Marktberichte

"Bad Bank" schlaucht Dax kocht runter

Die Absage der Bundesregierung an die Einrichtung einer zentralen "Bad Bank" hat am Montag bei vielen Anlegern Furcht vor weiteren Milliardenabschreibungen bei den Finanzwerten geschürt. "In den USA verzögert sich die Verabschiedung des Konjunkturpaketes, der Aufbau einer staatlichen 'Bad Bank' ist offenbar weder dort noch bei uns derzeit ein Thema und von der Berichtssaison sind auch kaum positive Nachrichten zu erwarten," sagte ein Börsianer. "Die Nachrichtenlage ist und bleibt schlecht."

In diesem Sog schloss der Dax mit minus 1,5 Prozent bei 4.271 Punkten. Damit ging er den dritten Handelstag in Folge zurück. Händler rechnen diese Woche noch mit weiteren Verlusten. "Die Marke von 4000 Punkten, die in den vergangenen Wochen noch eine gute Unterstützungslinie bildete, wird kaum ein weiteres Mal halten", sagte ein Marktteilnehmer. "Sobald wir darunter fallen, kommt es sicher zu einem Rutsch von weiteren 200 bis 300 Punkten."

Jede Verzögerung bei einer Lösung für die toxischen Wertpapiere stellen für den Sektor und den Gesamtmarkt einen Rückschlag dar, sagte ein Händler. "Sollte die Bad-Bank-Fantasie ausgepreist werden, könnte der Sektor zusammenklappen." Skeptisch zeigten sich die Börsianer auch gegenüber den Plänen der Finanzinstitute, eine oder mehrere eigene "Bad Banks" zu schaffen. "Ohne den Staat im Rücken bringt das den Banken keine Erleichterung", sagte der Händler. Gerade die Hoffnung auf eine baldige Lösung hatte in der Vorwoche zu einer Erholung bei Finanztitel gesorgt.

Negativ für das Sentiment wurde am Markt außerdem gesehen, dass die Republikaner im US-Senat vor der Verabschiedung des Konjunkturpakets deutliche Veränderungen erreichen wollen. Damit dürfte es länger dauern, bis der davon erhoffte Stimulus für die Wirtschaft kommt. Darüber hinaus lasteten die Schließung dreier weiterer regionaler US-Banken sowie vage Gerüchte um zusätzlichen Finanzbedarf des strauchelnden US-Versicherers AIG auf der Stimmung.

Die jüngsten US-Konjunkturdaten fielen gemischt aus: Die US-Verbraucher schränkten im Dezember ihre Ausgaben stärker als erwartet ein. Die Sparquote stieg kräftig. Die Ausgaben der US-Verbraucher fielen verglichen mit dem Vormonat um 1,0 Prozent. Ökonomen hatten mit einem Minus von 0,8 Prozent gerechnet. Für die Einkommen wurde ein Rückgang um 0,2 Prozent gemeldet. Hier hatten Volkswirte im Vorfeld eine Abnahme um 0,4 Prozent erwartet. Gleichzeitig wurde das für November gemeldete Minus von 0,2 Prozent auf einen Rückgang von 0,4 Prozent revidiert.

Der ISM-Einkaufsmanagerindex für Januar fiel nicht ganz so schlecht wie erwartet. Er stieg auf 35,6 nach 32,9 im Dezember und übertraf damit die Erwartung eines weiteren Rückgangs auf 32,0 Zähler.

Die Konjunkturdaten aus Deutschland fielen dagegen bescheiden aus. Die Industrie in der Euro-Zone setzte ihre Talfahrt im Januar fast ungebremst fort. Die Geschäfte liefen nochmals deutlich schlechter als im Dezember, wie aus der am Montag veröffentlichten Markit-Umfrage unter 3000 Firmen hervorging. Da die Bestellungen den zehnten Monat in Folge sanken und auch die Auftragspolster schmolzen, bauten die Betriebe unterm Strich so viele Stellen ab wie noch nie seit Umfragebeginn 1997.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Diskussionen um die Einrichtung einer "Bad Bank" sowie der Pläne der Bundesregierung zur Enteignung von Aktionären strauchelnder Banken standen außerdem die Finanzwerte unter Druck. So gaben die Aktien der Deutschen Bank 6,5 Prozent nach. Allianz verloren 3,6 Prozent. Die im Nebenwerte-Index MDax gelisteten Titel der Hypo Real Estate rutschten um 1,6 Prozent.

Händler verwiesen hier auf Medienberichte, wonach Finanzminister Peer Steinbrück über die Enteignung von Aktionären strauchelnder Banken nachgedacht haben soll. Ein Marktanalyst von ICF Kursmakler erklärte: "Die Frage ist nicht so sehr ob, sondern vor allem wann der HRE geholfen wird, da sie in ernsthaften Problemen steckt und schnell Hilfe braucht."

Salzgitter und ThyssenKrupp litten unter der Prognosesenkung des österreichischen Konkurrenten Voestalpine. Thyssen gaben 0,9 Prozent nach, Salzgitter b üßten 2,3 Prozent ein.

Lufthansa will die aktuelle Finanzkrise im Gegensatz zu anderen deutschen Großunternehmen ohne Beistand der Bundesregierung bewältigen. Im Gegenzug fordert Konzern-Chef Wolfgang Mayrhuber aber die Branche nicht zusätzlich mit steigenden Kosten etwa durch Nachtflugverbote, Sicherheitsauflagen oder Emissionsabgaben zu belasten. Im aktuellen Tarifstreit um eine 15-prozentige Gehaltserhöhung für einen großen Teil des Kabinenpersonals mahnt Mayrhuber seine Angestellten unterdessen zur Besonnenheit. Nach Darstellung des Lufthansa-Chefs könnte zudem der geplante Einstieg beim österreichischen Wettbewerber Austrian in den kommenden Wochen noch am Widerstand der AUA-Kleinaktionäre oderstrengen Auflagen der EU-Kommission scheitern. Lufthansa notierten 1,2 Prozent leichter.

Pessimistische Prognosen des Konkurrenten RTL zu den Werbeeinnahmen der TV-Branche belasteten ProSiebenSat.1. Die Papiere der Senderkette gehörten mit minus 4,1 Prozent zu den schwächsten Werten im Nebenwerte-Index MDax. "ProSieben hatte 2008 bereits ein hartes Jahr", sagte ein Händler. "Das Unternehmen hat bislang zwar keinen Ausblick für 2009 geliefert, Analysten gehen aber bereits von rückläufigen Werbeeinnahmen aus."

Quelle: ntv.de

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