MLP im "Focus" Dax im Minus
07.10.2002, 20:20 UhrDer Start in die neue Woche verlief für den Dax alles andere als erfreulich - es ging weiter abwärts. Die deutschen Standardwerte rutschten zeitweise sogar auf ein neues Sechs-Jahres-Tief bei 2.621 Zählern. Die Stimmung sei weiter schlecht und größere Investoren nicht zu finden, hieß es von Händlern. Nach wie vor belasteten zu viele politische und wirtschaftliche Unsicherheiten das Geschehen, hieß es weiter. Auch die US-Börsen präsentierten sich leichter und konnten die Stimmung in Frankfurt so nicht aufhellen.
Der Dax schloss mit einem Minus von 1,7 Prozent bei 2.667 Zählern.
Im Mittelpunkt auf dem Parkett standen Finanzwerte - allen voran die Aktie von MLP. Das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtete, die Staatsanwaltschaft Mannheim gehe im Zuge des laufenden Ermittlungsverfahrens Hinweisen nach, wonach die MLP-Bilanz des Jahres 2001 mit einer Provision für eine Lebensversicherung manipuliert worden sein könnte. MLP demententierte umgehend, dass MLP-Aufsichtsratschef Manfred Lautenschläger mit einer Lebensversicherung für seine Tochter in Höhe von einer Milliarde Euro die Konzernbilanz manipuliert habe. Eine solche Versicherung sei nie abgeschlossen worden, hieß es. Trotzdem brach die Aktie gleich zu Beginn des Handels rund 20 Prozent ein. Der Finanzdiensleister schaffte es zwar, die Verluste im Tagesverlauf zu halbieren, schloss mit einem Minus von 11 Prozent auf 6,15 Euro aber immer noch erheblich unter dem Schlusskurs vom Freitag.
Und die schlechten Nachrichten für MLP reißen anscheinend nicht ab. Das Unternehmen ist zudem wegen des Verdachts auf Kursmanipulationen ins Visier der Wertpapieraufsicht geraten. Es werde geprüft, inwiefern Anhaltspunkte für den Verdacht auf Kurs- und Marktpreismanipulationen vorliegen, sagte eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Auch diese Nachricht drückte auf den Kurs.
Nicht viel besser sieht die Tagesbilanz bei der Aktie der Commerzbank aus. Das Papier brach zeitweise mehr als 10 Prozent ein, konnte die Verluste allerdings noch auf knapp 6 Prozent bei 5,70 Euro reduzieren. Das Unternehmen litt unter einem Zeitungsbericht, in dem über angebliche Probleme im Geschäft mit Kreditderivaten spekuliert wurde. Die Commerzbank hatte diesen Zeitungsbericht dementiert und zugleich rechtliche Schritte gegen die US-Bank Merril Lynch angekündigt. Die "Financial Times " hatte zuvor berichtet, Merrill habe eine E-mail an die Ratingagentur Standard & Poor's geschickt. In diesem Schreiben habe die Bank die Agentur darum gebeten, Marktgerüchte über angebliche finanzielle Schwierigkeiten und hohe Verluste im Handelsgeschäft mit Kreditderivaten bei der Commerzbank zu kommentieren.
Ebenfalls im negativen Bereich schloss die Deutsche Bank. Die Aktie gab 4,2 Prozent auf 39,98 Euro nach. Die Hypovereinsbank verlor 5,7 Prozent auf 12,09 Euro. Händler erklärten die Bewegungen mit Kreditproblemen der Banken. "Nach den großzügigen Kreditvergaben in den Neunziger Jahren bleiben viele Institute nun auf faulen Krediten sitzen und haben eine riesigen Abschreibungsbedarf, der so hoch ist wie nie zuvor", erklärte Aktienhändler Schmidt von der Helaba. Zudem werde die Branche von Spekualtionen belastet, die Deutsche Bank könnte ihre Gewinnprognose nach unten revidieren.
Die Allianz schaffte es hingegen gegen den Strom zu schwimmen. Am Wochenende hatte die Sparte Allianz Leben mitgeteilt, man sehe sich nicht gezwungen, Aktien zu verkaufen, um auf die Börsenkrise zu reagieren. Dies sei positiv, hieß es von Händlern, da es zeigt, dass das Unternehmen nicht so tief in Schwierigkeiten steckt, dass es sich deswegen von Aktien trennen muß. Momentan legt das Papier 0,4 Prozent auf 79,60 Euro zu.
Technologietitel verloren hingegen deutlich und das ohne neue Nachrichten. Infineon gaben 4,7 Prozent auf 5,43 Euro nach. Epcos rutschen 6,3 Prozent nach unten - auf 6,10 Euro.
Neue Spekulationen um den zukünftigen Chef der Deutschen Telekom schickten die Aktie am Montag ins Minus. Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel wird es jedoch nicht. Die Deutsche Post erklärte, er werde das Unternehmen Gelb weiter leiten. Nach Informationen der Telekom-Spitze, die n-tv vorliegen, soll der bisherige Chef von T-Mobile International, Kai-Uwe Ricke, den Telekom-Chefposten übernehmen. Man habe sich auf Ricke als Favoriten für das Amt des Vorstandsvorsitzenden verständigt. Die T-Aktie gab 3,6 Prozent auf 8,74 Euro nach. Die Aktie der Post verlor knapp 6 Prozent auf 8,23 Euro.
Auch in der Frage der Versteigerung der Telekom-Kabelnetze bleibt es weiter spannend. Aus Kreisen verlautete, dass noch drei Bieter im Rennen sind. Die verbliebenden Bieter seien Goldman Sachs und Partner, das US-Konsortium Hicks, Muse, Tate & Furst sowie die Investorengruppe Warburg Pincus. Der US-Medienkonzern Liberty Media ist nach Angaben aus vertrauten Kreisen hingegen nicht mehr in der abschließenden Auktionsrunde dabei.
Quelle: ntv.de