Marktberichte

Unter 6000 Punkten Dax macht Kopfstand

Der deutsche Aktienmarkt reagiert auf den deutschen Alleingang bei ungedeckten Leerverkäufen mit deutlichen Abschlägen reagiert. "Die Investoren reagieren verschreckt darauf, wenn die Spielregeln über Nacht geändert werden", sagt ein Händler.

Das überraschende Verbot ausgewählter Leerverkäufe in Deutschland hat den Investoren auf dem Aktienmarkt die Stimmung verhagelt. Der Dax fiel unter die psychologisch wichtige Marke von 6000 Punkten und rutschte in der Spitze um knapp drei Prozent auf 5972 Zähler ab. "Schon vorher war die Nervosität extrem hoch", sagte LBBW-Aktienstratege Steffen Neumann. "Das Leerverkaufsverbot war jetzt wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.". Sorgen bereiten Börsianern zudem die Pläne zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Für zusätzliche Unsicherheit sorgte der Euro, der zwischenzeitlich auf ein Vierjahrestief gesackt war.

Der Dax sank um 2,7 Prozent auf 5988,67 Punkte ab. Der MDax verlor 3,5 Prozent auf 8025.27 Punkte. Für den TecDax ging es um 3 Prozent auf 745,41 Zähler nach unten.

Das von der deutschen Finanzaufsicht Bafin am Vortag beschlossene Verbot ungedeckter Leerverkäufe gilt seit Mitternacht. Es betrifft Staatsanleihen aus der Euro-Zone sowie Aktien von zehn Unternehmen der deutschen Finanzbranche, darunter die Commerzbank, die Deutsche Börse und die Deutsche Postbank

Unter Börsianern sorgte die Regelung für gemischte Gefühle. Einerseits begrüßten sie die Bemühungen, den Handel zu regulieren. Andererseits waren sie der Meinung, dass ein deutscher Alleingang nichts bringe. "Es herrscht Unsicherheit, was noch an Regulierung kommen kann, deshalb stellen sich die Investoren erst einmal an die Seitenlinie und machen Kasse", sagte Postbank-Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein.

Finanzwerte im Blick

Vor allem bei Titeln, die sich in den vergangenen Wochen sehr gut entwickelt haben, nahmen Anleger Gewinne mit. Dazu zählten exportorientierte Werte wie Daimler und BMW. BMW litten zudem unter Herabstufungen und wurden mit Dividendenabschlag gehandelt - die Aktien schlossen 6,6 Prozent im Minus. Daimler verbilligten sich um 4 Prozent.

Finanzwerte fielen - belastet vom deutschen Leerverkaufsverbot - europaweit in der Gunst der Anleger. Der europäische Branchenindex rutschte um 3,5 Prozent ab. Das Verbot habe die Investoren verschreckt, sagte Stephan Pope, der die weltweite Anlagestrategie bei Cantor Fitzgerald verantwortet. Die Anleger befürchteten, dass auch andere Länder dem Beispiel folgen könnten. Vor allem spanische und italienische Finanzwerte mussten Federn lassen. Im Vergleich dazu hielten sich die Verluste bei den Aktien deutscher Banken noch in Grenzen: Die Papiere der Deutschen Bank fielen um 2,9 Prozent. Commerzbank büßten 1,7 Prozent ein, Allianz 3,2 Prozent. Postbank schlossen nahezu unverändert.

Nach dem Leerverkaufsverbot rückt laut Händlern nun die Diskussion um eine mögliche Transaktionssteuer in den Blick. "Sollte auch sie im deutschen Alleingang kommen, können hier einige schließen", so ein Händler. Negativ wäre sie unter anderem für Wertpapierhandelshäuser und Direktbanken. Die im SDAX gelistete Comdirect gab um 2,9 Prozent nach.

Quelle: ntv.de, dpa-afx/DJ/rts

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