Marktberichte

Hightechs in Kletterlaune Dax kriegt den Dreh

Die deutschen Standardwerte kamen am Montag immer besser in Fahrt. Zum Tagesstart hatte der Dax noch Punktabschläge von rund einem Prozent hinnehmen müssen. Doch im Laufe des Vormittags gelang die Trendwende: Gestützt auf deutliche Kursgewinne bei Finanzaktien und Technologiewerten drehte der Dax in die Pluszone und mit Unterstützung der freundlichen US-Börsen wurden die Gewinne kontinuierlich ausgebaut. Der Dax legte 4,2 Prozent auf 3.838 Zähler zu. Im Blickpunkt der Anleger standen angesichts der Flutkatastrophe auch erneut die Baudienstleister aus dem MDax.

Man dürfe die Pluszeichen allerdings nicht überbewerten, so ein Händler. Die Umsätze seien gering und es gebe nur wenig kursrelevante Nachrichten aus den Unternehmen.

Pessimistisch gab sich zudem die US-Investmentbank Merrill Lynch, die ihre Jahresendprognose für den Dax auf 3.850 Punkte von zuvor 4.700 Punkte nach unten gesenkt hat. Das neue Ziel sei sehr konservativ, so die Analysten. Für 2003 orientiere sie sich an dem Niveau der Gewinne je Aktie von 1999 und gebe daher Raum für überraschende Abwärtsrisiken des Wirtschaftswachstums und der Gewinne.

Trotz der Flutkatastrophe erholten sich Versicherungsaktien im Tagesverlauf deutlich. Am Aktienmarkt werde derzeit über die Höhe der Schäden durch die Flut spekuliert, hieß es weiter. Allerdings lägen noch keine verlässlichen Schätzungen vor. Nun müsse zunächst einmal die Prognose der Allianz als Marktführer abgewartet werden, hieß es. Nach Analystenschätzungen wird das Hochwasser die Allianz bis zu 400 Millionen Euro kosten.

Die Allianz-Gruppe hat nach dem Jahrhundert-Hochwasser in Ostdeutschland ihre Gewinnprognose im deutschen Geschäft mit Schaden- und Unfallversicherungen für dieses Jahr in Frage gestellt, erwartet aber keine drastische Ergebniskorrektur. Die Allianz-Aktie machte 6,7 Prozent auf 132,89 Euro gut, für die Münchner Rück ging es knapp 3,2 Prozent auf 200,45 Euro nach oben.

Auch die Banken waren gut in Fahrt. Die Papiere hatten zuletzt überproportional verloren und verteuern sich daher bei einem steigenden Gesamtmarkt besonders, sagten Händler. So legte die Commerzbank 5,7 Prozent auf 11,26 Euro zu. Die Hypovereinsbank verbesserte sich 10,2 Prozent auf 22,47 Euro und die Deutsche Bank machte 4,5 Prozent auf 63,76 Euro gut.

Bei den Technologiewerten schob sich Infineon mit einem Gewinn von 13,6 Prozent auf 13,40 Euro an die Spitze. SAP legte 6 Prozent auf 81,85 Euro zu, Epcos machte 5,4 Prozent auf 15,49 Euro gut und Siemens verbesserte sich 4,2 Prozent auf 51,20 Euro.

Nach schwachem Start ins Plus drehte auch die Aktie der Deutschen Telekom. Einem Magazinbericht zufolge hat der Bonner Konzern im ersten Halbjahr den bisher höchsten Fehlbetrag der Firmengeschichte verbucht. Danach fiel durch die Einbeziehung der amerikanischen Mobilfunktochter Voicestream von Januar bis Juni ein Fehlbetrag von rund drei Milliarden Euro an. Dazu komme zudem ein außerordentlicher Verlust in Höhe von 600 Millionen Euro, da die Telekom die Anteile am Konkurrenten Franc Tlcom neu bewertet habe, so der Bericht weiter. Der Telekomvorstand gibt die Halbjahreszahlen kommenden Mittwoch bekannt. Die T-Aktie legte 4,8 Prozent auf 11,53 Euro zu.

Gut in Form präsentierte sich der Konsumgüterkonzern Henkel, der im zweiten Quartal seinen operativen Gewinn um 11,5 Prozent auf 168 Millionen Euro gesteigert hat und damit die Erwartungen von Analysten erfüllte. Für das Gesamtjahr erwartet Henkel weiter eine zweistellige Steigerung des betrieblichen Ergebnisses, nahm seine Umsatzerwartung von bislang über zehn Milliarden Euro aber leicht auf knapp zehn Milliarden Euro zurück. Die Aktie legte 4,5 Prozent auf 67,91 Euro zu.

Zeitweise größter Gewinner im Dax war die Aktie der Deutschen Lufthansa, die 2,7 Prozent auf 11,76 Euro zulegte. Die US-Investmentbank Lehman Brothers hatten sich zuvor optimistisch über die Aussichten der größten deutschen Fluglinie geäußert und das Kursziel von 19 Euro bestätigt. Der Aktienmarkt bewerte die Risiken bei der Deutschen Lufthansa über, so die Analysten.

Getrieben von Spekulationen auf eine Wiederbelebung der Baukonjunktur infolge der Hochwasserkatastrophe haben Bauwerte auch am Montag weiter zugelegt. Hochtief gewann 14,7 Prozent auf 19,09 Euro und Bilfinger Berger lag mit 11,6 Prozent bei 22,65 Euro in der Gewinnzone. Bereits am Donnerstag und Freitag vergangener Woche hatten beide Titel deutliche Kursgewinne verbucht. Allerdings warnten Händler vor einer Übertreibung. „Nach den massiven Kursaufschlägen insbesondere bei Bilfinger werden wir mit Sicherheit bald wieder fallende Kurse sehen,“ sagte ein Marktteilnehmer. Das hohe Handelsvolumen der Aktien spreche für institutionelle Käufer. Einen nachhaltigen Kursanstieg der Bautitel sah er nicht.

Die Aktie des Autoherstellers Sixt profitierte nach Angaben von Händlern ebenfalls von der Flutkatastrophe. Sixt sei im Gebrauchtwagensegment tätig und die Flut habe viele Autos zerstört, hieß es. Die im MDax notierte Aktie schloss 12,3 Prozent fester bei 10,89 Euro.

Auch Vossloh machte kräftig Boden gut. Der Bahntechnik-Zulieferer verbesserte sich knapp 15,7 Prozent auf 26,50 Euro. Analysten führten dies auf den enormen Reperaturbedarf zurück.

Eine Gewinnwarnung gab es am Nachmittag von dem Energiedienstleister Techem. Der Umsatz werde leicht unter dem ursprünglichen Zielwert von 383,5 Millionen Euro liegen, das operative Ergebnis allerdings deutlich unterhalb der anvisierten 59,6 Millionen Euro. Die Aktie wurde vom Handel ausgesetzt. Nach Wiederaufnahme ging es für das Papier zunächst mehr als 30 Prozent nach unten. Bis zum Handelsschluss konnten die Abschläge auf knapp 18 Prozent bei 9,90 Euro reduziert werden.

Quelle: ntv.de

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