Aktie Gelb sieht rot Dax im grünen Bereich
17.06.2002, 20:20 UhrNach einer rabenschwarzen Woche startete der Dax mit einem ordentlichen Plus in die neue Woche. Das Börsenbarometer konnte um 4,0 Prozent auf 4.475 Zähler zulegen. Am Freitag war der Dax zeitweilig um knapp fünf Prozent auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober 2001 gefallen. Gegen Abend konnte der Verlust noch auf ein Minus von 3,7 Prozent bei 4.304 Punkten verkleinert werden.
Auf dem Parkett spricht man lediglich von einer technischen Erholung. Wenn er sagen würde, die Stimmung sei gut, würde er lügen, meinte ein Händler. Dies werde eine heiße Woche - und zwar nicht nur beim Wetter, hieß es. Der große Verfallstag am Freitag, an dem Future-Kontrakte sowie Optionen auf Indizes und Einzelaktien auslaufen, werde wohl für ein recht lebhaftes Geschäft sorgen. Die nächste Woche anstehende Umstellung der Indizes der Deutschen Börse auf Streubesitz bereite dagegen keine Sorgen. Die zu erwartenden Veränderungen seien bereits weitgehend in den Kursen eingepreist, hieß es.
Lebhaftes Interesse erwecken immer noch die Aktien der Deutschen Telekom. Die T-Aktie konnte gleich zu Handelsbeginn die Zehn-Euro-Marke zurück erobern. Der Titel legte um 7,3 Prozent auf 10,54 Euro zu. Wie es mit den Aktien der Deutschen Telekom weitergehen soll, weiß auf dem Parkett jedoch keiner. Während sich für den Montag eine technische Erholung manifestiert hat, werden gleichzeitig weitere Kurseinbrüche in den nächsten Tagen befürchtet. Die T-Aktie war am Freitag ins Bodenlose gefallen und hatte erstmals in ihrer über fünfjährigen Börsengeschichte unter zehn Euro notiert.
Die Deutsche Post kämpft gegen Gerüchte um eine anstehende Portosenkung an. Medienberichten zufolge hat der Bonner Konzern der EU-Kommission eine Portosenkung angeboten, um die Rückzahlung von angeblichen Beihilfen zu vermeiden. Grund seien die Vorwürfe der Wettbewerbshüter, die Post habe ihr Briefmonopol ausgenutzt, um die defizitären Paketdienste zu subventionieren. Dies könne aus Sicht der Kommission den Tatbestand einer unerlaubten Beihilfe erfüllen, hieß es. Daher drohten der Post nun Rückzahlungen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Es gebe keine Überlegungen, das Porto zu senken, hielt ein Post-Sprecher entgegen. Die Post habe das Briefporto in den vergangenen Jahren trotz gestiegener Kosten nur ein Mal um zehn Prozent erhöht. Im Übrigen wolle man zunächst einmal abwarten, wie sich die EU-Kommission entscheide. Doch die Proteste nützen der Post-Aktie nichts. Der Titel fiel zeitweise um mehr als vier Prozent auf ein neues Jahrestief bei 13,80 Euro und schloss bei 14,10 Euro - ein Minus von 2,4 Prozent. Sollte die Post tatsächlich die Preise senken, ohne gleichzeitig die Kosten zu reduzieren, könnte sich das negativ auf die Margen auswirken, hieß es zur Begründung.
Für Gesprächsstoff sorgt auch RWE. Wie die "Euro am Sonntag" berichtete, schmiedet der Ölkonzern Royal Dutch / Shell an einer Übernahme des deutschen Versorgers. Dabei spiele der designierte RWE-Chef Harry Roels eine entscheidende Rolle, schreibt das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Möglicherweise habe sich RWE mit dem ehemaligen Royal-Dutch-Manager ein trojanisches Pferd in den Stall geholt, hieß es. An der Börse wird eine solche Transaktion aber für wenig wahrscheinlich gehalten. Es klinge eher danach, als ob RWE-Konzern-Mitglieder, die schon zuvor gegen die Ernennung Roels gewesen seien, jetzt noch einmal Druck ausüben wollten. Dementsprechend prallte die Nachricht an der Aktie ab, der Titel legte um 1,6 Prozent auf 38,80 Euro zu.
Die Deutsche Bank will Medienberichten zufolge weitere Konzernbereiche ausgliedern, um Arbeitsplätze einzusparen. Wie die Tageszeitung "Die Welt" schrieb, sollen neben dem Rechenzentrum auch das Gebäudemanagement (Corporate Real Estate Services) mit rund 800 Mitarbeitern abgegeben werden. Auch den Bereich Gehaltsabrechnung mit 700 Mitarbeitern will die Deutsche Bank teilweise an externe Dienstleister weitergeben. Insgesamt soll die Zahl der Vollzeitstellen durch Auslagerung oder Stellenabbau von 85.000 auf 75.000 schrumpfen. Die geplante Sparmaßnahmen kamen bei den Anlegern offenbar gut an, die Aktie stieg um 4,2 Prozent auf 69,70 Euro.
Ebenfalls kräftig nachgefragt war die Aktie von Fresenius Medical Care (FMC). Analysten führten auch hier eine technische Erholung als Grund an. Das Papier war in den vergangenen Wochen von seinem Jahreshöchststand bei 73 Euro auf zuletzt 47 Euro gesunken. Bei diesem Verlust von rund 35 Prozent sei eine Gegenbewegung nur zu verständlich. FMC verbesserten sich um 6,8 Prozent auf 52,00 Euro. Auch andere Werte aus dem Pharma- und Gesundheitssektor legten deutlich zu. Schering gewannen 4,3 Prozent auf 60,80 Euro. Im Mdax kletterte Altana um 6,7 Prozent auf 52,06 Euro und Merck stieg um 5,0 Prozent auf 28,10 Euro.
Quelle: ntv.de