'Tag der Arbeit' in Amerika Dax lässt sich hängen
02.09.2002, 20:40 UhrDie deutschen Standardwerte waren am ersten Handelstag des neuen Monats auf sich allein gestellt. Die US-Börsen blieben wegen des "Labour Day's" geschlossen. Ohne Impulse und bei geringen Umsätzen war der Dax nicht in Kletterlaune - ganz im Gegenteil. Kräftige Verluste bei der Lufthansa und bei Metro sorgten für negative Stimmung. Hinzu kam ein schwacher Technologiesektor, der den Dax auf Talfahrt schickte. Das Frankfurter Börsebarometer verlor 2,8 Prozent auf 3.609 Zähler.
Die Anleger würden sich ohne die US-Börsen zurückhalten, so Händler. Folglich waren die Umsätze extrem dünn. Für die laufende Woche zeigten sich Experten ebenfalls wenig optimistisch. Es sei fraglich, ob der der Dax nach dem Abschlag von 3 Prozent in der vergangenen Börsenwoche wieder auf Erholungskurs gehen wird, hieß es. Die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Abschwungs der US-Wirtschaft innerhalb kurzer Zeit - eines so genannten "Double Dip " - habe sich in den vergangenen Monaten erhöht, so ein Händler.
Zudem nahe der Jahrestag der Terroranschläge auf das World Trade Center. Und das Pentagon dürfte durch die wachsende Kriegsgefahr am Persischen Golf ins Blickfeld der Anleger rücken. Es sei erstaunlich, wie gelassen die Börse bislang auf dieses Thema reagiert hätten, sagte Analyst Karl Strohmeier von der Landesbank Baden-Württemberg. Die vergangenen Krisen hätten gezeigt, dass die deutsche Börse immer stärker betroffen gewesen sei als Amerika. Dies sei auf die hohe Öl- und Exportabhängigkeit Deutschlands zurückzuführen.
Im Blickpunkt auf dem Frankfurter Parkett stand die Aktie der Deutschen Telekom. Einem Zeitungsbericht zufolge soll die US-Mobilfunktochter Voicestream im Juli und August die Zahl ihrer Neukunden deutlicher als geplant erhöht haben. Die T-Aktie verlor dennoch 4,9 Prozent auf 10,90 Euro.
Die Münchener Rück wird nach Worten ihres Chefs Hans-Jürgen Schinzler möglicherweise mehrere Hundert Millionen Euro aus den Milliarden-Rückstellungen für die Schäden nach den Anschlägen vom 11. September nicht benötigen. Rund 600 Millionen Euro bezögen sich auf Schäden, mit denen der Rückversicherer gerechnet habe, die aber bislang nicht geltend gemacht worden seien, so Schinzler in einem Zeitungsinterview. Für die Papiere ging es dennoch 4,3 Prozent auf 177,80 Euro nach unten.
Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels wird nach Worten seines Präsidenten Hermann Franzen seine Umsatzprognose für das Jahr 2002 erneut senken. Der Sommer sei katastrophal gelaufen, so Frenzen. Die Umsatzrückgänge im ersten Halbjahr seien in den kommenden 6 Monaten nicht mehr aufzuholen. Bereits im Juni hatte der HDE seine Prognosen nach unten korrigiert. Die Metro-Aktie reagierte mit einem Minus von 5,1 Prozent auf 24,58 Euro und war zeitweise der größte Verlierer im Dax.
BASF hat es geschafft - nachbörslich wurde bekannt, dass der Chemieriese in den Stoxx50-Index der wichtigsten europäischen Unternehmen aufsteigen wird. Termin für die Indexumstellung ist der 23. September. Börsianer hatten bereits im Vorfeld damit gerechnet - trotzdem wirkte sich dies nicht besonders positiv auf die BASF-Aktie aus. Das Papier ging mit einem Minus von 1,3 Prozent bei 41,50 Euro aus dem Handel.
Größter Verlierer im Dax war die Lufthansa-Aktie, die 6 Prozent auf 12,14 Euro fiel. Händler begründeten dies mit Sorgen vor terroristischen Anschlägen im Luftverkehr. Hintergrund sei die Festnahme eines potentiellen Flugzeugentführers in Schweden. Knapp ein Jahr nach den Anschlägen in den USA habe der Fall in Schweden die Gefahr erneut ins Gedächtnis gerufen, dass Flugzeuge als Waffe benutzt werden könnten, sagten Analysten.
Ingrid Ehlerding, die Ehefrau des WCM-Großaktionärs Karl Ehlerding hat nach Angaben des Unternehmens im Juli rund 878.000 Aktien der Beteiligungs- und Grundbesitzgesellschaft für insgesamt rund 3,37 Millionen Euro verkauft. Der Verkauf sei am 5. Juli vollzogen worde, der Preis habe 4,80 Euro betragen, so das Unternehmen weiter. Die im MDax notierte Aktie fiel 4,4 Prozent auf 3,03 Euro.
Für die Aktie von Babcock Borsig ging es 20 Prozent auf 0,46 Euro nach unten. Knapp zwei Monate nach Bekanntgabe der Zahlungsunfähigkeit von Babcock Borsig hat das Duisburger Amtsgericht für das Unternehmen und 19 seiner Tochtergesellschaften ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet.
Quelle: ntv.de