Ab in den Süden Dax macht Abflug
19.11.2007, 18:00 UhrDie US-Hypothekenkrise hat am deutschen Aktienmarkt am Montag wieder kräftige Spuren hinterlassen. Deutliche Verluste durch fast alle Branchen prägten das Bild. Besonders heftig erwischte es die Nebenwerte und Technologietitel. Solarwerte verzeichneten zum Teil zweistellige Prozentabschläge.
Der Dax ging mit einem Minus von 1,3 Prozent auf 7511,79 Punkten aus dem Handel. Der MDax verlor 4,1 Prozent auf 9276,82 Punkte. Der TecDax gab 4,1 Prozent auf 901,66 Zähler nach.
Beherrschendes Thema auf dem Parkett war einmal mehr die Unsicherheit über das Ausmaß der US-Hypothekenkrise. Neuerlicher Anlass war unter anderem ein Milliardenloch im Zuge der Finanzkrise beim weltgrößten Rückversicherer Swiss Re. "Milliarden Abschreibungen bei Swiss Re, negative Nachrichten vom US-Hypothekenmarkt, ein steigender Ölpreis: Im Moment gibt es wenige Argumente, warum der Markt steigen sollte", sagte ein Händler.
Anleger trennten sich von Finanzwerten, die zu den größten Verlierern im Dax gehörten. "Für sie ist das Marktumfeld nicht förderlich", sagte ein Händler. Allianz, Commerzbank und Hypo Real Estate verloren jeweils mehr als 2,5 Prozent. Münchener-Rück-Aktien gaben 1,5 Prozent nach. Das Unternehmen sieht sich eigenen Angaben zufolge keinen weiteren Abschreibungsbedarf wegen der Subprime-Krise.
Verwirrung stiftete am Morgen die Deutsche Börse mit der Aussetzung des elektronischen Handels für rund eine Stunde. Schuld an der Auszeit waren technische Schwierigkeiten bei der Auftragsabwicklung auf der elektronischen Handelsplattform Xetra. Mehr als 90 Prozent des gesamten Aktienhandels werden über Xetra abgewickelt. Die Panne am Morgen sorgte auch bei der Aktie der Deutschen Börse f ür Abgabedruck, angesichts der schlechten Gesamtstimmung am Markt fiel der Abschlag von 1,7 Prozent auf 115,97 Euro jedoch kaum aus dem Rahmen.
Größter Verlierer im Dax war die Aktie von TUI mit einem Minus von 5,6 Prozent auf 18,90 Euro. Der russische Stahlmagnat Mordaschow ist mit rund drei Prozent beim Reise- und Schifffahrtskonzern eingestiegen. Damit hat der im Aktionärskreis umstrittene TUI-Chef Frenzel offenbar einen weiteren Verbündeten gewonnen. Mordaschow ist auch Hauptaktionär des russischen Stahlkonzerns Severstal.
Übernahmespekulationen treiben Postbank-Aktie weiter an
Gegen den Trend der Finanztitel legte erneut die Postbank-Aktie 3,4 Prozent wegen Übernahmespekulationen zu. Zeitweise stiegen die Papiere um mehr als sechs Prozent und führten den gesamten Handelsverlauf über die Gewinnerliste im Dax an. Händler verwiesen auf Aussagen von Post-Chef Klaus Zumwinkel, wonach es "eine Schlange von Interessenten, darunter auch ausländische Banken" gibt, die ein Auge auf das Institut geworfen hätten. Die Tochter stehe derzeit zwar nicht zum Verkauf. Aber über ihre Zukunft "kann man im nächsten Jahr intensiver nachdenken". Die Postbank-Aktien hatten schon in der vergangenen Woche aufgrund der Spekulationen gut zehn Prozent an Wert gewonnen.
Wegen Marktgerüchten um eine Dividendenerhöhung stiegen die Telekom-Aktien um 2,4 Prozent auf 15,17 Euro. Ein Telekom-Sprecher bekräftigte, der Konzern fühle sich einer Politik der attraktiven Dividende verpflichtet.
Zu den wenigen weiteren Gewinnern zählte die Metro-Aktie nach einer Kaufempfehlung. Die Analysten von Kepler-Equities begründeten die Hochstufung unter anderem mit den Interesse von Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka an den zu Metro gehörenden Extra-Märkten. Die Papiere stiegen 0,8 Prozent auf 64,70 Euro.
Im MDax konnte sich keiner der 50 Indexwerte ins Plus retten. Größter Verlierer war die in Schieflage geratene Mittelstandsbank IKB. Der Kurs des Finanzhauses fiel um 14,1 Prozent auf 10,61 Euro.
Den stärksten negativen Einfluss auf den MDax übten die Verluste bei den Industrietiteln aus. Ein Branchentrend war jedoch nicht zu erkennen, verkauft wurden Papiere aller Sparten gleichermaßen.
Solarwerte brechen ein
Bei den Technologiewerten verzeichneten Titel der Solarbranche teils drastische Kurseinbrüche. Die Papiere von Conergy gaben auf Tagessicht 23,8 Prozent auf 20,46 Euro nach, die Aktien von Solon gingen mit einem Minus von 17,8 Prozent auf 62,45 Euro aus dem Handel. Indexschwergewicht Solarworld musste 7,7 Prozent auf 37,60 Euro abgeben. Die Solarwerte gehörten bisher in diesem Börsenjahr zu den großen Gewinnern.
QSC stieg als einer von drei Gewinnern im TecDax nach endgültigen Zahlen um 4,2 Prozent auf 2,73. Die wesentlichen Fakten zum dritten Quartal des Telekomanbieters waren jedoch bereits bekannt. Mit den vorläufigen Zahlen zu dem überraschend schwachen dritten Quartal hatte QSC bereits Ende Oktober die Jahresprognosen gesenkt.
Quelle: ntv.de