Mauschelt MLP? Dax leichter
16.05.2002, 20:34 UhrHat MLP seine Bilanzen frisiert? Die Aktie jedenfalls brach nach einem entsprechenden Magazin-Bericht zeitweise um knapp 20 Prozent ein und belastete den Dax. Kursgewinne der Auto-Werte und von Degussa hielten dagegen.
Der Dax verlor 0,5 Prozent auf 5.047 Zähler.
Die leitere Tendenz des Gesamtmarktes rührt nach Einschätzung von Beobachtern von einer großen Verunsicherung der Anleger. Viele hätten Zweifel, dass die Rally der vergangenen Tage langfristiger Natur sei, so ein Händler. Niemand traue dem Aufschwung so recht. Und die Berichte über MLP machen die Unsicherheit der Anleger auch nicht gerade kleiner - Enron lässt grüßen und die Erinnerung an den Skandal um den US-amerikanischen Energiehändler ist noch frisch in den Köpfen der Anleger.
Geschäftsmodell und vor allem die Bilanzen des Finanzdienstleisters MLP seien äußerst fragwürdig, behauptet das Anlegermagazin „Börse Online“ in seiner neuesten Ausgabe. Die Gesellschaft weise durch geschickte Bilanzierung Gewinne aus und baue gleichzeitig einen Schuldenberg auf, der in den Geschäftsberichten nicht auftauche, so der Bericht. MLP nannte die Vorwürfe völlig unbegründet und dementierte, das Unternehmen habe einen Schuldenberg von 150 Millionen Euro angehäuft. Die Aktie brach 11,4 Prozent auf 52,99 Euro ein. Das Gerücht über unsaubere Bilanzen bei MLP habe es schon lange gegeben, so ein Händler. Nun habe sich einfach mal jemand getraut es auch zu schreiben.
Im Blickpunkt auf dem Frankfurter Parkett stand die Aktie der Deutschen Telekom. Einem Zeitungsbericht zufolge plant der Bonner Konzern kurzfristig den Abbau von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen. Allein 20.000 Stellen sollen dabei in der Festnetzgesellschaft T-Com wegfallen, die übrigen Arbeitsplätze könnten bei den Töchtern T-Mobil und der Systemhaussparte T-Systems zur Disposition stehen, so der Bericht weiter. Die Aktie gab 1,3 Prozent auf 13,86 Euro nach.
Ein gemischtes Bild boten die High-Tech-Werte, die teilweise von Gewinnmitnahmen nach der Rallye der vergangenen Tage belastet wurden. Siemens verbuchten ein Minus von 1,2 Prozent bei 71,02 Euro, für Infineon ging es 2 Prozent auf 19,92 Euro nach unten, Epcos lag mit 0,2 Prozent bei 46,01 Euro im Minus und SAP fielen 2,1 Prozent auf 134,74 Euro.
Zahlen legte am Morgen die Allianz vor. Der Finanzkonzern hat im ersten Quartal seinen Gewinn auf 1,9 Milliarden Euro nach 705 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahresquartal gesteigert. Zurückzuführen sei das Ergebnis, das am oberen Ende der Analystenerwartungen lag, vor allem auf Veräußerungsgewinne, so das Unternehmen. Die Allianz hatte sich im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank von Anteilen an der Münchener Rück sowie der HypoVereinsbank trennen müssen. Die Aktie gab 0,1 Prozent auf 259,54 Euro nach.
Über den Erwartungen lagen auch die Zahlen des Energiekonzerns E.ON. Die Düsseldorfer haben im ersten Quartal ihren operativen Gewinn um 46 Prozent auf 1,293 Milliarden Euro gesteigert und lagen damit rund 300 Millionen Euro über den Analystenprognosen. Die Aktie lag mit 1,1 Prozent bei 57,82 Euro in der Gewinnzone.
Die Einigung in der Metallindustrie wurde von den meisten Händlern als zweischneidiges Schwert gewertet. Es sei zwar gut, dass die Einigung relativ schnell erzielt worden sei und die Streiks nun beendet werden könnten, andererseits erscheine der Abschluss relativ teuer, so ein Händler. Die Konjunktur erhole sich nicht so schnell wie erhofft, da könne ein hoher Tarifabschluss noch weiter abbremsen. Im Pilotbezirk Baden-Württemberg hatten sich die Tarifparteien am Mittwochabend auf einen zweistufigen Tarifabschluss geeinigt, der ab Juni 2002 einen Lohnzuschlag um 4 Prozent und ab Mitte nächsten Jahres um 3,1 Prozent vorsieht.
Die Aktie der Autobauer reagierten allerdings positiv auf den Abschluss. DaimlerChrysler gewannen 0,9 Prozent auf 53,03 Euro, für Volkswagen ging es 0,4 Prozent auf 56,55 Euro nach oben, BMW lagen dagegen mit 1,5 Prozent bei 46,89 Euro in der Gewinnzone. Die Münchener haben zur Hauptversammlung eingeladen, bei der Joachim Milberg seinen Chefsessel an den bisherigen Finanzvorstand Helmut Panke übergeben wird.
Quelle: ntv.de