Letzte Schnäppchenkäufe Dax legt was drauf
29.12.2008, 17:50 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat den letzten vollen Handelstag des Jahres mit Kursgewinnen beendet. Der Dax schloss 1,6 Prozent höher bei 4.704 Punkten. Börsianer erklärten den Anstieg vor allem mit Kurspflege durch Investoren. Das Handelsvolumen im Dax fiel auf 100,6 (23. Dezember: 106) Mio. Aktien. Der Umsatz belief sich auf 2,0 (2,1) Mrd. Euro.
Vielen Anlegern dürfte das kleine Plus aber nur ein schwacher Trost sein: Mit einem Minus von mehr als 40 Prozent könnte das nun zu Ende gehende Jahr nach 2002 (minus 44 Prozent) als das zweitschlechteste in die Börsengeschichte eingehen.
"Ein wichtiger Faktor, warum der Markt so kräftig zulegt, ist die bevorstehende Abgeltungssteuer", sagte ein Händler. Anleger hätten nun bis zum letzten Moment gewartet, um noch zuzuschlagen. Besonders Fonds dürften derzeit einen hohen Kapitalzufluss verbuchen und müssten nun investieren. Auch andere Anleger nutzen den Tag zur Kurspflege. So zogen vor allem Finanz- und Autowerte an. "Auf extrem niedrigem Niveau versuchen einige sicherlich, die Bilanz ein bisschen aufzuhübschen, viel nutzen wird es aber nicht", erklärte ein Händler.
Am Dienstag wird an der Börse nur noch bis 14.00 Uhr gehandelt, um den Banken mehr Zeit für den Jahresabschluss zu geben. An Silvester und Neujahr bleibt die Börse geschlossen. Vereinzelt sprachen Händler von Käufen privater Anleger, die in letzter Minute die ab 2009 geltende Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge vermeiden wollten. Insgesamt wurden die Umsätze aber als sehr niedrig beschrieben. "Da kommen schnell mal größere Kursauschläge zustande, ohne dass da viel dahinter steht", erklärte ein Händler.
Gefragt waren die Aktien von Banken. An die Spitze im Leitindex setzten sich die Papiere der Postbank mit einem Plus von 9,8 Prozent. Auf Jahressicht sind die Titel aber mit einem Verlust von 77 Prozent eines der Dax-Schlusslichter. Deutsche Bank verteuerten sich um 5,7 Prozent, Commerzbank um drei Prozent.
Zu den Gewinnern zählten außerdem MAN-Titel mit einem Plus von 6,3 Prozent. MAN hat mittels Aktienoptionen den potenziellen Anteil an Scania auf mehr als 20 Prozent der Stimmrechte aufgestockt, was ein Händler positiv wertet: "Das zeigt, dass MAN nach der Übernahme des Lkw-Geschäfts von VW die Konzentration in der Branche vorantreibt." Unicredit-Analyst Christian Aust bekräftigte ausdrücklich seine Kaufempfehlung. Die Aktien von Scania legten in Stockholm mehr als sechs Prozent zu.
Die Aktien der Deutschen Telekom rutschten 0,8 Prozent ins Minus. Die Konkurrenten der Deutschen Telekom wollen die Lücken im heimischen DSL-Netz rasch schließen. "Wir machen das im Vergleich zur Telekom in der Hälfte der Zeit, mit höherer Internetzugangsgeschwindigkeit und deutlich billiger", sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes VATM, Jürgen Grützner, der "Financial Times Deutschland".
Als Bremse im Dax wirkten die VW-Aktien mit einem Minus von drei Prozent.
Im MDax schossen die Aktien von ProSiebenSat.1 um 24,29 Prozent nach oben auf 2,20 Euro. Grund waren die Aussagen des Großaktionärs KKR. KKR-Europa-Chef Johannes Huth hatte in einem Interview gesagt, der Investor stehe zu seinen Beteiligungen, darunter ProSieben. Zudem könne der Fernsehsender die Zinsen für seine Schulden leicht bezahlen. "Das ist natürlich positiv für die Aktie, wenn der Investor zu dem Unternehmen steht", sagte ein Händler. Allerdings seien die Umsätze nicht sehr hoch, so dass schon kleinere Order den Kurs anschieben könnten. Auf Jahressicht zählen die Titel mit einem Minus von fast 90 Prozent zu den großen Flops dieses verheerenden Börsenjahres.
Quelle: ntv.de