Jahreshoch im Visier Dax im Kaufrausch
01.12.2010, 18:00 UhrAnleger am deutschen Aktienmarkt arrangieren sich zunehmend mit der Schuldenkrise in Europa und greifen dabei auf dem Parkett kräftig zu. Alle Standardwerte verzeichnen dabei Kursgewinne und treiben den Dax nah an sein bisheriges Jahreshoch. Rückenwind erhalten Börsianer auch von der Wall Street.
Am deutschen Aktienmarkt ist am Mittwoch große Kauflaune ausgebrochen. Der Dax kletterte zeitweise auf weniger als 50 Punkte an das bisherige Jahreshoch bei 6907 Punkten heran. Die Schuldenkrise in Europa zieht derweil unverändert ihre Kreise, doch Gerüchte über weitere Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank helfen den Börsianern kurzfristig darüber hinweg.
Der Dax beendete den Handel mit einem Kursplus von 2,7 Prozent auf 6866,63 Punkte. Für den MDax ging es um 2,5 Prozent auf 9518,23 Punkte nach oben. Der TecDax notierte 1,9 Prozent fester bei 782,94 Zählern.
Bestimmt wurde der Handel von einer deutlichen Entspannung an den Devisen- und Kreditmärkten. Portugal konnte sich - wenn auch zu höheren Zinsen - problemlos frisches Geld am Markt leihen, was mit Wohlwollen wahrgenommen wurde. Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen zuletzt stark unter Beobachtung stehender Euro-Staaten verzeichneten einen deutlichen Rücksetzer, der Euro konnte sich zeitweise deutlich vom Kursrutsch des Vortages erholen.
Positive Konjunkturdaten aus den USA und kräftig steigende Kurse an der Wall Street flankierten den postiven Trend. Am US-Arbeitsmarkt wurden nach jüngsten Daten demnach mehr Jobs geschaffen als bislang angenommen. Zudem deuten Frühindikatoren auf eine robuste Entwicklung der US-Industrie und auch der Bauwirtschaf hin.
Gute Nachrichten konnten Börsianer auch aus China lesen. Die Geschäftstätigkeit in der dortigen verarbeitenden Industrie ist im November kräftig gewachsen. Der HSBC-Einkaufsmanagerindex kletterte im November auf 55,3 Punkte von 54,8 im Oktober und verzeichnete damit den höchsten Stand seit März. Auch der offizielle Einkaufsmanagerindex der China Federation of Logistics and Purchasing stieg auf 55,2 Punkte von 54,7 im Vormonat. Dies gab dem deutschen Aktienmarkt einen zusätzlichen Kick, da es gerade die chinesische Wirtschaft war, der die hiesige Wirtschaft ihre überraschend starke Erholung zu verdanken hat. Mit guten Rahmendaten aus China steigen auch die Chancen für deutsche Unternehmen, dass es weiter kräftig aufwärts geht.
Autobauer fest
Die stärksten Kursgewinne verbuchten Papiere von BMW mit einem Plus von 5,1 Prozent. Auch andere Autowerte legten deutlich zu. Für Daimler ging es um 4,1 Prozent aufwärts, MAN kletterten 3,8 Prozent. Für Kauflaune sorgte unter anderem die Anhebung der Kursziele für den nahezu kompletten europäischen Autosektor wegen einer global zunehmenden Nachfrage.
Aktien von Volkswagen gewannen 3,2 Prozent. Börsianer begrüßten bei den Wolfsburgern die abgesegnete Kapitalerhöhung bei Porsche, womit auf dem Weg zur Fusion eine wichtige Hürde genommen worden sei. Papiere von Porsche legten 6 Prozent zu.
Starke Auftragseingänge für den deutschen Maschinenbau trieben die Papiere von Siemens um 4,5 Prozent nach oben. Auch andere konjunktursensible Papiere legten zu, etwa HeidelbergCement mit 4,3 Prozent Plus oder ThyssenKrupp mit einem Aufschlag von 3,2 Prozent.
Unter den Gewinnern im Dax waren zudem Lufthansa, die um 3,2 Prozent zulegten. Die Analysten von Goldman Sachs haben die Aktie auf "Kaufen" von "Neutral" hochgestuft. Für BASF ging es um 3,1 Prozent nach oben. Die EU-Kommission hat den Erwerb des Spezialchemieherstellers Cognis genehmigt. Die Auflagen, die BASF im Gegenzug erfüllen muss, seien zu vernachlässigen, meint Analyst Heiko Feber vom Bankhaus Lampe. Der Konzern muss einige Geschäftsbereiche verkaufen, deren Umsätze sich auf unter 100 Mio. Euro belaufen.
Indexaufnahme drückt
In der zweiten Reihe konnten sich Papiere von Stada von einer anfänglichen Kursschwäche erholen. Nachdem die Aktien des Arzneimittelherstellers zwischenzeitlich die Verliererliste im MDax mit knapp 2 Prozent Minus anführten, erholen sich die Anteilsscheine bis zum Mittag und schlossen 0,4 Prozent im Plus. Auslöser für das Formtief war ein negativer Analystenkommentar der Citigroup gewesen. Deren Analysten hatten Stada mit "Verkaufen" und einem Kursziel von 22 Euro bewertet. Größter Gewinner war Sky Deutschland mit einem Plus von 11,5 Prozent.
Auch im TecDax ging es für die meisten Werte aufwärts, so auch für Manz Automation. Die Aktien gewannen 5,3 Prozent und profitierten damit von Auftragseingängen im Volumen von 50 Mio. Euro. Größter Gewinner unter den Technologiewerten ist QSC mit einem Aufschlag von 8,3 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/DJ