Marktberichte

WorldCom-Tief verzieht sich Dax kommt zurück

Der Dax kam am Mittwoch noch einmal mit einem blauen Auge davon. Die verfälschte WorldCom-Bilanz ließ den Markt am Morgen um rund 5 Prozent einbrechen. Sogar die 4.000er-Marke wurde unterschritten. Allerdings hellte sich die Lage am Nachmittag mit Eröffnung der US-Börsen wieder etwas auf. Die US-Anleger nahmen den Bilanzskandal um das Telekom-Unternehmen WorldCom überraschend gelassen, der befürchtete „sell out“ an der Wall Street blieb aus - und das half dem Dax die Verluste bis zum Abend deutlich zu mindern. Was blieb war ein Minus von 2,5 Prozent auf 4.099 Punkte.

Der US-Telekomkonzern WorldCom hat am Dienstag nach Börsenschluss Falschbuchungen über nahezu vier Milliarden Dollar eingestanden. Der mittlerweile gefeuerte Finanzchef Scott Sullivan habe in den vergangenen fünf Quartalen Aufwendungen falsch als Kapitalanlagen verbucht und so einen größeren Cash Flow als tatsächlich vorhanden ausgewiesen, teilte WorldCom mit. Ohne diese Fehlbuchungen hätte WorldCom im Gesamtjahr 2001 und auch im ersten Quartal 2002 einen Nettoverlust verbucht. Die Ergebnisse für das erste Quartal 2002 sowie das Jahr 2001 würden nun berichtigt, hieß es weiter.

Das sei genau die Hiobsbotschaft, die der Markt nicht gebrauchen könne, so ein Händler. Die Anleger seien seit der Enron-Pleite sehr verunsichert, nun sehe es ganz so aus, als habe ein weiterer US-Großkonzern falsche Bilanzen vorgelegt. Der Vertrauensverlust sei enorm, es gehe die Angst um, dass Enron und WorldCom nur der Anfang seien. Von Kapitulation könne man allerdings noch nicht sprechen. Die Umsätze seien zwar hoch, doch die Anleger würden den Markt noch nicht um jeden Preis verlassen, hieß es weiter.

Besonders unter Druck stand die Aktie der Deutschen Telekom. Das sei die artverwandte Branche zu WorldCom, so ein Händler. Da gebe es Sippenhaft. Die T-Aktie brach 5,1 Prozent auf 8,59 Euro ein. Der US-Medienkonzern Liberty Media zieht einem Zeitungsbericht zufolge ein erneutes Gebot für die Kabelfernsehsparte der Deutschen Telekom in Betracht. Ein früheres Übernahmeangebot über 5,5 Milliarden Euro war zuvor am Widerspruch der Kartellbehörde gescheitert.

Auch die anderen High-Tech-Werte litten unter den Nachrichten aus den USA. Epcos verloren 4,2 Prozent auf 31,60 Euro, für SAP ging es 2,1 Prozent auf 90,40 Euro nach unten und Siemens gab 5,5 Prozent auf 55,26 Euro nach. Der Halbleiter-Hersteller Infineon wurde zudem von einem schwachen Quartalsergebnis des US-Konkurrenten Micron Technologies belastet. Die Aktie fiel knapp 9 Prozent auf 14,61 Euro.

Massive Verluste gab es auch für den Finanzdienstleister MLP, der 7,1 Prozent auf 27,40 Euro einbrach. MLP werde der Bilanzmanipulation verdächtigt, da vergrößere die WorldCom-Nachricht die Spekulationen noch, so ein Händler.

Die Aktie der Allianz fiel knapp 4 Prozent auf 182 Euro. Nach Angaben aus unternehmensnahen Kreisen beträgt das Engagement des Versicherers bei WorldCom weit weniger als 200 Millionen Dollar. Im frühen Handel waren die Papiere zeitweise über 9 Prozent eingebrochen.

Im Blickpunkt der Anleger stand auch die Deutsche Bank. Das größte deutsche Finanzinstitut will im Rahmen eines Aktienrückkaufprogramms bis September 2003 bis zu 62 Millionen oder 10 Prozent der emittierten eigenen Aktien zurückkaufen. Das sei eigentlich eine gute Nachricht, so ein Händler. An einem solchen Tag helfe das aber nicht. Die Aktie verbuchte ein Minus von 3,7 Prozent auf 66,15 Euro.

Gute Nachrichten gab es auch für die Deutsche Lufthansa. Die Bundesregierung will nach Angaben des Finanzministeriums die deutschen Fluggesellschaften mit rund 71 Millionen Euro für die Einbußen nach den Terroranschlägen vom 11. September entschädigen. Allein die Lufthansa werde 70 Millionen Euro erhalten, hieß es weiter. Die Aktie verlor 1,7 Prozent auf 13,61 Euro.

Der Tourismuskonzern Preussag bereitet nach eigenen Angaben den Verkauf sein Energiesparte vor. Mit dem Erlös des profitabelen Bereiches solle die Verschuldung des Konzerns gesenkt und das Touristikgeschäft weiter ausgebaut werden, gab das Unternehmen bei seiner Hauptversammlung am Mittwoch bekannt. Die Energiesparte lieferte im vergangenen Geschäftsjahr mit 338,4 Millionen Euro rund 40 Prozent des Konzernumsatzes. Das operative Rekordergebnis des vergangenen Jahres werde man im laufenden Geschäftsjahr wahrscheinlich nicht erreichen, hieß es weiter. Preussag kündigte zudem den Einstieg in den Billig-Flugmarkt an. Die Aktie konnte sich im Tagesverlauf erholen und legte 0,1 Prozent auf 24,50 Euro zu.

Quelle: ntv.de

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