Marktberichte

Sorgen über Sorgen Dax macht schlapp

Der deutsche Aktienmarkt muss gegen viele Widerstände ankämpfen. Die Moody's-Warung an die USA und die europäische Schuldenkrise stehen im Fokus der Anleger. Der positive Handelsbeginn an der Wall Street sorgt nur für eine kurze Entspannung.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der Warnschuss der Ratingagentur Moody's an die Adresse der USA und Unsicherheit über den nächsten Akt in Europas Schuldendrama hat am Donnerstag den deutschen Aktienmarkt belastet. "Die Anleger sind sehr nervös, daher sind die Umsätze auch gering. Keiner weiß so recht, was als nächstes kommt", sagte ein Händler. "Wer kann, macht gar nichts." Auffällig sei aber, dass bei fallenden Kursen der Umsatz meist zunehme.

Nur kurze Entspannung brachten am Nachmittag besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen der US-Großbank JP Morgan sowie US-Konjunkturdaten, die Börsianer als "in Ordnung" beschrieben. So konnten die Einzelhändler ihren Umsatz im Juni überraschend steigern. Die US-Börsen eröffneten im Plus.

Der Dax fiel um 0,7 Prozent und schloss bei 7215 Punkten. Der MDax gab um 1,2 Prozent auf 10.796 Zähler nach. Der TecDax verzeichnete ein Plus von 2,6 Prozent und wies 850 Punkte auf.

Moody's hatte mit einem umgehenden Entzug der Bonitäts-Bestnote für die USA gedroht, da sich die Parteien in Washington bislang nicht auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen konnten. In Italien stimmte der Senat dem Sparpaket der Regierung zu, das Unterlagen zufolge mit knapp 48 Milliarden Euro schärfer ausfallen soll als geplant. Zudem nahm das hochverschuldete Land an den Rentenmärkten zusätzliche Gelder auf, musste dafür aber deutlich höhere Risikoaufschläge zahlen.

Im Fokus standen am Nachmittag die Aktien von RWE, die nach ins Plus drehten. Aber danach ging es wieder abwärts. RWE notierten mit 0,1 Prozent im Minus. Das geplante Joint Venture sei eine gute Nachricht für RWE, sagte ein Händler. Das Geld aus einer möglichen Kapitalerhöhung, über die seit einiger Zeit spekuliert werde, könnte zum Aufbau des Gemeinschaftsunternehmens genutzt werden. "Positiv ist zudem, dass RWE Zugang zu einigen Ländern mit einem starken Gasgeschäft bekommen dürfte." Analysten zufolge könnte es jedoch kartellrechtliche Hürden geben.

Deutsche Börse verbilligten sich um 0,5 Prozent. Die Aktionäre der Deutschen Börse haben den Weg frei gemacht für die Fusion mit der New Yorker Nyse Euronext. Die Anteilseigner hätten nach aktuellem Stand mehr als 80 Prozent der Deutsche-Börse-Papiere gegen Papiere eines neuen Gemeinschaftsunternehmens eingetauscht, teilte die Deutsche Börse mit. Es handele sich dabei allerdings noch um eine vorläufige Annahmequote des Umtauschangebots. Sie könne "durch fristgerecht getätigte, aber noch nicht gebuchte Aufträge" von Aktionären noch weiter steigen oder fallen.

Für Gesprächsstoff sorgte zudem die Software AG, deren Aktien im TecDax um 16,3 Prozent Euro einbrachen. Die im Dax notierten SAP sackten um 2,8 Prozent ab. Software hatte seinen Quartalsbericht vorgelegt und mitgeteilt, dass die Nachfrage nach der Implementierung von SAP-Produkten weiter hinter dem Vorjahr zurückgeblieben sei.

Durchsuchungen im Zusammenhang mit Bestechungsvorwürfen bei Europas größtem Elektronikhändler Media-Saturn machten den Aktien der Konzernmutter Metro zu schaffen. Um 2,8 Prozent gaben die Titel nach und zählten damit im Dax zu den größten Verlierern. "Obwohl Media-Saturn mit der Staatsanwaltschaft kooperiert, ist das negativ für Metro", sagte ein Händler.

Gegen den Trend standen dagegen die Autowerte weiter hoch im Kurs: BMW stiegen um 1,2 Prozent, Daimler gewannen 0,2 Prozent. "Der Autoindustrie trauen die Anleger nach den BMW-Zahlen weiterhin Außergewöhnliches zu, das ist schon überraschend, was da eingepreist wird", kommentierte ein Börsianer. Eckdaten der VW-Tochter Audi für das erste Halbjahr stützten die Tendenz.

Im MDax verloren nach unter den Erwartungen liegenden Quartalszahlen die Aktien von Heidelberger Druck 6,9 Prozent. "Zum einen waren die Zahlen eine Enttäuschung, zum anderen ist der Ausblick ziemlich vage. Das kommt beim Anleger halt nicht gut an", fasste ein Börsianer zusammen.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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