Marktberichte

SAP und Telekom drücken Dax im Minus-Sog

Der Deutsche Aktienindex hatte am Donnerstag nichts zu lachen. Nach einem kleinen und nur kurzen Auslfug ins Plus ging es für den Dax im Laufe des Handels nur nach unten. Im Sog der Kursabschläge der Deutschen Telekom und von SAP schloss der Indikator schließlich unter der Marke von 5.000 Punkten bei 4.964 Punkten, ein Minus von 1,52 Prozent.

Wenig Eindruck machte die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Ökonomen hatten bereits damit gerechnet, dass die Währungshüter die Zinsen nicht anrühren werden. Die Konjunkturerholung komme bisher nur zögerlich in Gang, und es zeichne sich kein übermäßiger Inflationsanstieg ab, sagten die Experten. Erst im zweiten Halbjahr sei wieder mit einem Zinsschritt zu rechnen.

Schuld an der schwachen Entwicklung des Dax war unter anderem das Dax-Schwergewicht Deutsche Telekom . Die T-Aktie litt unter einer Herabstufung durch die Investmentbank Goldman Sachs und fiel im Laufe des Handels unter ihren Ausgabepreis von 14,31 Euro im Jahr 1996. Goldman Sachs hatte das Papier von "Market Outperformer" auf "Market Performer" degradiert, nachdem das Telekom Management den Ausblick für das Gesamtjahr 2002 korrigiert hat. Die Deutsche Telekom rechnet jetzt für 2002 mit einem EBITDA von 15,9 bis 16,9 Mrd. Euro. Die Papiere der Deutschen Telekom schlossen 6,92 Prozent im Minus bei 13,72 Euro.

Kummer machen dem Markt auch Berichte über die US-Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, Voicestream. Voicestream muss auf Grund von Änderungen bei der Rechnungslegung Einmalbelastungen in Höhe von 3,8 Mrd. Dollar verbuchen. Auch wenn diese Änderungen nur nach US-GAAP und nicht nach der deutschen Rechnungslegung nach HGB gültig sind, der Cash-Flow der Telekom also unverändert bleibt, lastet diese Nachricht schwer auf der T-Aktie.

Gute Nachrichten kamen von Epcos. Der Bauelemente-Hersteller hat zwar wegen des anhaltenden Preisdrucks in der Branche im zweiten Quartal des Geschäftsjahres einen Umsatz- und Gewinneinbruch erlitten - aber es blieben immerhin noch Gewinne übrig und zwar drei Mio. Euro. Der Umsatz sank von 530 Mio. Euro auf 338 Mio. Euro. Das sind bessere Neuigkeiten, als allgemein erwartet wurden. In einer ersten Reaktion hüpfte die Aktie vor Freude um bis zu vier Prozent nach oben, musste die Gewinne dann wieder abgeben und schloss am Ende unter ihrem Schlussstand vom Dienstag bei 44,24 Euro, einem Minus von 1,86 Prozent. Der Ausblick auf das dritte Quartal hatte die zunächst gute Stimmung wieder eingetrübt. Das Unternehmen schließt eine Umsatzstagnation nicht mehr aus.

Überhaupt kein Beinbruch scheint dagegen der Gewinnrückgang bei Adidas-Salomon in den Augen der Anleger zu sein. Die Gewinne des Sportartikelherstellers sind um sieben Prozent auf 43 Mio. Euro gesunken. Adidas-Salomon begründete dies mit höheren Marketing-Ausgaben für die Fußball-Weltmeisterschaft und dem Ausbau der Einzelhandelsaktivitäten. Immerhin hält der Konzern an den Zielen für das Gesamtjahr fest. Man sei weiterhin zuversichtlich, den Gewinn um fünf bis zehn Prozent steigern zu können, hieß es. Und auf einen guten Ausblick komme es letztlich an, befanden die Marktteilnehmer und ließen die Aktie um satte 7,05 Prozent auf 80,50 Euro steigen.

Achtung, SAP, Microsoft kommt! Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge, bahnt sich zwischen SAP und Microsoft ein direkter Wettbewerb auf dem Markt für Unternehmenssoftware an. Microsoft bemüht sich demnach um den Kauf des dänischen Anbieters und SAP-Konkurrenten Navision. Die Verhandlungen sollen bereits kurz vor dem Abschluss stehen. Keine guten Aussichten für SAP, fanden die Anleger. Die Aktie fiel um 7,34 Prozent auf 134,00 Euro.

Die geplante Übernahme von Hynix durch den US-Konzern Micron ist zwar geplatzt, die Konsolidierung auf dem Chip-Markt aber noch lange nicht. Nun hat der Chipproduzent Infineon eine Kooperation mit dem taiwaneischen Nanya-Konzern angekündigt. Geplant sei unter anderem ein gemeinsames Werk in Taiwan, teilte Infineon mit. Zuviel Hoffnung scheint der Markt aber noch nicht in die Kooperation setzen zu wollen. Nach bescheidenen Gewinnen gab die Infineon-Aktie bis zum Handelsschluss 1,73 Prozent auf 19,85 Euro ab.

Die Automobilwerte profitierten dagegen von den gestiegenen Absatzahlen im April in den USA. BMW gehörte zu den größten Gewinnern im Markt. Die Münchener hatten ihre Verkaufszahlen um 15,1 Prozent auf 23.994 von 20.012 Fahrzeuge im Vorjahresmonat gesteigert. Die BMW-Papiere legten um 2,14 Prozent auf 44,95 Euro zu. DaimlerChrysler gewann 1,3 Prozent auf 52,14 Euro. Die Verkaufszahlen von Mercedes, Chrysler und Mitsubishi hatten sich ebenfalls positiv entwickelt.

Ebenfalls im Plus ging die Deutsche Bank in den Handelsschluss. Händlern zufolge war das Institut selbst als großer Käufer aufgetreten. Spekuliert wird dazu auch am Markt. Die meisten Experten sind sich einig. Mit dieser Aktion wolle die Deutsche Bank offenbar den Kurs der Aktie im Vorfeld der Hauptversammlung Ende Mai stützen.

Im MDAX gehörte Cargolifter zu den großen Gewinnern. Der angeschlagene Luftschiffbauer hat bereits seit Wochen nach einem strategischen Partner gesucht und ist jetzt offenbar fündig geworden. Boeing soll rettend zur Hilfe eilen. Beide haben einen "Letter if Intent" unterzeichnet, wonach sie die geschäftlichen Möglichkeiten für die Entwicklung und Nutzung von "Leichter-als-Luft"-Systemen untersuchen wollen. Cargolifter legte 16,4 Prozent auf 3,84 Euro zu.

Quelle: ntv.de

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