"T-Day" in Frankfurt Dax kämpft sich vor
16.07.2002, 20:20 Uhr"T-Day" auf dem Frankfurter Parkett - bei der Deutschen Telekom kam es zum Showdown: Kurz vor 18 Uhr wurde Klarheit in der Führungskrise des Unternehmens geschaffen. Telekom-Chef Ron Sommer erklärte seinen Rücktritt auf einer Pressekonferenz. Die T-Aktie ging daraufhin in den Steilflug über. Auch der Dax wurde nach oben gerissen, nachdem das Deutsche Börsenbarometer im Tagesverlauf bei knapp über 3.800 Punkten ein neues Jahrestief markiert hatte. Der Dax schloss bei 3.978 Zählern - ein Plus von 1,7 Prozent.
Rund 11 Prozent legte der Kurs der Telekom-Aktie nach dem Sommer-Rücktritt zumindest kurzzeitig zu. Nach wochenlanger Kritik an seiner Arbeit nahm der Telekom-Chef am frühen Abend seinen Hut. Sommer sagte, er selbst habe den Aufsichtsrat um die Entbindung von seinem Posten gebeten. Sommer war von Analysten, Fondsmanagern und Kleinaktionären wegen des abgestürzten Aktienkurses wiederholt angegriffen worden. Auch ein Nachfolger wurde bereits berufen. Der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Telekom, Helmut Sihler, wird für eine Übergangszeit von längstens sechs Monaten Vorstandschef des Unternehmens werden. Stellvertretener Vorstandschef soll der Technik-Vorstand Gerd Tenzer werden.
Analysten äußerten sich in einer ersten Reaktion überwiegend zurückhaltend zum Rücktritt des bisherigen Telekom-Chefs, sowie zur Nachfolgeregelung. Dies ist keine optimale Lösung, hieß es. Trotzdem konnte die T-Aktie ein Plus 6,1 Prozent auf 10,93 Euro verteidigen.
Mit einem Gewinn von 3,8 Prozent auf 45,35 Euro war auch DaimlerChrysler gefragt. Aus Branchenkreisen hatte es geheißen, der Konzern werde bei der Präsentation der Zahlen für das zweite Quartal am Donnerstag seine Gewinnschätzung für das Gesamtjahr erhöhen. Ähnliche Erwartungen waren auch von Analysten geäußert worden.
Nach Meldungen über drohende Rechtsstreitigkeiten war die Deutsche Post erneut einer der größten Verlierer. Das Papier gab 2,5 Prozent auf 11,11 Euro nach. Einem Magazinbericht zufolge war die Verlängerung des Porto-Systems durch das Bundeswirtschaftsministerium vor zwei Jahren möglicherweise rechtswidrig, wodurch auf die Post Rückzahlungsforderungen in Milliardenhöhe zukommen könnten.
E.ON-Aktien gaben 2,3 Prozent auf 52,93 Euro nach. Nach einer Gerichtsentscheidung werde sich die Fusion von E.ON und Ruhrgas um mindestens zwei Wochen verzögern, hieß es von Analysten. Deswegen seien die Leute nervös, hieß es weiter.
Bei einer auch insgesamt nervösen Grundstimmung am Markt sei die Rede des US-Notenbankchefs Alan Greespan verhalten aufgenommen worden, hieß es von Händlern. Greenspan sagte vor dem Bankenausschuss des US-Senats, es deutete alles auf eine Erholung der US-Wirtschaft hin. Die Aussagen seien durchaus positiv, der Markt bleibe aber dennoch sehr nervös, sagten Händler.
Quelle: ntv.de