Marktberichte

Beflügelt in die Woche Dax macht sich groß

Der deutsche Aktienmarkt steht zum Auftakt der neuen Börsenwoche ganz im Zeichen der Finanzwerte. Das liegt nicht nur an neuen Kapital-Spielregeln für die Branche, sondern auch an der Mega-Kapitalerhöhung der Deutschen Bank.

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(Foto: REUTERS)

Ermutigende Konjunkturdaten aus China sowie die Einigung auf neue Eigenkapitalvorschriften für die Finanzbranche haben dem Dax am Montag Auftrieb gegeben. Der deutsche Leitindex ging mit einem Plus von 0,8 Prozent bei 6261,68 Punkten aus dem Handel. Der MDax kletterte 0,7 Prozent auf 8740,05 Zähler. Der TecDax gewann 0,7 Prozent auf 775,05 Punkte.

"Der Wochenstart verläuft bisher ruhig und die guten Vorgaben treiben den Dax weiter nach oben", sagte Christoph Schmidt von der N.M.F. AG. Im weiteren Wochenverlauf dürften dem Analysten zufolge aber einige Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten für neue Impulse sorgen. Auch der am Freitag anstehende große Verfall am Terminmarkt dürfte seine Schatten voraus werfen. Aus technischer Sicht müsse der Dax nachhaltig über 6300 Punkte klettern, um weiteres Potenzial freizusetzen, ergänzte Schmidt.

Tagesthema war die Deutsche Bank, deren Aktien sich nach der Ankündigung einer Rekord-Kapitalerhöhung um 1,7 Prozent von ihrem starken Rückschlag am Freitag erholten. Der deutsche Branchenprimus sammelt mindestens 9,8 Mrd. Euro am Aktienmarkt ein. Er will sich die Postbank ganz einverleiben und sich für Basel III rüsten. Börsianern zufolge ist die Kapitalerhöhung zwar etwas größer als erwartet ausgefallen und auch die Ergebnisbelastung durch die Postbank von 2,4 Mrd. Euro erschrecke einige. Überraschend sei das aber alles nicht und so erholten sich die Aktien. Lob kam von Bankenexperte Dirk Schiereck: "Das Timing der Transaktion ist brillant." Nach den neuen Regeln für die Finanzbranche ist dem Professor für Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt zufolge mit einer Welle von Kapitalerhöhungen zu rechnen. Da sei es gut, der erste zu sein.

Am Wochenende hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich bekanntgegeben, dass Geschäftsbanken weltweit künftig wesentlich mehr Eigenkapital vorhalten sollen. Von 2013 an soll die Kernkapitalquote stufenweise von derzeit vier auf sechs Prozent steigen. Dies sehen einige Händler als "kräftige Unterstützung für den Bankensektor, da zum einen die Anforderungen weniger scharf erscheinen als befürchtet und zum anderen die belastende Unsicherheit nun aus der Branche entweicht". Für die Commerzbank ging es 2,4 Prozent nach oben, im MDax legten die Papiere der Aareal Bank 4,3 Prozent zu.

Die Papiere der Postbank rutschten nach dem zu erwartenden Pflichtangebot durch die Deutsche Bank um 7,8 Prozent ab. Die größte deutsche Bank will nur 24 bis 25 Euro für eine Postbank-Aktie bieten und damit vermeiden, dass sie im Februar 2012 allen Aktionären 45 Euro je Aktie bieten muss. An der Börse hatte das Papier in den vergangenen Tagen wegen der Spekulationen auf ein höheres Gebot deutlich zugelegt. Einige zeigten sich negativ überrascht, dass die Deutsche Bank keine Prämie für die ausstehenden Postbank-Anteile bietet. Das Pflichtangebot richtet sich am durchschnittlichen Preis der vergangenen drei Monate aus, der bei etwa 24,67 Euro liegen sollte.

Zement hui, Druckmaschinen pfui

Abseits der Finanzwerte liegen die Aktien von HeidelbergCement mit 2,6 Prozent unter den stärksten Werten. "Die Aktien folgen dem freundlichen Trend für europäische Bauwerte", sagte ein Händler mit Blick auf den festen Stoxx600-Branchenindex. Positive Impulse habe das anhaltend kräftige Wachstum der chinesischen Wirtschaft gegeben, das sich in einem Anstieg der Industrieproduktion um 13,9 Prozent im August gezeigt habe. Der Rivale Lafarge habe zudem seine Prognosen für den französischen Zementmarkt angehoben und halte entgegen der ursprünglichen Erwartung gar ein leichtes Wachstum für möglich, hieß es. Eine aktuelle Studie der Credit Suisse gab für Aktien der Branche unterschiedliche Impulse: Lafarge hoben sie auf "Overweight", senkten allerdings CRH und Holcim.

Aktien von Heidelberger Druckmaschinen gaben nach den Details zur laut Händlern "lang erwarteten Kapitalerhöhung" 2,5 Prozent ab. Der Druckmaschinenhersteller will sein Grundkapital mit knapp 400 Mio. Euro frischem Kapital nahezu verdreifachen und damit Schulden tilgen sowie das Eigenkapital stärken. Der Bezugspreis für die neuen Aktien, die im Verhältnis eins zu zwei angeboten werden, wurde auf 2,70 Euro festgelegt. "Es war zwar mit einem sehr hohen Volumen gerechnet worden, der sehr niedrige Bezugspreis stößt aber sauer auf", sagte ein Börsianer. Ein anderer Händler sah die Bedingungen indes "voll im Rahmen der Erwartungen." Sie seien im Kurs bereits eingepreist.

Sky holen auf

Für Papiere des Bezahlfernsehsenders Sky Deutschland ging es im MDax 4,1 Prozent nach oben. Sky hat den Bezugspreis für seine Anfang August bekannt gegebene Kapitalerhöhung auf 1,05 Euro je Aktie festgesetzt. Abgesehen vom Großaktionär News Corp. Dürften wohl kaum Aktionäre neue Aktien zeichnen, schätzt LBBW-Analyst Andreas Heinold. In Verbindung mit einer Wandelanleihe oder einem Gesellschafterdarlehen zufließende Mittel in Höhe von 340 Mio. Euro stützten das Unternehmen aber auf absehbare Zeit.

Unter den Technologiewerten ragen Papiere von Kontron mit einem Plus von 6,5 Prozent positiv heraus. Die WestLB hat die Einstufung für den Minicomputer-Hersteller von "Neutral" auf "Add" angehoben und das Kursziel auf 7,50 Euro festgelegt. Irritationen über mögliche Betrugsfälle in Malaysia dürften weit weniger bedeutsam sein, als die wohl im dritten Quartal anhaltend gute Auftragslage. Die Aktie dürfte ihren Bewertungsrückstand wohl bis zum Bericht des dritten Quartals aufholen.

Quelle: ntv.de, nne/dpa-AFX/rts

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