Marktberichte

Guter Lauf Dax ist platt

Die deutschen Standardwerte haben am Donnerstag erstmals seit September 2000 die Marke von 7.400 Punkten geknackt. Um die Marke nachhaltig zu überwinden, reichte die Puste allerdings nicht aus. Nachdem auch die US-Börsen nach der Rally des Vortages eine Auszeit nahmen, baute der deutsche Leitindex etwas von seinen Höchstständen ab.

Die Stimmung profitierte insgesamt von anhaltenden Übernahme- und Fusionsfantasien und von günstigen Quartalsergebnissen der Unternehmen. Zur Flut der Unternehmensbilanzen zählten die Quartalsergebnisse von Bayer, BASF und Commerzbank.

Der Dax notierte bei Handelsschluss 0,6 Prozent höher bei 7.387 Punkten. Das Tageshoch lag bei 7.412,5 Zählern. Damit bewegte sich Index kurzzeitig weniger als zehn Prozent unter dem Rekordhoch von 8.136 Punkten aus dem Boomjahr 2000.

Auch bei den Werten aus der zweiten Reihe griffen die Anleger beherzt zu. Der Nebenwerteindex MDax erklomm mit einem Plus von einem Prozent auf 10.793 Punkte in der Spitze ein Allzeithoch. Der Kleinwerteindex SDax lag mit 6.460 Stellen ebenfalls so hoch wie nie.

Bei den Quartalszahlen der Unternehmen überwogen klar die positiven Überraschungen. "Die ganze Zeit hören wir, dass die Wirtschaft brummt, und die Unternehmen belegen das inzwischen auch mit Zahlen", sagte ein Händler. "Eine ernsthafte Verschlechterung der Konjunktur sei nicht absehbar", hieß es am Markt weiter.

Nicht nur bei den Unternehmen, auch bei den Verbrauchern steigt die Stimmung weiter: Nach dem überraschend gut ausgefallenen Ifo-Index vom Mittwoch hat auch der Konsumklimaindex der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) die Erwartungen übertroffen. Er ist für den Monat Mai auf 5,5 gestiegen, Volkswirte hatten mit einem Wert von lediglich 4,8 gerechnet. Deutsche Verbraucher rechnen nicht nur mit steigenden Einkommen, sondern wollen auch mehr Geld ausgeben.

Bei den Einzelwerten ist die Commerzbank dank des Börsenbooms und des Verkaufs einer Beteiligung stark ins neue Jahr gestartet. Experten gehen nun davon aus, dass dies nur der Auftakt zu einer Reihe starker Quartalszahlen aus der Branche ist - Rekordergebnisse werden dabei nicht ausgeschlossen. In den ersten drei Monaten hatte die Commerzbank die Erwartungen deutlich übertroffen. Die Papiere verteuerten sich um 1,9 Prozent.

Von den guten Vorgaben aus der Branche profitieren konnten schon einmal die Titel der Deutschen Postbank, die 3,7 Prozent anzogen und damit zu den Spitzengewinnern zählten. Die Deutsche Postbank hat die Präsentation ihrer Bilanz für den 14. Mai angesetzt.

Bayer übertraf im Quartal die Erwartungen der Analysten. Die Zahlen, die der Konzern im übrigen vorzeitig präsentierte, waren überraschend gut. Die Titel kletterten daraufhin um 1,2 Prozent.

Bei BASF lag das Ergebnis vor Steuern und Zinsen mit 2,01 Mrd. Euro fast 100 Mio. Euro über dem Analystenkonsens, was dem Aktienkurs zunächst ebenfalls ein Plus einbrachte. Anlager entschieden sich auf der Strecke allerdings Gewinne mitzunehmen, was den Kurs dann 1,9 Prozent ins Minus drückte.

Ein positiver Ausblick des Containerschifffahrts-Verbandes in Singapur sowie anhaltende Übernahmefantasien hievten die Aktien von TUI 1,9 Prozent nach oben und damit so hoch wie seit September 2002 nicht mehr. Nach Verbandsangaben sind die Containerschiffe auf der viel befahrenen Route zwischen den USA und Asien nach einer Flaute Anfang März jetzt wieder voll ausgelastet.

Die Aktien von Siemens rappelten sich nach dem Dämpfer im Zusammenhang mit dem Rückzug von Firmenchef Klaus Kleinfeld schnell wieder hoch. Die Titel legten 1,3 Prozent zu. Marktteilnehmer beobachten die Situation weiterhin skeptisch. "Kleinfeld ist zwar umstritten, er hat den Konzern aber erfolgreich geführt und hätte die Unterstützung des Aufsichtsrates verdient." Kleinfeld hatte seine Entscheidung mit der Diskussion um die Verlängerung seines Vertrages begründet. Die Rating-Agentur Standard & Poor's setzte am Donnerstag die Bonitätsnote von Siemens auf die Beobachtungsliste für eine mögliche Herabstufung. Der angekündigte Weggang von Kleinfeld sorge für Unsicherheit bezüglich der Umsetzung der Strategie.

Celesio weiteten ihre Gewinne im MDax auf plus 7,8 Prozent aus. Hintergrund ist der Kauf von 90 Prozent der Anteile an DocMorris. Mit diesem Schritt sichert sich Celesio die einzige deutschlandweit bekannte
Apothekenmarke.

Praktiker kletterten 5,2 Prozent und führten damit die Gewinnerliste im MDax an. Die Umsatzentwicklung sei schon beeindruckend, erklärten die Analysten der WerstLB, die ihr Kursziel auf 31 Euro von 27 Euro anhoben. Insgesamt sei das Ergebsni ermutigend, vor allem mit Blick auf die Bruttorendite. Ihre Anlageempfehlung beließ die WestLB bei "hold".

Im Technologie-Index TecDax zogen die Papiere von IDS Scheer um 3,4 Prozent an. Das Software- und Beratungshaus hatten für das erste Quartal einen Anstieg von Umsatz und Gewinn bekannt gegeben.

Im SDax legten Medion gut zehn Prozent zu. Der Elektronikkonzern hatte vor Handelsbeginn seinen Quartalsbericht vorgelegt und damit zum Teil die Erwartungen der Analysten übertroffen. Das Ebit habe über den eigenen Schätzungen gelegen, teilten beispielsweise die Analysten von Equinet mit, die allerdings ihren Kunden weiter zu einer Reduzierung der Aktienbestände rieten und das Kursziel mit 8,70 unverändert ließen. "Doch zeige das erste Quartal, dass Medion jetzt auf dem richtigen Wege zurück zur Konzentration auf ein profitables Geschäft sein könnte", stellten die Analysten fest. Die Aktie gehört im SDax im bisherigen Jahresverlauf zu den schwächsten Werten. Die Aktie liegt mehr als 23 Prozent unter ihrem Jahreshoch, während der Index mit 6.460 Punkten auf einem Rekordniveau notiert.

Quelle: ntv.de

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