Marktberichte

Ölpreis zieht wieder an Dax kämpft vergeblich

Der anziehende Ölpreis hat die deutschen Standardwerte am Dienstagnachmittag wieder tiefer in den Keller gezogen. Das Barrel Öl ist ohne fundamentale Nachrichten kurzfristig um über drei Dollar teurer geworden. Einige Investoren scheinen das Niveau von 140 Dollar je Barrel testen zu wollen. Börsianer fürchten, dass der hohe Ölpreis der Wirtschaft zunehmend zu schaffen machen könnte.

Schwache Vorgaben aus Asien hatten die Anleger bereits am Morgen das Weite suchen lassen. Nach kräftigen Anfangsverlusten von über einem Prozent in Dax, MDax und TecDax hatten sich die Marktteilnehmer aber wieder etwas vorgetraut. Auslöser der Verkaufswelle waren die Panikverkäufe in China nach der Ankündigung einer strafferen Geldpolitik.

Der Dax notierte bei Handelsschluss 0,6 Prozent leichter bei 6.774 Punkten, immerhin deutlich über dem Tagestiefststand von 6.715 Punkten. Auf der Stimmung lastete auch noch der am Montag bekanntgegebene Milliardenverlust von Lehman Brothers, der eine latente Angst der Anleger vor einem Ausufern der Finanzkrise schürte.

Hier goss die finnische Notenbank am Dienstag noch zusätzlich Öl ins Feuer. Ihr Chef Erkki Liikanen, der im EZB-Rat sitzt, warnte, die Turbulenzen könnten zu einer weltweiten Rezession führen, auch wenn bislang noch keine Auswirkungen auf die Realwirtschaft erkennbar seien.

US-Notenbankchef Ben Bernanke warnte am Vorabend angesichts der steigenden Energiepreise erneut vor Inflationsgefahren. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) vorige Woche zur Inflationsbekämpfung Zinserhöhungen in Aussicht stellte, kündigt sich damit nun nach Einschätzung von Analysten auch in den USA noch für dieses Jahr eine Zinserhöhung an.

Unter den Einzeltiteln taten sich insbesondere wieder die Finanzwerte schwer: Deutsche Bank notierten 1,5 Prozent leichter, Commerzbank verloren 0,6 Prozent.

Deutsche Post
gaben 1,3 Prozent nach. Damit notierten die Titel so niedrig wie seit dem Sommer 2006 nicht mehr. Händler verwiesen auf charttechnische Faktoren, die Verkäufe signalisiert hätten.

Als "charttechnisch angeschlagen" bezeichneten Händler auch die Titel der Deutschen Börse, die 1,4 Prozent einbüßten.

Die rote Laterne im Dax hielten ThyssenKrupp, die sich um 3,1 Prozent verbilligten. Berichte von einem Stopp der Eisenerz-Förderung bei der vom indischen Staat kontrollierten National Mineral Development Corporation hätten die internationalen Stahlfirmen belastet, sagten Börsianer. Salzgitter büßten im MDax 1,1 Prozent.

Continental geh örten ebenfallszu den Schlusslichtern. Die Titel verloren nach einem kritischen Analystenkommentar 2,5 Prozent.

Spitzenreiter im Dax waren SAP, die von Sal. Oppenheim auf "Kaufen" von zuvor "Neutral" hochgestuft wurden. SAP legten 1,4 Prozent zu.

Ebenfalls zu den Spitzenreitern gehörten Lufthansa mit plus 0,5 Prozent. Die Zahl der Fluggäste wuchs zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent auf 5,152 Mio. Die Auslastung im Passagiergeschäft verschlechterte sich jedoch um 0,2 Prozentpunkte auf 78,4 Prozent.

Infineon konnten von positiven Aussagen des Branchenkollegen Texas Instruments nicht profitieren. Der US-Chiphersteller hat am Montagabend nach US-Börsenschluss seinen Ausblick für Gewinn und Umsatz im zweiten Quartalkonkretisiert. Das Unternehmen erwartet jetzt einen Gewinn von 43 bis 47 US-Cent pro Aktie. Bislang hatten die Texaner einen Gewinn je Aktie zwischen 42 und 47Cent prognostiziert. Die Aktien von Texas Instruments waren daraufhin im nachbörslichen US-Handel auf bis zu 31,81 Dollar gestiegen - ein Plus von 1,53 Prozent gegenüber dem Schlusskurs. Infineon gaben dagegen 0,8 Prozent nach.

Im MDax standen Heidelberger Druck im Blick. Die Papiere notierten 1,0 Prozent leichter. Bei dem Druckmaschinen-Hersteller belasten Händlern zufolge fehlende Details in den ersten Aussagen vom Investorentag der wichtigen Branchenmesse Drupa das Papier. Zwar zieht das Unternehmen eigenen Angaben zufolge ein "ermutigendes Fazit". "Inwieweit das gezeigte Kaufinteresse im Ergebnis insgesamt auch zu echten Aufträgen führt und damit Umsatz generieren wird, können wir gesichert erst mit der Kommunikation über das erste Quartal Anfang August mitteilen", relativierte Vorstandschef Bernhard Schreier. Womöglich hätten einige Investoren auf genauere Zahlen zur Drupa gewartet, sagte ein Börsianer.

Gewinnmitnahmen drückten Versatel 2,6 Prozent nach unten. In den vergangenen fünf Handelstagen hatten die Titel knapp 19 Prozent zugelegt. "Versatel war in den vergangenen Tagen vor allem von Übernahmefantasien getrieben, da machen jetzt einige Kasse", sagte ein Händler. United Internet hatte Ende Mai für den Fall, dass Anteile zum Verkauf gestellt würden, sein Interesse bekräftigt.

Quelle: ntv.de

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