Quartalsschluss mit Plus Dax macht sich hübsch
28.09.2007, 18:00 UhrDer deutsche Aktienmarkt verabschiedet sich mit einem leichten Plus ins Wochenende. Nach einem bis zum Nachmittag ereignislosen Handel kippt der Dax nach der Eröffnung der US-Börsen ohne offensichtlichen Anlass deutlich ins Minus. Kaum unter die Marke von 7800 Punkte gefallen, machte der Markt eine deutliche Kehrtwende und kletterte in Windeseile zurück ins Plus.
Der Dax beendete den Handel mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 7861,51 Punkte. Der MDax verlor hingegen 0,6 Prozent auf 10334,74 Punkte. Der TecDax gewann 0,6 Prozent auf 966,06 Punkte.
Die Aufholjagd im Dax in den letzten Handelsminuten erklärt sich wohl am ehesten mit dem Blick auf den Terminkalender. Mit Börsenschluss endete am Freitag auch das dritte Quartal, was für institutionelle Investoren ein Stichtag für ihre Performancebewertung ist. Um noch ein wenig an der Dreimonats-Bilanz zu polieren (in Börsenkreisen spricht man auch gerne von "window dressing"), gelten steigende Kurse am letzten Tag eines Quartals fast als ausgemachte Sache.
Überwiegend positive Daten zur US-Konjunktur gingen am Markt derweil quasi spurlos vorüber. Der an den Finanzmärkten stark beachtete Konjunkturindex der Einkaufsmanager aus dem Großraum Chicago ist im September überraschend gestiegen. Auch die Bauausgaben der US-Bürger zogen trotz der Immobilien- und Kreditkrise überraschenderweise an.
TUI zeigt's allen
Den größten Tagesgewinn verzeichnete die Aktie von TUI mit einem Plus von 4,2 Prozent. Das "Handelsblatt" hatte berichtet, dass sich Guy Wyser-Pratte mit einem Prozent an dem Unternehmen beteiligt. Der Finanzinvestor wolle Vorstandschef Michael Frenzel austauschen, schreibt die Zeitung. "Allerdings muss man das erst einmal abwarten, ein Prozent ist nicht gerade viel", sagte ein Händler. "Wyser-Pratte ist kein Unbekannter", sagte ein anderer Börsianer. Zuletzt habe der US-Milliardär alles, was er angefangen habe, auch durchgezogen. Das treibe nun die Aktie - die sowieso Nachholbedarf habe.
Den stärksten positiven Einfluss auf den Dax übten die Versicherungstitel aus, was an einem soliden Plus von 1,4 Prozent der Münchener Rück lag. Die Papiere profitierten damit von der Meldung, dass der US-Finanzkonzern Merrill Lynch seine Beteiligung an dem deutschen Rückversicherer aufgestockt hat und nun zu den zwei größten Aktionären des Konzerns zählt. In Finanzkreisen heißt es derweil, das Engagement von Merrill Lynch sei keine strategische Beteiligung.
Zu den größten Gewinnern zählten zudem die Papiere der Hypo Real Estate, die 1,7 Prozent auf 39,88 Euro zulegen konnten. Die EU-Kommission genehmigte dem Immobilienfinanzierer die Übernahme der Depfa Bank. Damit ist der größte Zusammenschluss in der deutschen Bankenbranche seit der Fusion von Allianz und Dresdner Bank vor sechs Jahren perfekt.
Auf der Verliererseite notieren die Papiere von Merck mit einem satten Minus von sechs Prozent. Die Aktie hatte seit Anfang der Woche bereits rund zehn Prozent verloren und setzte diesen Abwärtstrend weiter fort. Händler verwiesen zur Begründung auf einen Kommentar der Deutschen Bank. Die Analysten hatten das Papier auf "Hold" von "Buy" heruntergestuft und das Kursziel um fünf Euro auf 91 Euro reduziert. Den Experten zufolge seien die Erwartungen an das LCD-Geschäft zu hoch.
Deutlichere Bremsspuren hinterließen auch die Papiere von BMW mit einem Minus von 1,6 Prozent auf 45,23 Euro. Am Markt hieß es, Investoren nähmen nun nach den enttäuschten Hoffnungen auf ein Aktienrückkaufprogramm Gewinne mit. Daneben hatten einige Analysten ihre Einschätzungen für den Titel gesenkt. So hatte unter anderem UBS die Aktie auf "Neutral" von "Buy" heruntergestuft und traut dem Titel jetzt nur noch einen Anstieg bis auf 50 Euro statt 55 Euro zu.
Premiere gefragt
Stark in Bewegung waren auch die Nebenwerte. Den größten prozentualen Tagesgewinn im MDax verbuchten die Papiere von Premiere mit vier Prozent Plus. "Nach der geplanten Kapitalerhöhung bekommt Premiere mit der nächsten Anpassung im MDax ein höheres Gewicht", sagt ein Händler. "Davon profitiert das Papier."
Hiobsbotschaften kurz vor Handelsschluss bescherten Celesio einen drastischen Kurseinbruch von 8,3 Prozent auf 44,26 Euro. Der Pharmahändler hat wegen Änderungen im britischen Gesundheitswesen seine Ergebnisprognose für die Jahre bis 2010 nach unten korrigiert. Die bislang erwarteten durchschnittlich zweistelligen Wachstumsraten des Gewinns vor Steuern kann Celesio nach eigener Einschätzung nicht mehr halten. Für das vierte Quartal rechnet das Unternehmen mit einer Ergebnisbelastung von mehr als 30 Mio Euro.
Quelle: ntv.de