Päuschen über 8.000 Dax hängt ab
19.06.2007, 17:37 UhrDie Kurse am deutschen Aktienmarkt sind am Donnerstag mit dem ZEW-Index zurückgefallen. Die Erwartungskomponente enttäuschte den Markt. Wenig hilfreich waren da die jüngsten US-Daten zum US-Immobilienmarkt, die uneinheitlich ausfielen. Zeit für eine Verschnaufpause. Zuvor hatten die meisten Aktien leicht zugelegt.
Der Dax ging mit 8.033 Zählern in den Feierabend und notierte damit unverändert zum Vortagesschluss. Angesichts der etwas überkauften Lage rechnen die Experten mit einer Fortsetzung der Verschnaufpause knapp über 8.000 Punkten.
"Der überraschende Rückgang des ZEW-Index gab einigen eine perfekte Ausrede, um Gewinne mitzunehmen", sagten Händler. Der Index der ZEW-Konjunkturerwartungen sank auf 20,3 von 24,0 Punkten im Mai.
Die Zahl der Wohnbaubeginne in den USA fiel im Mai deutlich. Im Vergleich zum April sank die Zahl auf das Jahr hochgerechnet um 2,1 Prozent auf 1,474 Mio. Häuser. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Rückgang um knapp ein Viertel. Allerdings stieg die Zahl der Baugenehmigungen - ein Barometer für den zukünftigen Häuserbau - im Mai um 3,0 Prozent nach einem Rückgang um mehr als sieben Prozent im Mai. Volkswirte hatten im Schnitt für die Wohnbaubeginne im Mai auf das Jahr hochgerechnet 1,480 Mio. vorausgesagt.
Am Dienstag war ein weiterer Rückgang des NAHB-Index auf 28 Punkte gemeldet worden. Er bewegt sich damit auf dem tiefsten Niveau seit 16 weiter abwärts.
Bei insgesamt ruhiger Nachrichtenlage standen Bayer an ihrem Investoren-Tag mit einem Aufschlag von 1,1 Prozent auf 56,68 Euro im Blick. Die milliardenschwere Schering-Übernahme im letzten Jahr erweist sich für den Pharma- und Chemiekonzern als ein stärkerer Ertragsmotor als bisher gedacht. Händler beurteilen die neuen Margenziele des Konzerns positiv.
SAP gewannen 1,6 Prozent und übernahmen damit die Führung unter den Dax-Titeln. Der Softwaretitel holt damit seine im Vergleich zum Dax schwächere Kursentwicklung weiter auf.
Infineon notierten bei 12,28 Euro, 0,7 Prozent höher. Die Deutsche Bank hat ihr Kursziel auf 14 Euro angehoben. Händlern zufolge stützt zudem eine "positive technische Situation" des Subindex SOX, der vier Tage lang in Folge gestiegen ist und mit 503,17 Punkten nicht mehr weit vom Hoch im Mai bei 510,26 Punktenentfernt ist. In dieses Bild passt auch ein Bericht im "Nikkei", dem zufolge die DRAM-Preise einen Boden finden könnten. Die Gewinnwarnung des US-Unternehmens Microchip Tech belastete vor diesem Hintergrund kaum.
Epcos gaben im TecDax 0,6 Prozent nach auf 16,15 Euro. Siemens machten 0,5 Prozent gut auf 106,32 Euro. Die WestLB schraubte ihre Einschätzung auf "Add" von "Buy"zurück, erhöhte allerdings das Ziel um zehn auf 117 Euro.
Gewinnmitnahmen drückten ThyssenKrupp 1,5 Prozent ins Minus.
Die Versorger E.on und RWE verloren 1,2 bzw. 1,1 Prozent. Händler verweisen auf die Entscheidung des Bundesgerichtshofes, wonach Gasnetzbetreiber der Bundesnetzagentur künftig auf Verlangen Geschäftsgeheimnisse offen legen müssen.
Fresenius Medical Care waren zwischenzeitlich der größte Verlierer im Dax, erholten sich aber wieder bis auf minus 0,3 Prozent. Händler verwiesen auf Medienberichte, wonach dem Dialysespezialisten in den USA eine Zivilklage im Zusammenhang mit einer bestimmten Form der Abrechnung von Bauchfell-Dialysen drohen könnte. "Bei dieser drohenden Klage geht es offenbar um die Tochtergesellschaft Renal Care", sagte ein Börsianer.
Karstadt stiegen im etwas festeren MDax 0,4 Prozent auf 25,90 Euro. Vorstandschef Thomas Middelhoff hat bestätigt, dass der Handelskonzern eine Platzierung an der Londoner Börse prüft. Die Anleger dort hätten ein besseres Verständnis für die Geschäfte des Unternehmens als die Aktionäre in Frankfurt, sagte Middelhoff der "Financial Times".
Insiderermittlingen bei Air Berlin dr ückten die Aktie 2,8 Prozent ins Minus. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart durchsuchte am Morgen die Berliner Zentrale der Fluggesellschaft. Ein Vorstands- und ein Aufsichtsratsmitglied sowie drei Abteilungsleiter stehen in Verdacht ihr Insiderwissen genutzt und Air Berlin-Aktien vor dem Kauf der dba im August 2006 gekauft zu haben. Wie Unternehmenssprecher Peter Hauptvogel bestätigte, wurden Protokolle von Aufsichtsrats- und Vorstandssitzungen eingesehen. Die Durchsuchungen erfolgten auch an den Wohnorten der Mitarbeiter.
Quelle: ntv.de