Landung auf dem Trockenen Dax hält sich im Plus
20.03.2009, 18:02 UhrDer deutsche Aktienmarkt geht am Freitag nach dem großen Verfallstermin mehrheitlich mit einem dezenten Plus aus dem Handel. Der Leitindex Dax schloss 0,63 Prozent höher bei 4068 Punkten. Auf Wochensicht entspricht das einem Plus von 2,91 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte schloss hingegen fast unverändert mit minus 0,02 Prozent bei 4407 Zählern. Der Technologiewerte-Index TecDax stieg um 0,75 Prozent auf 437 Punkte.
"Die Leute haben einige Bedenken wegen der möglichen inflationären Effekte", sagte Luc Van Hecka, Chefökonom bei KBC Securities. Die Fed will rund eine Billion US-Dollar in die krisengeschüttelte US-Wirtschaft pumpen und mit dem Geld unter anderem hypothekenbesicherte Wertpapiere und US-Staatsanleihen aufkaufen. "Das ist eine Menge Geld und es ist nicht ungewöhnlich, dass die Leute dies als Gefahr für die Preisstabilität sehen", fügte Van Hecka hinzu. Ein anderer Börsianer betonte: "Die Außergewöhnlichkeit dieser Maßnahme verdeutlicht zudem die Dramatik der wirtschaftlichen Situation."
Angesichts des "Hexensabbat" dürften die aktuellen Kursbewegungen aber nicht überbewertet werden, warnten Börsianer. Am Mittag verfielen Futures und Optionen auf Indizes. Zum Xetra-Schluss waren Optionen auf einzelne Aktien an der Reihe. Unmittelbar davor schwanken die Kurse üblicherweise stark, weil Investoren die Papiere in die von ihnen gewünschte Richtung bewegen wollen.
An der Spitze des Dax hielten sich weiterhin die Aktien von Bayer. Die Aussichten auf die US-Zulassung des Blutgerinnungshemmers Xarelto drückten die Papiere des deutschen Pharmakonzerns 11,2 Prozent ins Plus. Ein die US-Gesundheitsbehörde FDA beratender Ausschuss hatte sich positiv zu dem Mittel geäußert, was Analysten zufolge einer Zulassungsempfehlung entspricht. Die Commerzbank vermutete ein Umsatzvolumen von bis zu 2,2 Mrd. Euro, die Aussicht auf eine Zulassung liege nun bei 75 Prozent. Die Analysten erhöhten ihre Anlageempfehlung auf "Kaufen".
Auf der Verliererseite standen dagegen über weite Strecken die Aktien von Infineon. An ihrem vorerst letzten Tag im Leitindex verloren die Papiere angesichts einer Gewinnwarnung bei Sony Ericsson bis zu 8,0 Prozent. Im Zuge der angekündigten Indexumstellungen ist der Chiphersteller von Montag an künftig im TecDax vertreten. Zum Handelsschluss wurden für eine Infineon-Aktie wie bereits am Vortag gut 68 Cent bezahlt. Ein Analyst verwies darauf, dass die Aktien des Halbleiter-Herstellers zwischen Montag und Donnerstag dieser Woche knapp 46 Prozent hinzugewonnen hatten, was Gewinnmitnahmen wahrscheinlich gemacht habe. Ab Montag sind die Papiere im TecDax gelistet.
Ebenfalls verkauft wurden die Papiere der Deutschen Bank, die zeitweise rund drei Prozent einbüßten, nachdem sie am Donnerstag noch rund acht Prozent zugelegt hatten. Am Abend lagen die Aktien der Großbank 2,4 Prozent im Minus. Aktien der Commerzbank gaben 4,5 Prozent ab.
