euro unter dem Vortagesschluss. Epcos verloren 2,6 Prozent auf 52,52 Euro. Größter Verlierer war allerdings Infineon - für die Aktie ging es knapp 6 Prozent auf 25,18 Euro nach unten. Händlern zufolge belastete die Tatsache, dass der Mutterkonzern Siemens einem Magazinbericht zufolge neben Infineon einen weiteren Lieferanten für UMTS-Chips sucht.

Der Energiekonzern E.ON hat im Geschäftsjahr 2001 seinen operativen Gewinn auf 3,553 Milliarden Euro gesteigert. Im Vorjahr hatte nur ein Gewinn von 2,445 Milliarden Euro in den Büchern gestanden. Der Umsatz sank aufgrund des Verkaufs von Beteiligungen um 10 Prozent auf 79,664 Milliarden Euro. Die E.ON-Aktie verlor 0,2 Prozent auf 58,09 Euro.

Der Berliner Pharmakonzern Schering will per Aktientausch die US-Biotech-Firma Collateral Therapeutics übernehmen. Schering werde Aktien von Collateral im Wert von rund 140 Millionen US-Dollar im Austausch gegen ihre eigenen Amercian Depositary Receips (ADR) erwerben, so der Konzern. Zwölf Prozent der Aktien von Collateral seien bereits im Schering-Besitz. Die Schering-Aktie schloss mit 3,8 Prozent bei 66,70 Euro im Minus.

Europas größter Chemiekonzern BASF will sein konjunkturunabhängiges Geschäft weiter ausbauen. Unter Berufung auf den Finanzvorstand Max Dietrich Kley berichtet ein Wirtschaftsmagazin, in drei Jahren solle bei BASF der Umsatz-Anteil von wenig konjunktursensiblen Geschäften von rund 50 auf bis zu 70 Prozent steigen. Die Aktie fiel 0,2 Prozent auf 46,87 Euro.

Im Mittelpunkt des Interesses stand einmal mehr Philipp Holzmann. Die Commerzbank, die HypoVereinsbank und die Dresdner Bank haben das Rettungskonzept für den von der Insolvenz bedrohten Baukonzern abgelehnt. Nach dpa-Informationen haben die Frankfurter allerdings eine Kapitalspritze in Form eines Forderungsverzichtes von internationalen Investmenthäusern in Höhe von 100 Millionen Euro erhalten. Ob dies allerdings zur Rettung des Konzerns reiche, sei unklar, so ein Händler. Die Holzmann-Aktie reagierte stark schwankend auf die unterschiedlichen Meldungen. Die Aktie schloss mit 22,2 Prozent bei 4,98 Euro im Minus. Die Deutsche Bank kündigte unterdessen an, an dem Rettungsversuch für den Baukonzern festzuhalten.

Auch im Mediensektor war es erneut spannend. Die zur hoch verschuldeten Kirch-Gruppe gehörende KirchMedia und ihre Tochtergesellschaft die ProSiebenSat.1MediaAG haben ihre ursprünglich für den Sommer 2002 geplante Fusion endgültig abgesagt. Die Unternehmen seien gemeinsam zu der Auffassung gekommen, dass eine Fusion im derzeitigen Marktumfeld und wegen der Situation der Kirch-Gruppe auf absehbare Zeit nicht zu machen sei, hieß es. Zudem wurde bekannt, dass ProSiebenSat.1Media nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr nur eine knapp halb so hohe Dividende je Aktie ausschütten will, als noch ein im Jahr zuvor. Ein Betrag von 0,16 Euro (2000: 0,30 Euro) je Vorzugsaktie soll demnach vorgeschlagen werden. Die Aktie legte mehr als 23 Prozent auf 11,71 Euro zu.

Quelle: ntv.de

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