Aktie Gelb sieht rot Dax im grünen Bereich
24.10.2002, 20:30 UhrDer Dax meldete sich nach den herben Verlusten des Vortages am Donnerstag wieder in der Gewinnzone zurück. Gefragt waren vor allem die "Prügelknaben" des Vortages, die Hightechs und die Finanz-Werte. Hinterher hinkte jedoch die Aktie Gelb, nachdem die Bundesregierung ankündigte, die Post zur Kasse zu bitten. Der Dax ließ sich davon allerdings nicht beirren und legte 2,5 Prozent auf 3.090 Punkte zu.
Trotz der kräftigen Erholung blieben viele Börsianer skeptisch: Die Stimmung sei nervös, es sei unklar wohin die Reise gehen werde, so ein Händler. Die sehr positive Stimmung der vergangenen Wochen habe sich etwas abgeschwächt, zumal der langfristige Abwärtstrend beim Dax weiter intakt ist. Auch ein erneuter Kursrutsch sei nicht ausgeschlossen, hieß es weiter. Die Erholung von den Tiefständen sei zu schnell erfolgt. Die Tatsache, dass die Kurse weiter so stark schwankten, deute auf das Risiko eines erneuten Dax-Verfalls hin, hieß es weiter.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut Cognitrend, beurteilt die Lage hingegen positiv. Die plötzliche Abkühlung der Stimmung unter institutionellen Anlegern bei steigenden Kursen sei ein gutes Zeichen für den Dax, so die Experten. Die Zahl der Pessimisten ist in der jüngsten Auswertung des DAX-Stimmungsindikators, den das Forschungsinstitut wöchentlich im Auftrag der Deutschen Börse erstellt, um 15 Prozent gestiegen. Der geringere Optimismus sorge für eine mittelfristige Stabilisierung, hieß es weiter. Darüber hinaus seien die Händler auf schwächere Kurse eingerichtet. Deshalb sei bereits bei 2.900 Punkten mit guter Nachfrage zu rechnen. Weiter steigende Kurse würden hingegen viele Börsianer unangenehm überraschen, da sie darauf derzeit schlecht vorbereitet seien. „Und dieser Umstand kann den DAX nach Überwinden der jüngsten Spitzen bis auf 3.700 Punkte katapultieren“, schreibt das Forschungsinstitut.
Die High-Tech-Werte präsentierten sich nach dem Einbruch des Vortages positiv und legten deutlich zu. Dabei hatte es für Infineon vor Börsenauftakt schlechte Nachrichten gegeben. Nach Angaben von Händler hat die Investmentbank UBS Warburg die Aktie des Halbleiter-Herstellers auf „sell“ von zuvor „hold“ heruntergestuft und das Kursziel auf 3,60 Euro von zuvor 14 Euro reduziert. Die Aktie stieg dennoch 10 Prozent auf 9,10 Euro und war damit größter Gewinner im Dax.
Das Epcos-Kursziel senkten die UBS-Analysten den Angaben zufolge auf 8 Euro von zuvor 25 Euro. Die Bewertung der Aktie beließen sie bei „hold“. Die Aktie schloss mit 4 Prozent bei 9,06 Euro im Plus. Siemens stieg 4,4 Prozent auf 41,77 Euro und SAP verbuchte ein Plus von 7,2 Prozent auf 74,60 Euro.
Die Deutsche Telekom zieht im Rahmen des geplanten Schuldenabbaus nun auch eine erneute Kappung oder einen völligen Ausfall der Dividende für 2002 in Betracht. Es sei im Moment in der Diskussion, ob die Ausschüttung ganz gestrichen oder noch weiter gekürzt werden müsse, so der Leiter der Abteilung Investor Relations, Thilo Kusch, am Mittwochabend. Eine Telekom-Sprecher sagte am Donnerstag, es seien noch keine Beschlüsse zum Schuldenabbau gefallen, es würden weiterhin alle Optionen geprüft. Die Aktie legte 4,4 Prozent auf 10,86 Euro zu.
Die Bundesregierung will an die Deutsche Post eine Zahlungsrückforderung wegen des Erhalts unzulässiger Beihilfen ausstellen. Dabei geht es Medienberichten zufolge um die 572 Millionen Euro plus Zinsen, die die Europäische Kommission im Juli bemängelt habe, weil die Post über Jahre den im Wettbewerb stehenden verlustbringenden Paketdienst für Geschäftskunden illegal mit Geldern aus dem geschützten Briefmonopol quersubventioniert habe. Die Post hatte nach der Entscheidung der EU im Sommer angekündigt, für eine solche Forderung 850 Millionen Euro Rückstellungen zu bilden. Ein Sprecher des Finanzministeriums wollte den Bericht nicht kommentieren. Die Aktie verlor 1,1 Prozent auf 9,75 Euro.
Die Deutsche Bank hat ihren Anteil an der Deutsche Börse von 9,3 Prozent am Markt platziert. Die 10,4 Millionen Aktien wurden zu 34,50 Euro je Stück an weltweite institutionelle Anleger verkauft. Die Aktie der Deutschen Börse verbuchte ein Plus von 6,2 Prozent auf 37 Euro. Die Aktie der Deutschen Bank legte 2,3 Prozent auf 44 Euro zu.
Auch die anderen Finanzwerte zeigten sich überwiegend fester. Die Allianz verbesserte sich 3 Prozent auf 102,70 Euro, für die Münchener Rück ging es 1,4 Prozent auf 129,32 Euro nach oben, die Commerzbank verbuchte ein Plus von 3,3 Prozent auf 6,97. Die HypoVereinsbank litt allerdings unter mehreren Analystenabstufungen und fiel 1,9 Prozent auf 13,94 Euro.
Konkurrenz durch günstigere Nachahmermedikamente für ihr Diabetes-Medikament Glucophage hat dem Pharmakonzern Merck im dritten Quartal einen operativen Ergebniseinbruch von 52 Prozent auf 143,2 Millionen Euro beschert. Analysten hatten im Schnitt mit einem leicht höheren Ergebnis von 144,2 Millionen Euro gerechnet. Die Aktie stieg 6,2 Prozent auf 21,84 Euro.
Quelle: ntv.de