Die Papiere der Postbank beendeten ihren letzten Dax-Tag mit einem Aufschlag von 7,4 Prozent. Händler verwiesen auf die anstehende Index-Umstellung, einige Investoren stellten bereits ihre Portfolien um. Die Aktien des Bonner Instituts steigen in den MDax ab. "Das ist aber eigentlich gar nicht so schlecht, weil sie dort eine größere Gewichtung haben als im Dax", versuchte ein Händler zu trösten. Analysten zufolge dürfte die Gewichtung gut zwei Prozent betragen, im Dax waren es 0,2 Prozent. Die Aktien der Post verbilligten sich um rund 3,2 Prozent.
ThyssenKrupp gaben um 1,31 Prozent nach. Der Industriekonzern stößt beim geplanten Verkauf der Tochter Industrial Services laut einem "Handelsblatt"-Bericht auf Schwierigkeiten. Zwar gebe es eine Reihe von Interessenten, allerdings müsse sich der Konzern wohl eher auf Preise um die 750 Mio. Euro einstellen. ThyssenKrupp hatte bislang rund eine Milliarde Euro angepeilt.
Die Solarwerte legten am Freitag dagegen zum Teil mehr als kräftig zu. Solon konnten mit einem Kursgewinn von 20,1 Prozent die Tageslorbeeren für sich beanspruchen. Die Aktien von Q-Cells folgten dem Spitzenreiter 12,7 Prozent nach oben. Solarworld stiegen um 6,9 Prozent. Einen Auslöser für die Rally vermochten Börsianer zunächst nicht zu erkennen. Sie tippten auf Geschäfte im Zusammenhang mit dem großen Verfall und verwiesen auf die drastischen Kursverluste der vergangenen Monate. Solon und Q-Cells haben allein in den vergangenen vier Wochen jeweils rund ein Drittel ihres Wertes eingebüßt. Damit gehörten sie mittelfristig zu den schwächsten Werten im Technologie-Index.
Zittern im Lkw-Markt
Der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler stellt sich mit einem Milliarden-Sparprogramm und Kurzarbeit in allen deutschen Lkw-Werken auf eine längere Durststrecke ein. In den nächsten Monaten solle ein "vierstelliger Millionenbetrag" eingespart werden, sagte Nutzfahrzeugvorstand Andreas Renschler. Von April oder Mai an gehen alle 18.000 Mitarbeiter in den deutschen Lkw-Werken Wörth, Gaggenau, Kassel und Mannheim in die Kurzarbeit. Alle rund 2000 Stellen von Leiharbeitern und befristeten Beschäftigten wurden abgebaut. Für 2009 rechnet Renschler mit drastischen Nachfrageeinbrüchen in allen Märkten. Die Daimler-Aktien verloren 1,7 Prozent.
Nach Einschätzung von JP Morgan wird das europäische Nutzfahrzeuggeschäft 2009 um 50 Prozent einbrechen. Der Rückgang werde der schlimmste seit dem zweiten Weltkrieg sein, prognostizierten die Analysten in einer am Freitag verbreiteten Studie. Zur Begründung verwiesen sie auf den ausgetrockneten Kreditmarkt und den niedrigen Auftragseingang. Für die europäischen LKW-Hersteller prognostizieren die Analysten einen zehnprozentigen Renditerückgang. Für MAN senkten sie das Kursziel auf 53 von 60 Euro, bekräftigten aber ihre Anlageempfehlung. Auf Ein-Jahres-Sicht hätten die Titel ein Aufwärtspotenzial von 63 Prozent. Die MAN-Aktien lagen rund 1,8 Prozent höher bei 31,79 Euro.
Siemens berichtete am Mittag von einem Großauftrag aus China über 100 Hochgeschwindigkeitszüge. Das Ordervolumen für den Konzern betrage 750 Mio. Euro, teilte Siemens mit. Die neuen Züge würden auf der zentralen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen von Peking nach Schanghai eingesetzt. Der erste Zug soll bereits Ende 2010 Fahrt aufnehmen. Vor diesem Hintergrund stieg die Siemens-Aktie 1,5 Prozent im Plus.
Quelle: ntv.de