Starke Allianz-Zahlen Dax macht Freudensprung
09.11.2009, 18:00 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat am Montag getrieben von positiven Unternehmensdaten und den US-Börsen weiter zugelegt. Angeführt von der Commerzbank und Europas größtem Versicherer Allianz stieg der Dax auf den höchsten Stand seit rund zwei Wochen.
Der Dax legte 2,4 Prozent auf 5619,72 Punkte zu. Der MDax mittelgroßer Werte stieg um 2 Prozent auf 7227,05 Zähler. Der TecDax sprang um 1,5 Prozent auf 760,79 Punkte.
"Allianz hat den Markt mit seinem erstaunlich hohen Milliardengewinn überzeugt", sagte ein Händler. Das Festhalten der Industrie- und Schwellenländer an staatlichen Konjunkturprogrammen wurde Börsianern zufolge ebenfalls positiv aufgenommen. Die Finanzminister der G20 hatten am Wochenende erklärt, die Wirtschaftslage habe sich zwar etwas verbessert. Doch der Zeitpunkt für einen Ausstieg aus den Programmen sei noch nicht gekommen.
Besonders positiv für die Marktstimmung wirkte die gute Aufnahme des schwachen Arbeitsmarktberichts an den US-Börsen am Freitag. "Die Daten waren natürlich schlecht, halten aber die Story von noch lange aufgeschobener Exit-Strategie der Notenbanken und starker Liquiditätsversorgung intakt", erkannte ein Aktienstratege bereits am Mittag. Daher habe es nun Rückkäufe von Anlegern gegeben, die im Vorfeld der Notenbank-Sitzungen vergangene Woche ausgestiegen waren.
Der Dollar setzte darauf seine Schwäche fort und trieb den Euro zwischenzeitlich über die magische Marke von 1,50 US-Dollar. Dies sei ein Zeichen der Rückkehr der so genannten "Carry-Trader". Diese verschulden sich zum Quasi-Nullzins in US-Dollar und legen das Kapital in den höher rentierlichen europäischen Aktienmärkten an. Technisch dürfte der Dax auf dem aktuellen Niveau zunächst konsolidieren, bevor es weiter in Richtung 5.750 Punkte gehen kann, sagte ein Analyst.
Starke Allianz-Zahlen
Die Allianz-Aktien legten 4,3 Prozent auf 82,70 Euro zu. "Diese Ergebnisse sind stark", erklärte Stephan Kalb, Analyst bei Sal Oppenheim. "Wir erwarten, dass Allianz sich besser als seine Rivalen durch die aktuelle Weltwirtschaftskrise schlagen wird." Börsianer begrüßten darüber hinaus, dass das Gewinnplus auf eine Verbesserung des operativen Geschäfts zurückzuführen ist. Analysten äußerten sich zudem überrascht positiv, vor allem zu der niedrigen Schadenkostenquote. Laut UniCredit lag auch das operative Quartalsergebnis über der Konsensschätzung. Die Geschäftsbereiche Lebens- und Krankenversicherungen hätten besser abgeschnitten als erwartet. Der Ergebnisbeitrag des Segments Sach- und Haftpflichtversicherung entspreche dagegen den Erwartungen.
Kräftig erholt zeigten sich auch die übrigen Finanztitel: Die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank profitierten von der guten Branchenstimmung und legten 5,8 beziehungsweise 3,4 Prozent zu.
Deutsche Post kletterten nach einer Kurszielanhebung durch Nomura von 12,50 auf 15 Euro um 4,1 Prozent. Die Deutsche Post habe erstmals seit zwei Jahren ihre Prognosen erhöht, sagte Nomura. Das noch relativ neue Management bemühe sich darum, den Umsatz zu maximieren und die Kosten zu senken und somit Gewinn in "Cash" zu verwandeln. Anleger spekulierten zudem auf ein höheres Briefporto in Deutschland, nachdem Postchef Frank Appel in der "Wirtschaftswoche" bekräftigt hatte, mit der Politik über die langfristige Entwicklung der Briefpreise sprechen zu wollen. "Da wird es wohl kaum um eine Portosenkung gehen", sagte ein Börsianer.
Auch die Konjunkturzykliker können sich kräftig erholen: Unter anderem stiegen Siemens um 2,8 Prozent auf 63,70 Euro, Salzgitter um 2,5 Prozent auf 64,54 Euro und Metro um 4,1 Prozent auf 42,59 Euro. MAN kletterten um 3,2 Prozent auf 57,94 Euro. Auch die Versorger erholten sich deutlich: Eon zogen um 3,2 Prozent an auf 27,05 Euro, RWE um 2 Prozent auf 60,49 Euro.
Infineon litten zwischenzeitlich unter einem Gerücht, nach dem das Unternehmen Konkurrenz bei der Zulieferung von Teilen für das Iphone von Apple bekommen könnte. Die Aktien verloren 0,3 Prozent auf 3,22 Euro.
Puma springt an
Im MDax sprangen Puma mit einem Plus von 4,5 Prozent auf 232,94 Euro an die Spitze. Der vom französischen Luxusgüterkonzern PPR kontrollierte Sportartikelhersteller verdiente im dritten Quartal zwar weniger als erwartet. Experten hoben aber die verbesserten Aussichten für Puma hervor.
Im TecDax stiegen Evotec-Aktien um 4,5 Prozent, nachdem das Biotech-Unternehmen seine Forschungsallianz mit dem Pharmakonzern Boehringer Ingelheim verlängert hatte. Ein Forschungserfolg verhalf den Aktien von Morphosys zu einem Plus von 4,3 Prozent. Dagegen brachen die Aktien von Manz um fünf Prozent ein. Der für die Solarindustrie produzierende Maschinenbauer hatte seine Prognose gesenkt.
Außerhalb der Indizes sorgten Escada nach dem Aufkauf durch die indische Industriellenfamilie Mittal weiter für Furore. Keine Aktie wurde häufiger gehandelt, und keine legte stärker zu: Der Kurs des Modekonzerns sprang um 91 Prozent auf 1,34 Euro. Dabei war der Umsatz mit fast 30 Millionen Aktien höher als bei der Telekom mit 17,3 Mio. Aktien. Börsianer sagten, der Höhenflug mache kaum Sinn, da Mittal nur die Vermögenswerte kaufe und eine leere Börsenhülle übrig bleibe.
Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ/dpa-AFX