In der Ruhe liegt die Kraft Dax klammert sich fest
11.10.2010, 18:00 UhrWeit aus dem Fenster haben sich Anleger am deutschen Aktienmarkt zum Wochenstart nicht. Dafür arbeitet sich der Markt in kleinen Schritten beharrlich in Richtung seiner Jahreshöchststände. Die Nebenwerte sind dabei bereits am Ziel, im Leitindex Dax fehlt ebenfalls nicht mehr viel.
Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Montag angesichts eines von Feiertagen geprägten Handels an wichtigen Börsenplätzen in der Welt zurückgehalten. Die Agenda auf Unternehmens- und Konjunkturseite war wie leergefegt, daher blieben größere Kursausschläge die Ausnahme.
Der Dax beendete den elektronischen Handel mit einem Aufschlag von 0,3 Prozent auf 6309,51 Punkte. Damit ist der Leitindex nur noch knapp 80 Punkte von seinem Jahreshoch bei 6386 Zählern entfernt. Der MDax stieg um 0,7 Prozent auf 8985,80 Punkte, womit die Nebenwerte ihren höchsten Indexstand des Jahres bereits erreicht haben. Für die Technologiewerte geht es im TecDax unter dem Strich um 1,1 Prozent nach oben auf 781,92 Punkte.
In Japan blieb die Börse wegen eines Feiertages geschlossen. In den USA wird an den Aktienmärkten zwar gehandelt, der Rentenhandel bleibt allerdings am "Columbus Day" geschlossen. Die ruhige Nachrichtenlage dürfte sich entsprechend auf den Handel übertragen.
Für frische Impulse warten Börsianer auf das Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung und darin auf Andeutungen zum Kauf weiterer Wertpapiere durch die Fed zum Stützen der Konjunktur. Außerdem könnten Quartalszahlen von Intel am Dienstagabend und von JP Morgan am Mittwoch dem Markt Impulse verleihen.
Das vergleichsweise schwache Abschneiden des Dax begründen Händler mit dem hohen Gewicht der Finanztitel und der Versorger, Anleger seien bei diesen Branchen zurückhaltend. Im MDax sind dagegen viele exportstarke zyklische Unternehmen vertreten, die dem Index den Schwung geben.
Autoaktien stark
Unter den größten Gewinnern schlossen Papiere von Volkswagen mit einem Plus von 1,4 Prozent. Für Daimler ging es um 1,1 Prozent nach oben. Händlern zufolge holten beide Aktien den Rückstand zu BMW etwas auf, die auf Monatssicht deutlich stärker gestiegen sind als VW und Daimler. Zudem hat die WestLB das Kursziel für VW Vorzüge auf 120 von 110 Euro erhöht. MAN zogen an der Gewinnerspitze um 2,1 Prozent an.
Besonders stark unter Druck standen dagegen Papiere von Merck, die nach der Veröffentlichung von Studienergebnissen zu Erbitux 1,1 Prozent verloren. Händler verwiesen auf eine norwegische Studie, derzufolge das Medikament bei Darmkrebs-Patienten in Kombination mit Chemotherapie die Lebensdauer der Patienten im Vergleich zur alleinigen Chemo-Behandlung nicht verlängert und auch keine signifikante Verbesserung erbracht habe. Einem Börsianer zufolge wirft dies nach den negativen Ergebnissen der Coin-Studie im vergangenen Jahr weitere Schatten auf Erbitux, auch wenn sich Merck auf Daten größerer Studien beruft. Unterdessen glaubt das Unternehmen weiter an die Zukunft seines Multiple-Sklerose-Mittel Cladribin. Die Darmstädter wollen sich gegen das negative Votum des Beraterausschusses (CHMP) der europäischen Arzneimittelbehörde EMA wehren. Ein Analyst bezweifelt allerdings die Erfolgsaussichten.
Deutsche Bank verloren entgegen dem freundlichen Gesamtmarkttrend 0,5 Prozent. Händlern zufolge reagierten Anleger auf einen Bericht im "Handelsblatt", wonach der hiesige Branchenprimus beim Verkauf der BHF Bank seine Preiserwartungen deutlich nach unten schrauben müsse. Der anvisierte Erlös von 650 Mio. Euro sei außer Reichweite, berief sich die Zeitung auf Finanzkreise. Demnach sei ein Preis von 450 bis 500 Mio. Euro realistischer. Die Deutsche Bank sucht seit einigen Monaten einen Käufer für die BHF-Bank, die sie zusammen mit Sal. Oppenheim erworben hat. Seit Anfang September haben Deutsche-Bank-Aktien mehr als 13 Prozent an Wert verloren, der Dax legte dagegen in diesem Zeitraum 3,5 Prozent zu.
In neuem Gewand präsentierten sich die Papiere von Adidas, die ab sofort als Namensaktien gelistet werden. Damit ist Adidas das zwölfte Unternehmen der 30 Dax-Werte, die ein Aktienregister mit unter anderem dem Namen, der Anschrift und der Zahl der Aktien ihrer Anteilseigner führen. Im Zuge der Umstellung ändert sich auch die Wertpapierkennnummer der Aktie, die nun unter der WKN A1EWWW bzw. die ISIN DE000A1EWWW0 gehandelt wird.
Salzgitter gefragt
Salzgitter-Papiere zogen als einer der MDax-Favoriten um 3,3 Prozent an. Börsianer verwiesen auf ein Interview der 'Börsen-Zeitung" mit Salzgitters Finanzvorstand Heinz Jörg Fuhrmann und dessen Kommentare zur erfolgreichen Nachverhandlung von Verträgen. Die "ziemlich zuversichtlichen Kommentare" hätten den Stahltiteln geholfen, den Widerstand bei 50 Euro zu knacken. Einem Pressebericht zufolge winkt Salzgitter aus dem Abschluss des Insolvenzverfahrens der Immobiliengesellschaft WCM zudem eine Sonderzahlung von mehr als 40 Mio. Euro. Salzgitter hatte die WCM-Tochter Klöckner-Werke 2007 übernommen, die noch Forderungen gegen ihre Muttergesellschaft hatte.
Lanxess setzten ihren Aufwärtstrend fort. Die Titel verteuerten sich um 2,9 Prozent und waren damit zeitweise Spitzenreiter im MDax. Händlern zufolge äußerten sich die Analysten von Barclays Capital positiv zu dem Chemiekonzern. Das Unternehmen habe den Fokus auf Wachstum gelegt, zitierten Börsianer aus der Kurzstudie. Die mittelfristigen Ziele seien aggressiv, aber machbar. Vor allem im Geschäftsbereich mit synthetischem Kautschuk gebe es Wachstumschancen. Barclays nimmt den Angaben zufolge die Titel mit "Overweight" auf und setzte das Kursziel bei 55,70 Euro an. Seit Anfang Oktober haben sich die Papiere um rund 19 Prozent verteuert.
Demag Cranes verbilligten sich dagegen an der Verliererspitze um 3,6 Prozent. Spekulationen um eine Übernahme des Kranherstellers hatten die Aktie in der vergangenen Woche kräftig in die Höhe getrieben, nun hat Goldman Sachs die Papiere von ihrer Empfehlungsliste gestrichen.
Quelle: ntv.de, nne/dpa-AFX/rts