Marktberichte

Vollgas in den Feierabend Dax kratzt an den 4600

Nach einem überraschend starken Stimmungsumschwung in den USA haben die Optimisten auch am deutschen Aktienmarkt wieder die Oberhand gewonnen. Der Dax ging mit einem Plus von 93 Zählern oder 2,06 Prozent bei 4594 Punkten aus dem Handel. Gegen Mittag war er noch von einem unerwartet hohen Quartalsverlust der US-Großbank Morgan Stanley bis zu ein Prozent auf 4456 Punkte ins Minus gedrückt worden. Der MDax der mittelgroßen Werte beendete den Tag mit einem Plus von 2,29 Prozent und lag zuletzt bei 5220 Zählern. Der TecDax rückte sogar 2,89 Prozent vor auf 564 Punkte.

"Die Investoren nehmen offenbar wieder Geld in die Hand", versuchte sich Händler Matthias Melms von der NordLB an einer Erklärung. "Viel Dynamik ist nicht dahinter, aber immerhin sieht es so aus, als wäre am Montag noch nicht das Ende der Bärenmarktrally eingeleitet worden", meinte dagegen ein charttechnisch orientierter Marktteilnehmer. Sollte sich der Dax über dem Vortageshoch bei 4543 Punkten halten, hatte es am späten Nachmittag geheißen, wäre dies ein Zeichen für einen Abschluss der Konsolidierung.

Angesichts einiger positiver Quartalsbilanzen amerikanischer Banken warnte der neue Bankenverbands-Präsident Andreas Schmitz allerdings vor verfrühtem Optimismus für die Branche. "Das sind Hoffnungsschimmer. Natürlich macht eine Schwalbe noch keinen Sommer", sagte der Vorstandschef von HSBC Trinkaus und Chef des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Schmitz. "2009 wird mindestens ein schwieriges Jahr, national wie international. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen."

Mit einem Aufschlag von 9,6 Prozent führten die Papiere der Commerzbank die Gewinnerliste im Dax an. "Die Aktien profitieren davon, dass die Commerzbank wohl nur die Eurohypo abspalten muss und ihr Osteuropa-Geschäft behalten darf", sagte ein Händler. Unbestätigten Informationen zufolge hat sich Deutschlands zweitgrößtes Bankhaus mit der EU-Kommission über Auflagen für staatliche Beihilfen geeinigt. In Finanzkreisen gilt es als weitgehend sicher, dass die EU auf einen Verkauf der Staats- und Immobilienfinanzierungstochter besteht. Die Eurohypo habe nie richtig zum Geschäftsmodell der Commerzbank gepasst und diese würde eines ihrer Hauptrisiken abgeben, erklärte Equinet-Analyst Philipp Haessler.

An dem allgemeinen Stimmungswechsel nahmen auch die Aktien der Deutschen Bank teil. Nach zeitweiligen Kursverluste kletterten sie bis zum Abend 6,7 Prozent ins Plus. Aktien der Allianz gewannen 4,1 Prozent. Deutsche Börse verteuerten sich um 6,3 Prozent.

Größter Dax-Verlierer waren mit einem Kursrückgang von 5,3 Prozent die Aktien der Deutschen Post, die mit einem Dividendenabschlag gehandelt wurden. Die Titel der Postbank legten im MDax 7,8 Prozent zu. Während der Aktionärsversammlung informierte der Vorstandschef Wolfgang Klein, dass sich die Postbank vor allem wegen Steuereffekten wieder auf dem Rückweg in die Gewinnzone sieht.

Die Papiere des Lkw-Bauers MAN stiegen im Dax um 7,4 Prozent und waren damit so teuer wie zuletzt Anfang November 2008. Börsianer werteten dies als charttechnisches Kaufsignal.

Der deutsche Hersteller Daimler will sich so schnell wie möglich von seinem Restanteil von knapp 20 Prozent am angeschlagenen US-Autobauer Chrysler trennen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass dies noch in diesem Jahr passiert, halte ich für größer als 50 Prozent", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche dem Magazin "Capital". Daimler führt bereits seit Monaten Gespräche über den Verkauf der Beteiligung. Im vergangenen Jahr hatte Chrysler die Bilanz der Stuttgarter mit über drei Milliarden Euro belastet. Im Falle einer Insolvenz des US- Autobauers könnten auf Daimler Unternehmensangaben zufolge weitere Belastungen zukommen. Die Aktien von Daimler notierten 5,9 Prozent fester.

Volkswagen hat einen Verlust im ersten Quartal dank des Verkaufs seines Lkw-Geschäfts in Brasilien verhindert. Damit steht Europas größter Autobauer zu Jahresanfang besser da als Konkurrent Daimler, der wegen massiver Absatzeinbrüche für das erste Vierteljahr bereits tiefrote Zahlen angekündigt hat. VW verringerte seinen Lagerbestand zu Jahresbeginn mit Hilfe von Kurzarbeit und verfügt so nun über ein dickes Liquiditätspolster, um die Krise zu überstehen. An der Börse ging es für VW 0,6 Prozent nach oben.

Die Aktien der Deutschen Telekom setzten dagegen ihre Talfahrt fort. Die Papiere verloren 3,0 Prozent, nachdem die Senkung der Ergebnisprognose am Vortag einen Kurssturz von rund sieben Prozent ausgelöst hatte. Zahlreiche Analysten senkten ihre Bewertungen und Kursziele für die T-Aktie. Eine Dividendenkürzung sei nun wahrscheinlich, urteilte die Commerzbank.

Quelle: ntv.de

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