US-Belastung zu stark Dax kann 7100 nicht halten
06.06.2011, 17:40 UhrDie Stimmung am deutschen Aktienmarkt ist angespannt. Das Thema Griechenland-Krise tritt zwar etwas in den Hintergrund. Die Zweifel an einer Erholung der US-Konjunktur wiegen aber schwer. Im Dax sorgen zudem die Versorger vor dem Hintergrund des vom Kabinett beschlossenen Atomausstiegs für Abgabedruck. Die 7100er Marke hält nicht.
Die deutschen Anleger scheinen, der drückend-schwülen Hitze Tribut zu zollen. Die Kursbewegungen am deutschen Aktienmarkt zum Wochenauftakt belegen das: Anfangs mit leichten Verlusten wartete speziell der Leitindex Dax am Mittag mit einem geringen Plus auf, nur um dann wieder zurückzufallen. Das Bewegungsspektrum des Dax betrug rund 50 Punkte.
Von dünnen Umsätzen sprachen Händler. Gegen 12.00 Uhr seien nur Aktien für etwa 1 Mrd. Euro umgesetzt worden, etwa zwei Drittel des Durchschnitts-Volumens der vergangenen Wochen, das ohnehin bereits dünn gewesen sei. "Viele Anleger sind wegen der schwachen US-Konjunktur verunsichert", so ein Händler.
Der Dax schloss 0,3 Prozent tiefer bei 7085 Zählern und konnte damit die 7100er Marke nicht halten. Der MDax gab 0,2 Prozent auf 10.660 Zähler nach. Der TecDax büßte 0,4 Prozent auf 898 Zähler ein.
Bayer hui
Der größte Gewinnern im Dax waren Bayer, die sich um 1,5 Prozent verteuerten. Der Konzern macht Fortschritte bei der Entwicklung eines neuen Medikaments gegen Prostatakrebs. Die positiven Studienergebnisse seien gute Nachrichten für Bayer, sagte ein Händler. Einige Analysten würden sich von dem neuen Mittel hohe Umsatzzuwächse versprechen.
Deutsche Bank und die US-Ermittlungen
Zu den größten Verlierern im Dax zählten Deutsche Bank, die rund 1,9 Prozent tiefer aus dem Handel gingen. Ein Bericht über mögliche Schwierigkeiten im Zuge der US-Ermittlungen zur Finanzkrise belastete die Aktien des Geldinstituts. Das "Handelsblatt" hatte berichtet, die Deutsche Bank könnte ähnlich wie Goldman Sachs eine Vorladung erhalten. "Es wäre keine Überraschung, wenn auch andere Banken wegen ihrer Rolle in der Finanzkrise eine Vorladung aus den USA erhalten würden", sagte ein Händler.
Airlines im Fokus
Eine Halbierung der Gewinnprognose für die Branche durch den Verband IATA drückte die Kurse der europäischen Fluggesellschaften. In Frankfurt büßten Lufthansa 1,0 Prozent ein, in Paris lagen Air France-KLM ebenfalls im Minus. Die Aktien der aus der Fusion von British Airways und Iberia hervorgegangene ICAG gaben ebenfalls nach. Die deutliche Senkung der Gewinnprognose sei zwar sehr negativ, komme aber nicht völlig überraschend, sagte Analyst Jochen Rothenbacher von Equinet. Lufthansa sei wegen des starken konjunkturellen Aufschwungs in Deutschland absehbar wohl weniger betroffen als andere Fluglinien.
Versorger pfui
Eon und RWE büßten ebenfalls deutlich ein. Eon verbilligten sich um 2,2 Prozent, RWE um 0,8 Prozent. Im Vorfeld des Gesetzes über den Atomausstieg seien Anleger vorsichtig. "Eine Versorger-freundliche Version ist nicht in Sicht", so ein Händler. Es gebe vermutlich kein Übertragen von Kapazitäten von abgeschalteten auf andere AKW noch ein Aus für die Brennelemente-Steuer.
P7S1-Verkauf rückt in die Ferne
Der offenbar in die Ferne gerückte Ausstieg des Finanzinvestors Permira lockte Anleger in ProSiebenSat.1-Aktien. Die Papiere des Fernsehsenders verteuerten sich um 3,6 Prozent und waren damit Favorit im MDax. Permira will den Konzern laut einem Medienbericht vorerst nicht verkaufen. Es gehe vielmehr darum, weiteres Wachstum zu schaffen, um den Kurs nach oben zu treiben, sagte Permira-Deutschland-Chef Jörg Rockenhäuser der "Süddeutschen Zeitung". Seit Jahresbeginn haben ProSieben-Aktien gut 23 Prozent verloren. Der Effekt auf die Aktien dürfte sich laut Händlern allerdings in Grenzen halten.
Tui Travel müssen bangen
Tui Travel könnten bald ihren Blue-Chip-Status verlieren und aus dem britischen Standardwerte-Index FTSE fliegen. Auf Basis der Schlusskurse vom Freitag ist Tui Travel nach Daten des Index-Anbieters der einzige Abstiegskandidat im 100 Werte umfassenden Index. Nachfolger könnte aufgrund der Rangliste Tate & Lyle werden. Die Überprüfung der Indizes findet in dieser Woche statt. Tui Travel verloren deshalb in London etwa 1 Prozent. Die im MDax notierten Aktien des Mutterkonzerns Tui fielen in Frankfurt um 1,9 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/DJ